25. Juni 2020In Düsseldorf Journal

418 Jahre älter als die Stadt Düsseldorf

Zu Fuß durch Düsseldorf: Der Medici Club in Gerresheim

Der Stadtteil Gerresheim wurde 870 erstmals erwähnt und 1909 eingemeindet. Damals wurde das stolze Gerresheim quasi zum östlichen Stadtteil des Emporkömmlings Düsseldorf degradiert. Etliche Gerresheimer bedauerten den Verlust ihrer Unabhängigkeit. Schließlich wähnte man sich über 400 Jahre älter als Düsseldorf (gegründet 1288), denn urkundlich wurde schon 870 die Siedlung „Gerichesheim“ erwähnt. 

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Die Basilika St. Margareta bis 1803 Stiftskirche des Gerresheimer Frauenstifts, das bereits im 9. Jahrhundert entstand und zu den ältesten Kanonissenstiften der Erzdiözese Köln gehörte.

Die ersten Zeugnisse menschlicher Besiedlung stammen sogar aus der Jungsteinzeit. Im Bereich Unter den Eichen und der Dreherstraße wurden Gräberfelder aus der älteren Eisenzeit und an der Quadenhofstraße Siedlungskeramik aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. gefunden. Aus römischer Zeit stammen die Überreste eines germanischen Brandgrabes mit römischer Keramik als Beigabe. Im Laufe der Zeit entwickelte sich um das Stift ein Ort mit Marktplatz. Bereits Ende des 10. Jahrhunderts war Gerresheim ein Ort mit Privilegien. Kaiser Otto II. bestätigte dem Frauenstift am 12. Ostermonat (April) 976 das Recht einen Zoll in Gerresheim zu erheben. Kaiser Heinrich II. bestätigte dieses Zollrecht am 11. Heumonat (Juli) 1019 erneut.

Im 12./13. Jahrhundert erlebte das vom fränkischen Grafen Gerrich gegründete Stift eines christlichen Frauenkonvents seine Blüte – bis heute zeugen davon die herrliche romanische Basilika St. Margareta mit dem Stiftsgebäude und dem Gerricusplatz davor. Der bürgerliche Norden, früher das „obere Gerresheim“, ist geprägt vom historischen Ortskern um die Basilika, von der Einkaufsmeile Benderstraße und von etlichen beliebten, aber nicht überkandidelten Wohnstraßen.

Gerresheim 1, , 418 Jahre älter als die Stadt Düsseldorf
Führung durch die verträumte Idylle Gerresheims mit Barbara Schmitz

In Zeiten von Corona sind Führungen in Museen und Galerien, Atelierbesuche oder in Produktionsstätten interessanter Erzeugnisse nicht erlaubt. Aber draußen an der frischen Luft dürfen sich Gruppen endlich wieder treffen. Das nutzten die Medici-Damen zu einem Rundgang mit Aha-Effekt im schönen, verträumten Kern des alten Gerresheim. Geführt von Grafik-Designerin Barbara Schmitz, die im vergangenen Jahr diesen altehrwürdigen Stadtteil intensiv auf Foto-Motivsuche für ihre Ausstellung „Düsseldorfer Glanz-Bilder“ durchkämmt hatte, staunten die Damen über die sehenswerten historischen Hinterlassenschaften ehemaliger Größe.

Durch den Niedergang des Stiftes im 16. Jahrhundert ging es leider bergab mit Gerresheim. Aber mit der Industrialisierung, der Gründung der Glashütte 1864 durch Ferdinand Heye, wuchs die Bedeutung wieder rasant. Ab 1866 wurden Glasmacher aus Polen, Russland oder dem Baltikum angeworben; in den 50er-Jahren folgten die bis heute rings um die Heyestraße präsenten Italiener – übrigens auch deshalb, weil die Gerresheimer 1932 bei Rom eine Glashütte gründeten und den Italienern seitdem ein Begriff waren.

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Der Quadenhof aus dem 15. Jahrhundert war ein wehrhafter Adelssitz 

Ein Besuch des historischen Ortskerns rund um St. Margareta mit seinen schmucken Fachwerkhäusern, lauschigen Hinterhöfen und gepflegten Terrassen zum Einkehren lohnt allemal. So weckt Corona manch vergessene Schönheit zu neuem Leben! 


Titelfoto: Die Damen des Medici Clubs im Kreuzgang mit Führerin Barbara Schmitz (rechts) und Maurizio Giangreco aus Gerresheim (ehem. CDU-Ratsherr Stadt Düsseldorf) in der Mitte
© Fotos: Evelin Theisen

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