22. Februar 2016In 2016/1

„Ich mag die Offenheit der Rheinländer“

Interview mit Maike Kühl, Kabarettistin und Schauspielerin


von Björn Merse

Wie fühlt sich eine gebürtige Münchnerin im Rheinland?

Pudelwohl! Landschaftlich ist man als Münchnerin natürlich verwöhnt. Da bin ich schon das eine oder andere Mal sehr erschrocken, welch hässliche Orte es im Rheinland gibt. Aber die Menschen hier machen das definitiv wieder wett. Ich mag die Offenheit der Rheinländer. Und die Feierfreudigkeit. Man kommt hier ja aus dem Feiern gar nicht mehr raus. Da wird der Wein gefeiert, Frankreich wird gefeiert, Japan auch, der Fisch wird gefeiert, der Jazz, die Museen, der Glühwein und dann natürlich der Karneval. Und dann geht’s schon wieder von vorne los. Gibt Schlimmeres!

Erfüllt es sie mit Stolz, Mitglied des mittlerweile berühmten Kom(m)ödchen-Ensembles zu sein?

Klar! Es ist schön zu merken, dass der Zuschauer das Haus inzwischen ganz stark mit unserem Ensemble verbindet und wir mit unseren Autoren etwas ganz Besonderes und Eigenes kreiert haben.

Christian Ehring war bei seinem Interview mit uns voll des Lobes über Sie und Ihren Kollegen Heiko Seidel. Jetzt können Sie sich gerne revanchieren.

Nichts leichter als das! Es ist ein so großes Vergnügen, mit Christian auf der Bühne zu stehen. Und nach nun 10 Jahren gehen wir uns immer noch nicht auf den Keks. Das ist in den meisten Ehen anders! Ich bewundere seine Genauigkeit und Disziplin und natürlich seine großartigen Texte. Christian gönne ich seinen Erfolg von Herzen, weil er so verdient ist. Und man kann mit ihm wunderbar albern sein!

Ist es nicht manchmal schwer, gegen eine „Rampensau“ wie Heiko Seidel anzuspielen und – wie können sie bei „The Sun of Meerbusch“ überhaupt noch ernst bleiben?

Ich versuche nicht, gegen Heiko anzuspielen. Das hätte gar keinen Sinn! Es gibt nichts Schlimmeres, als ein ‚Battle der Rampensäue.‘ Das mit dem Ernstbleiben ist tatsächlich nicht immer leicht. In den Proben zu Couch gab es die Szene zwischen dem beigen Paar Klaus und Manu. Die haben wir bis kurz vor der Premiere nicht ein einziges Mal ohne Lachen hinbekommen. Unser Regisseur war der Verzweiflung nahe. Besonders, weil er selbst jedes Mal mit lachen musste. Aber genau das ist das Besondere zwischen uns. Nach so vielen Vorstellungen entdeckt man immer wieder neu die Komik einer Szene oder Figur und muss dann eben auch mal lachen.

Wie verträgt sich Ihr „Mutter sein“ mit ständigen Proben und abendlichen Auftritten?

Ich finde es immer wieder interessant, dass meinen Kollegen, die auch alle Kinder haben, diese Frage nie gestellt wird. Anscheinend ist unser Familienmodell noch immer nicht selbstverständlich. Mein Mann und ich versuchen uns eben gegenseitig den Rücken freizuhalten, so dass jeder die ihm wichtigen Projekte wahrnehmen kann. Ist das anstrengend? Und wie! Oft brüten mein Mann und ich stundenlang über unseren Kalendern, um die nächsten Wochen zu planen. Aber am Ende des Tages bin ich sehr dankbar, dass ich Kinder und Karriere vereinbaren darf und kann. Es ist ganz wunderbar, nach einer Tour oder Dreharbeiten nach Hause zu kommen und die Kinder zu knuddeln. Es ist aber auch ganz wunderbar, nach einem Tag voller Haushalt und Kindergequengel sagen zu können: ‚Und tschüss! Mami darf jetzt arbeiten gehen.‘

Sie spielen jetzt im zehnten Jahr am Kom(m)ödchen. Was ist das Besondere an diesem Haus?

Chef, Kollegen auf der Bühne, Kollegen hinter der Bühne. Kurz gesagt: die Menschen! Wir sind ein kleines, zusammengeschweißtes Team und fühlen alle eine große Verbundenheit zu diesem Haus. Alle hier arbeiten miteinander und nie gegeneinander. Diese Atmosphäre zu schaffen ist eine so große Leistung von Kay Lorentz. Wir nennen es auch gerne die ‚Arschlochfreie Zone‘.

Seit letztem Jahr gehörte mit Ihrem Engagement in der ARD-Show „3. Stock links“ auch Fernsehen wieder zu Ihren Aufgaben. Brauchten Sie den Ausgleich? Und waren sie froh, auch mal eine Szene wiederholen zu können?

Den Ausgleich habe ich nicht gesucht. Aber natürlich tun neue Impulse immer gut. Ich habe das große Glück, in Sebastian Pufpaff und Hannes Ringlstetter trotz ihrer Solokarrieren großartige Teamplayer gefunden zu haben. Und wie toll, dass wir gleich mit einer Grimme-Preis-Nominierung belohnt wurden!
Klar kann man Szenen wiederholen. Dafür bekommt man Texte viel knapper und hat eine wesentlich kürzere Probenzeit.

Wie geht es mit dem Projekt weiter? Sind schon weitere Folgen in Planung?

Wir arbeiten bereits an Staffel 2. Diese wird bald schon gedreht, allerdings erst gegen Ende des Jahres ausgestrahlt. Dafür dann aber wöchentlich.

Während Ihrer Babypause wurden Sie in den Programmen von Melanie Haupt ersetzt. Was war das für ein Gefühl und wie hat sie ihre Sache gemacht?

Ich war froh, dass ich eine so tolle Vertretung hatte, sowohl in Melanie als auch in Andrea Frohn, die mich in „Freaks“ vertreten hat. So konnte ich die eigenen Produktionen auch mal im Zuschauerraum genießen und endlich ungebremst darüber lachen!

Welche Kabarettisten sehen Sie gerne?

Jochen Malmsheimer, Josef Hader, Andreas Rebers, Tina Teubner, Rainald Grebe. Und ich war immer schon ein Riesenfan von Gerhard Polt.

Sie leben in Düsseldorf . Wie würden Sie einem Fremden Ihre Stadt in ein paar Sätzen beschreiben?

Die Stadt ist besser als ihr Ruf. Aber ist das nicht eigentlich bei allen Städten so? Düsseldorf kann schick sein und bescheiden. Arrogant und herzlich. Beschwipst und nüchtern. Es kommt also ganz darauf an, was du daraus machst. Und Gelegenheiten, sich die Stadt schön zu trinken, gibt es hier ja schließlich genug!


Kurzvita

Maike KühlMaike Kühl ist eine deutsche Kabarettistin und Schauspielerin. Am 01.05.1976 in München geboren und aufgewachsen; hat dort die Otto-Falckenberg-Schauspielschule besucht. Es folgten Engagements in München, St. Gallen und Köln. Seit 2006 gehört sie zum festen Ensemble im Düsseldorfer Kom(m)ödchen und spielt in „Couch“, „Sushi“, „Freaks“ und „Deutschland gucken“. Seit 2015 spielt sie u.a. neben Sebastian Pufpaff in der ARD-Show „3. Stock links“ mit, die gerade für den Grimme-Preis nominiert wurde. Sie wohnt mit Mann (Mitglied im Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses) und ihren beiden Töchtern in Gerresheim.

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