22. Mai 2017In 2017/2

„Wir sollten nicht noch einmal den Start einer revolutionären Technologie verschlafen und anderen Ländern das Feld überlassen“

Gespräch mit dem Finanzexperten Lars Denner


von Christian Theisen

Herr Denner, kommt die Bitcoin-Revolution?

Ja, der Bitcoin oder eine andere Kryptowährung wird sich meines Erachtens zur neuen digitalen Weltwährung entwickeln. Das Bargeld wird sich zukünftig weiter reduzieren. Paypal und das berührungslose Bezahlen per NFC-Übertragung (W-Lan) durch die ECoder Kreditkarten gibt es schon.

Die Entwicklung des Bitcoin als Zahlungsmittel ist ähnlich zu beurteilen, wie die Entwicklung des Internets 1989. Nur Wenige fanden anfänglich einen Zugang zu der neuen Technologie. Heute ist das Internet mit Email, Suchmaschinen oder sozialen Netzwerken aus dem privaten und beruflichen Alltag nicht mehr wegzudenken.

Wie sind Sie auf das Thema aufmerksam geworden?

In 2016 machte ich mir Gedanken, mein persönliches Anlageportfolio zu erweitern und beschäftigte mich intensiv mit Aktien. Die damit verbundenen Risiken für die Anleger und die Ereignisse der Vergangenheit, wie zum Beispiel Abstürze von 50 Prozent von Weltkonzernen, ließen mich zweifeln. Auf der Suche nach Anlagealternativen habe ich begonnen, mich intensiv mit dem Thema digitale Währung und vor allem Bitcoin zu beschäftigen.

Der Umgang mit Bitcoin erfordert Eigenverantwortung, da man eigenständig sein eigenes Vermögen verwaltet. Dafür ist es wichtig, ein solides Wissen über die Technologie, den Markt sowie die Chancen und Risiken aufzubauen. Um auch andere für dieses spannende und lukrative Thema zu sensibilisieren und zu informieren, habe ich zusammen mit einem Geschäftspartner die Bitcoin-Schule gegründet und biete Schulungen im Großraum Düsseldorf an.

Was genau ist ein Bitcoin?

Grundsätzlich ist der Bitcoin etwas anderes, als die Online-Konten unserer Banken, die viele von uns bereits nutzen. Der Bitcoin (englisch sinngemäß für „digitale Münze“) ist ein digitales, fälschungssicheres und limitiertes Zahlungsmittel. Durch diese Limitierung wird sich, meiner Meinung nach, der Wert positiv entwickeln. Bitcoin besteht im Kern aus einem Zahlungssystem und einer Geldeinheit, welche dezentral in einem Rechnernetz mit Hilfe eigener Software verwaltet bzw. geschöpft wird. Der Bitcoin wird von keiner Institution reguliert und kein Staat kann einfach neue Bitcoins „nachdrucken“. Das System basiert auf einer von den Teilnehmern gemeinsam verwalteten dezentralen Datenbank.

Bitcoin & Blockchain

BitcoinBitcoin ist eine digitale Währung, die nicht über ein Zentralbanksystem, sondern dezentral über den Zusammenschluss von Rechnern zu einem weltweiten Netzwerk funktioniert. Die Bitcoins werden von ihren Eigentümern in digitalen Brieftaschen auf dem Computer oder Smartphone gespeichert.

Die Basis des Bitcoins ist eine dezentral betriebene Datenbank, die Blockchain, die unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto entwickelt wurde und seit 2009 in Betrieb ist. Sämtliche Transaktionen werden in der Blockchain verzeichnet und regelmäßig durch das dezentrale System in einem aufwendigen Rechenprozess automatisch verifiziert.

Bitcoins entstehen durch das sogenannte „Mining“: Jeder kann sich an dem Rechenprozess beteiligen und Rechenleistung zur Verfügung stellen. Alle 10 Minuten erhält einer der Teilnehmer dafür einen Betrag an neuen Bitcoins als Entschädigung. Das System ist so angelegt, dass es endgültig maximal 21 Millionen Bitcoins geben kann. Es ist somit vor Inflation geschützt.

Wo hat man ein Konto?

Ein Bitcoin-Konto (Wallet) ist ohne Schufa und Namen einfach auf jedem Rechner oder Smartphone zu installieren Die BaFin (Bundesaufsichtsbehörde für Finanzen) erlaubt ein Austausch mit dem Bitcoin. Als Zahlungsmittel ist die Akzeptanz vereinzelt auch in Deutschland schon möglich. Die kleinste mögliche Einheit des Bitcoins nennt man Satoshi. Das ist die 8-te Nachkommastelle im Dezimalsystem. Der aktuelle Wert für einen Bitcoin beträgt 1.651,58 Euro (Stand 17. Mai 2017).

Für wen ist Bitcoin interessant?

Zurzeit ist es noch ein spekulatives, volatiles Anlageprodukt mit außerordentlicher Performance. Auf dem Finanzmarkt wird der Bitcoin als Devise eingestuft. Mehrere Fachzeitschriften haben den Bitcoin als die beste Devise der Jahre 2013, 2015 und 2016 bewertet.

Was macht den Bitcoin so interessant?

In erster Linie die aktuelle rasante Wertentwicklung und die prognostizierten zukünftigen Steigerungen.

Welche Technologie steckt dahinter?

Die Technologie hinter dieser Währung, die sogenannte Blockchain, ist die bahnbrechende Erfindung. Diese Technologie ist ein dezentrales Netzwerk, das mit unabhängigen, anonymen Servern auskommt. Sie ist eine verschlüsselte, kryptographisch, öffentliche Datenbank (Kassenbuch von allen Transaktionen), die unabhängig von Staaten, Zentralbanken, Privatbanken oder anderen Unternehmen ist. Somit sind Werte unabhängig von Einflüssen gesichert, zum Beispiel Geldreformen, Regierungswahlen, Dokumenten und Recht usw. Kurz gesagt: Blockchain ist im Grunde ein dezentrales Protokoll für Transaktionen zwischen Parteien, das jede Veränderung transparent erfasst und der Bitcoin ist der Treibstoff für die Blockchain. Je größer das Netzwerk wird, desto größer ist die Nachfrage danach. Da der Bitcoin begrenzt ist, steigt der Wert zwangsläufig.

Warum ist der Bitcoin in Deutschland noch so unbekannt und wie ist der Stand im Ausland?

Dass das Geld bei der Bank sicher sei, ist auch heute noch die weit verbreitete Meinung in unserem Land. Die Niedrigzinsen und die Inflation fressen aber unser Sparguthaben auf. Die Flucht in Sachwerte ist schon in vollem Gange.

Die Niederlande, Österreich und die Schweiz haben es verstanden, dass das Schuldgeldsystem scheitern wird. In diesen Ländern ist die Entwicklung bereits viel weiter. In Japan und ab dem 1. Juni 2017 ebenfalls Australien wird der Bitcoin als offizielle Währung anerkannt und bei einer Norwegischen Bank kann man sein Bitcoin-Konto mit dem Online Girokonto verbinden.

Ähnliches wird auch in Deutschland folgen. Wer sich heute schon mit dem Thema auskennt, hat morgen einen wichtigen Informationsvorsprung. Das gilt nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für Unternehmen. Wir sollten nicht noch einmal den Start einer revolutionären Technologie verschlafen und anderen Ländern das Feld überlassen.


Kurzvita

Lars DennerLars Denner ist seit 1999 selbständig in der Finanzbranche als Mehrfachvermittler // 2010 Orientierung auf Onlinevermittlung, dann Konzentration auf online Baufinanzierungen www.baufinanzierungprofi.de // 2017 zweite Firma: www.bitcoinschule.de // Ausbildungen: Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft (IHK), Certified Financial Expert (CFE) Financial Management St. Gallen, Versicherungskaufmann BWV


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