11. August 2015In 2015/3

„Der Düsseldorfer Karneval der Zukunft ist frech, kreativ und international“

Gespräch mit Josef Hinkel, selbständiger Bäckermeister


von Dr. Paul Breuer

Josef Hinkel, 56 Jahre, verheiratet, fünf Kinder, Bäckermeister, Unternehmer, CC Karnevalspräsident a.D. ist ein Ur-Düsseldorfer, der mit seinem Fahrrad in blütenweißer Bäckerkluft seine Düsseldorfer Bäckereien in der Hohe Straße und Mittelstraße regelmäßig mehrmals am Tag aufsucht, um nach dem Rechten zu sehen. Die Qualität seiner Backwaren hat absolute Priorität. Er überlässt nichts dem Zufall, wenn es um neue Backprodukte geht. Täglich bis zu 60 verschiedene Brotsorten stellt er nach alten Rezepturen her. „Die Herstellungsverfahren einiger unserer Backprodukte erfolgen nach alten Methoden, wie man sie noch selten irgendwo findet“, sagt stolz der Knappe des Obermeisters. Seine Bäckereien sind meist schon morgens gut besucht, die Verkäuferinnen und Verkäufer handverlesen.

Ein weiteres großes Engagement gilt dem Karneval. Josef Hinkel ist immer positiv gestimmt und trägt sein Herz auf der Zunge. Er ist humorvoll, spontan und sehr kommunikativ. Kein Wunder, dass er als CC-Karnevalspräsident Düsseldorfs die Nachfolge von Engelbert Oxenfort in einer schwierigen Zeit des Umbruchs antrat und den Versuch unternahm, dem Düsseldorfer Karneval einen modernen Anstrich zu verpassen. Seine verbindliche Art und die Vermeidung jeglicher Form von Polarisierung sorgte für Zusammenhalt innerhalb der verschiedenen Karnevalsgesellschaften. Kein leichtes Unterfangen, wenn man als Unternehmer auch ehrenamtlich einer für Düsseldorf wichtiger Institution vorsteht, die medial mit großer Aufmerksamkeit – auch kritisch – begleitet wird. Der Rheinische Karneval ist in unseren Breitengraden ja auch eine ernste Angelegenheit – „Do kenne ma kinne Spass!“.

Wieso er so beliebt ist in Düsseldorf, frage ich ihn. Seine bescheidene Antwort: “Man muss die Leute am Herzen packen, das ist das Geheimnis!“ Wenn das nur so einfach wäre…
Der lebenslustige Josef Hinkel ist eigentlich zu jung, um sich nur in seine Backstuben zurückzuziehen. Seine Familie bedeutet ihm sehr viel und er genießt es, wenn seine Freizeit es zulässt, mit Frau und den Kindern etwas zu unternehmen.
Gute Gründe nachzufragen, wie er sich seine weitere Zukunft vorstellt. Ohne Karneval?

Josef, du bist gerade aus den USA zurück. Die 10 Tage in New York, Boston und Cape Cod waren bestimmt interessant. Warum gerade die USA und nicht Teneriffa?

Unsere Tochter hat gerade ein Praktikum bei Oak Mill Bakery, einer Großkonditorei und Brotbäckerei in Chicago, gemacht. Ich wollte mir persönlich einen Eindruck von den Backbetrieben in den USA machen. Bei dieser Gelegenheit habe ich mir auch einige Betriebe in Boston angesehen.

Der Nachwuchs wird schon „eingeordnet“?

Natürlich. Aber da habe ich noch andere Absichten verfolgt. Warum nicht US Bäckern eine Ausbildung als Bäckergeselle oder -meister in unseren Betrieben ermöglichen? Die Ausbildung von jungen Bäckergesellen nach dem Motto: „Zurück zu den Wurzeln“ war schon immer meine Überzeugung.

Also Kooperationen mit amerikanischen Bäckern suchen? Nachdem Düsseldorf wohl bald eine US Partnerstadt mit Boston einzugehen beabsichtigt, könnte die deutsche Bäckerzunft auch dort Brote nach deutschen Rezepten und Backmethoden einführen.

Klar, das wäre toll. Auch wir könnten von amerikanischen Ideen und der Herstellung von Backwaren profitieren. Sicher ist, dass deutsche Broterzeugnisse in den USA sehr gefragt sind.

Auffällig ist, dass es in deinen Bäckereien keine belegten Brötchen und Kaffee gibt. Absicht?

Wir wollen hochqualitative Backerzeugnisse anbieten, keine Bistroatmosphäre kreieren. Das können andere sicherlich besser. Dies ist unser Alleinstellungsmerkmal und daran wollen wir auch festhalten. Das heißt nicht, dass wir nicht an eine Ausweitung unserer Produktpalette denken. Da sind verschiedene Modelle vorstellbar.

Der Rückzug vom Düsseldorfer Karneval war wohl unter anderem aus gesundheitlichen Gründen gegeben – kein Wunder bei dieser Doppelbelastung von Karneval und Geschäft. Wie geht es dir heute?

Nach dieser Erholungsphase fühle ich mich wieder total fit. Die gesundheitlichen Probleme sind ausgestanden.

Als ehemaliger Karnevalsprinz und Präsident des Comitee Düsseldorfer Carneval ist man wohl lebenslang dem Karneval verbunden. Verfolgst du noch die Vorbereitungen der kommenden Session 20015/16?

Aber klar doch. Ich habe und halte noch immer zu den verschiedenen Karnevalsgesellschaften Kontakt. Wie du sagst: Einmal Karnevalsprinz immer Karnevalsprinz!

Wie und wo siehst du den Düsseldorfer Karneval in der Zukunft?

Frech – auch und gerade zu politischen Themen -, kreativ und international!

Wie ist die Zusammenarbeit mit den anderen Städten?

Intensiv. Wir haben zum Beispiel eine sogenannte „Elefantenrunde“ der Städte Mönchengladbach, Neuss und Düsseldorf gebildet. Dabei wird die Auszeichnung der „Närrische Maulkorb“ ausgelobt. Ein regelmäßiger närrischer Erfahrungsaustausch findet auch zwischen Bonn, Aachen, Köln und Düsseldorf statt.

Ich merke, deine Begeisterung für den Düsseldorfern Karneval ist ungebrochen.

Stimmt.

Wer dich kennt weiß, dass dein Herzblut am Düsseldorfer Karneval hängt. Könnte es eine Rückkehr vom Rücktritt in absehbarer Zeit geben?

Das möchte ich nicht ganz ausschließen. Aber, man wird sehen, was die Zukunft noch an Überraschungen zu bieten hat.


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