Schmitz Freifrau, , „Altbier oder Champagner?“ 

„Altbier oder Champagner?“ 

Interview mit Freifrau von Kö (Andreas Patermann), Düsseldorfer Travestie-Künstler und Stadtführer 

von Barbara Schmitz


Werte Freifrau von Kö: 2009 wurden Sie im Karneval beim Tuntenlauf auf der Kö als Überraschungs-Siegerin gefeiert. Ist Ihre Rolle im Anschluss dann so richtig erblüht, oder gab es Sie schon vorher? 

Tatsächlich wurde die Freifrau so im wahrsten Sinne des Wortes ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt, wie sie manchmal behauptet. Doch begab sie sich letztlich selbst auf diese Bretter, die heute ihre Welt bedeuten. Es war die tatsächliche Geburt und öffentliche Vorstellung der Freifrau auf diesem Laufsteg, welche als Konzept und Name bereits existierte, aber lange im Kopf ihres sogenannten Assistenten und letztlich Schöpfers umherschwirrte, bis sie ihr heutiges Erscheinungsbild fand. 

Als wunderbare Kult-Figur machen Sie Marketing für Düsseldorf. Welchen Stadtbummel bieten Sie an, was kann ich bei Ihren an außergewöhnlich amüsanten Führungen erleben? 

Neben unseren Straßenbahn-Touren – in wunderbarer Kooperation mit der Konditorei Heinemann an Bord eines historischen Speisewagens der Rheinbahn – sind wir bereits im 11. Jahr tatsächlich mit unseren Touren zu Fuß über Kö & Co. Unterwegs: Einst legendär als „Glamour-Stadtbummel“ durch die „Landesbaugrube“ – wie der Kö-Bogen noch vor Jahren als gigantisches Bauloch existierte – nunmehr seit 2 Jahren als „Köronabummel“, der wieder zu altem Glanz und Glamour zurückkehrt. Start ist direkt auf der Königsallee. Wir sind dabei ungefähr 2 Stunden unterwegs und erzählen allerlei freifräuliche Geschichten, Gerüchte und Anekdoten. Eine durchweg historisch fundierte aber freifräulich bunt aufgearbeitete und verpackte Mischung wird hier unterhaltsam präsentiert. Aktuell haben wir uns dem Lichterglanz von Stars und Sternchen, Varietés, Cafés und Kinos verschrieben neben einer stets präsentierten Leidenschaft für Themen von Architektur und Stadtentwicklung im Dorfe an der Düssel.

Im Besonderen lassen Sie die historischen Damen unserer Stadt glänzen, das gefällt mir persönlich sehr gut. Über welche Grand Dames plaudern Sie und geben Details und Anekdoten preis? 

Im Laufe der Jahre sprachen wir vielfach über prägende Damen, Fräuleins, Gattinnen und gestandene Frauen, welche wir für das Dorf an der Düssel, die Residenzstadt und spätere Landeshauptstadt als herausragende oder manchmal auch ein wenig vernachlässigte Persönlichkeiten erachten. In unserer neuen Tour, die direkt am Südende der Königsallee startet, ist nach Künstlermüttern, Kurfürsten- und Industriellengattinnen sowie Möchtegernsternchen der letzten Jahre unser neuer weiblicher „Stern“ ein echter Hollywoodstar aus Düsseldorf: Luise Rainer. Sie war seinerzeit Schülerin am legendären Schauspielhaus von Louise Dumont und ging später in Hollywood als Oscarpreisträgerin in die Geschichte ein. 

Wie darf ich mir eine Führung von Ihnen vorstellen, wird dazu Altbier oder Champagner gereicht?

Hier wird natürlich stets unser feinster „KÖ et Chandon“ freifräulich kredenzt, der vorher auf edelsten Europaletten am südlichen Fuße der Königsallee lagert, wo einst das größte Varieté Europas stand und heute auch eine Freifrau ihren Wocheneinkauf tätigt. Gülden etikettiert trinkt sich der Schaumwein direkt glamouröser und wir erinnern: „In Düsseldorf ist alles Gold was glänzt – solange man das Etikett nicht abzieht.“ 

Die Freifrau von Kö hat ja Narrenfreiheit und darf mit ihren Pfeilen auf das Schickimicki-Image der Landeshauptstadt schießen. Gab es daraufhin auch schon mal Reaktionen, die Humor vermissen ließen? 

Tatsächlich ist es genau das Verständnis und die freifräuliche Freiheit, welche wir in dieser Stadt so lieben und dankbar dafür sind. Seit vielen Jahren sind wir unterwegs und freuen uns über die zwar teils erstaunten jedoch stets erfreuten Gesichter auf Kö & Co. oder dem gesellschaftlichen Parkett im Dorfe an der Düssel. Wir sind sehr umgänglich und lieben es als Freifrau von Kö hier Teil der Vielfalt sein zu dürfen. Nur die manchmal tatsächlich durch Intrigen oder Ränkespiele durch Dinslakener Bettlaken nach Düsseldorf gekommenen Emporkömmlinge und Fräuleins sind es, die sich mit einer Freifrau und ihrer großen Welt in ihrer eigenen Position entlarvt fühlen und dementsprechend undamenhaft reagieren. Dies ist gar selten, doch sind die echten Damen im Dorfe an der Düssel in derart stutenbissigen Gestüten gar nicht unterwegs, und wir selbst auch zu beschenkt durch den Zuspruch, den wir stets erfahren dürfen in der Düsseldorf Kultur- und Stadtlandschaft. 

Sie sind „weltbekannt in Düsseldorf“ und wahrlich eine imposante Erscheinung. Wie reagieren Menschen auf Sie, wenn Sie Ihnen jenseits Ihrer Auftritte unverhofft begegnen? 

Wir sind eine einfache Frau aus der Oberschicht – so trifft man uns auch abseits vermeintlich oberflächlichen Glamours an, und wir sind immer für einen Plausch zu haben – wenn wir nicht gerade in größter Eile über die Königsallee rasen zu einer Tour per pedes oder mit der Rheinbahn. Wir stehen auf der Bühne des Lebens – oftmals ein Trottoir – und so ist diese Bühne meist auf Augenhöhe mit den Menschen, welche uns zum ersten Mal erleben. Ein Lächeln oder ein freundliches Wort kostet nichts, und wir hoffen, dies immer zu vermitteln, um es auch erfahren zu dürfen. 

Madame, Sie sind glamourös und schrill zugleich – und tragen auch verbal dick auf! Mir scheint, dass Sie diese Rolle mit der vollen Glut Ihres Herzens, mit Liebreiz und vollmundigem Charme ausfüllen. 

Wir waren schon immer eine sehr präsente Persönlichkeit und tragen das freifräuliche Herz auf unserer Zunge. Es ist wundervoll „uns selbst sein zu dürfen“ in dieser für uns schönsten Stadt am Rhein. Wir lieben es, den Menschen Einblick in unsere Welt im Dorfe an der Düssel geben zu dürfen und präsentieren unsere Anekdoten, Gerüchte und Geschichten stets theatralisch und voller Leidenschaft. Das war schon immer so und ist es auch, selbst wenn wir vermeintlich inKÖgnito unterwegs sind abseits der Freifrau und ihrer Veranstaltungen. 

Wann haben Sie Ihre Vorliebe für Travestie und die Lust an szenischen Verwandlungen entdeckt?

Travestie??? Damit haben wir nichts am Hut! Wir sind doch Millionärsgattin, an uns ist alles echt! Ganz ehrlich – schon in frühst-freifräulicher Kindheit waren wir in dieser Weise prädestiniert und eine recht schillernde und präsente Persönlichkeit mit großer Leidenschaft für Kostüm und Verwandlung. Unsere tatsächliche biologische Geburt war quasi der erste große Auftritt lange bevor wir im Februar 2009 auf der Königsallee unsere dann freifräuliche Geburt erlebten. 

Wie darf ich mir stille Momente der Freifrau von Kö vorstellen? Denn wo viel Licht ist, braucht es auch schattige Plätze für innen und außen, oder?

Tatsächlich gibt es diese Momente, zwar selten, aber immer sobald wir ganz „unter uns selbst“ sind. So sind wir passionierte allein-am-Rhein-Radlerin oder allein-Urlauberin, um Stille zu finden in unserem sonst sehr geschäftigen und umtriebigen Leben auf und abseits der Kö. So sind wir letztlich nur schweigsam, wenn wir alleine sind – eine Berufskrankheit als Millionärsgattin und Unternehmerin in der „freifräulichen Unterhaltungbranche“. 

Bei welchen Themen verliert die Freifrau von Kö ihre Contenance?

Selten verlieren wir diese, da wir bejährt und erfahren sind. Doch tatsächlich bei jugendlich-rüpelhaftem Benehmen z. B. in der Altstadt, welches wir früher in dieser Form nicht kannten. Das Pflaster hat sich verhärtet zwischen Düssel und Rhein in den letzten Jahren, und wir sind uns sehr bewusst, dass wir durch unsere Lebenserfahrung, Persönlichkeit und Erscheinung einen Vorteil haben und verbal äußerst gut in der Lage sind, zu kontern. Doch sollte dies nicht nötig sein und unser schönes Dorf an der Düssel ein Ort von Offenheit, Akzeptanz und friedvollem Miteinander für alle Menschen. 

Wie sieht Ihr Alltag jenseits der Kö aus? Sind Sie auch da im Auftrag von Kunst & Kultur unterwegs?

Natürlich haben wir etwas Vernünftiges gelernt. Auch abseits von Kö & Co. sind wir tagtäglich in der Kultur unterwegs und manche mögen behaupten, uns schon einmal als „Mann verkleidet“ im wundervollen Theatermuseum im Hofgarten gesehen zu haben, welches das freifräuliche Zuhause ist. Tatsächlich sind wir abseits unserer Touren zu Fuß oder mit der Rheinbahn als Unternehmerin im Kulturbereich voller Leidenschaft und Liebe für diese unsere Stadt am Rhein und unser Dorf an der Düssel aktiv. 


Kurzvita 

Die Freifrau von Kö präsentiert als Millionärsgattin eine Illusion von Ruhm und Schönheit, als Hommage an diesen Typus Frau, den man in Düsseldorf immer noch antrifft und der die Stadt sowie ein liebenswertes Klischee geprägt hat. Seit Jahren flaniert sie mit ihren Stadt-Touren über die Kö und bietet Erlebnisfahrten mit der Rheinbahn an. Von ihrem „freifräulichen Ornat“ mit Monogramm-Muster behauptet sie, ihre schwäbische Schwägerin „Louise Vögele“ habe es als Handarbeitsschülerin erfunden, bevor es sich ein internationaler Luxus-Filialist dreist angeeignet habe. Die Kunstfigur Freifrau von Kö wird von „Andreas Patermann“ dargestellt, der 2002 von Franken nach Düsseldorf kam, um an der FH Düsseldorf Design und Innenarchitektur zu studieren. Es war seine studentische Tätigkeit in einem legendären Düsseldorfer Architektenbüro, die bei ihm die Leidenschaft für die städtebauliche und architekturhistorische Entwicklung Düsseldorfs weckte und ihn auf den Weg führte zu seiner heutigen Arbeit in der Düsseldorfer Kulturlandschaft auf und auch abseits der Kö. 


Fotos: Klaus Jacklen 


Rothstein Theisen, , „Wir brauchen ‚Ein Europa, das schützt‘.“ 

„Wir brauchen ‚Ein Europa, das schützt‘.“ 

Interview mit Prof. Dr. Heinz Theisen, deutscher Politikwissenschaftler 

von Dr. Siegmar Rothstein 


Es breitet sich allgemein das Gefühl aus, dass die Welt in Unordnung geraten sei und dass wir in einer geradezu ausweglosen Zeit leben. Putins Russland hat die Ukraine überfallen. Wie beurteilen Sie diesen Krieg und die Haltung des Westens? 

Wir müssen uns zunächst auf die Kategorien der Beurteilung einigen. Moralisch und völkerrechtlich liegt die Schuld eindeutig bei Russland, geopolitisch und machtpolitisch trägt der Westen Mitschuld in der Vorgeschichte des Krieges. Vor allem die USA haben die zunächst bewusst eingenommene Neutralität der Ukraine seit 2002 unterminiert, um das Land nach Westen zu ziehen und damit die immer wieder deklarierte Rote Linie überschritten. Warum eigentlich muss die Ukraine militärisch zum Westen gehören? 

Das macht den Krieg Russlands nicht weniger unmoralisch, erklärt ihn aber besser, als alles nur dem „kranken Hirn Putins“ zuzuschreiben. Zu behaupten, dass Putin Europa erobern wolle, wie das gelegentlich anklingt, ist völlig abwegig. Er hatte in der beanspruchten russischen Einflusssphäre in Tschetschenien, in Georgien und in der Ukraine Kriege geführt, schlimm genug. Das Eingreifen in Syrien hat den dortigen Krieg immerhin zu beenden geholfen. Er ist gewiss kein Demokrat, aber auch kein Imperialist, der Europa bedroht. 

Auch nach dem Krieg müssen wir irgendwie mit Russland leben. Zudem gibt es noch eine Menge „verbrecherischer“ Regime und dennoch müssen wir mit diesen in Koexistenz leben, wie im Kalten Krieg. Dazu gehört der Respekt vor deren Grenzen und Einflusssphären und die Schaffung von militärisch neutralen Zwischenräumen wie einst Finnland, Österreich und zeitweise eben die Ukraine, vor allem aber eine realistische Einsicht in die Grenzen des Westens und seiner Möglichkeiten. 

Die Chance versucht zu haben, Putin vom Krieg abzubringen, wird überwiegend als utopisch, zumindest als sehr gering angesehen, da er den Zerfall der Sowjetunion, den er als die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts empfindet, ein wenig korrigieren wollte und die Ukraine, vielleicht danach auch weitere Nachbarstaaten, wieder in die totale Abhängigkeit von Russland bringen wollte, um seine Macht auszudehnen. 

Putin hat den Zerfall mit der Behauptung russischer Gebiete innerhalb Georgiens 2008, mit der Annektierung der Krim und mit dem Angriff auf die Ukraine zu korrigieren versucht. Beide Staaten waren 2008 zu künftigen Nato-Staaten bestimmt worden. Wir erkennen in seinem Verhalten also vornehmlich eine geo- und sicherheitspolitisch motivierte Verhinderung dieser Mitgliedschaften. Die Kraft seines Regimes reicht allenfalls für die eigene Selbstbehauptung aus, nicht für neue imperiale Projekte. 

Muss auch Deutschland Konsequenzen aus dem Krieg in der Ukraine ziehen? Immerhin wird der Bundeswehr ein Sondervermögen in Höhe vom 100 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, um den sicherheitspolitischen Herausforderungen in der Zukunft gewachsen zu sein. Ist dies die richtige Antwort? Reicht es? 

Eine einsatzfähige Armee ist das Minimum an Selbstbehauptung, welches jeder Staat der Welt braucht, der einer bleiben will. Im Falle Deutschlands kommt die notwendige Einbettung in westliche Sicherheitssysteme hinzu. Um in diesen ernst genommen zu werden, muss man einen angemessenen Beitrag leisten. Das ist jetzt bemerkt worden. 

Sie beschäftigen sich seit vielen Jahren mit den Krisen dieser Welt, insbesondere mit denen des Westens. In Ihrem letzten Werk „Selbstbehauptung“ schlagen Sie eine bemerkenswerte Doppelstrategie vor, der Westen müsse sich politisch und kulturell auf den eigenen Raum begrenzen und seine Grenzen schützen, um sich in Zukunft behaupten zu können. Machen Sie uns bitte mit den Grundzügen und Folgen Ihres Vorschlages vertraut. 

Generell bedeutet die Strategie einer Selbstbehauptung durch Selbstbegrenzung den Abschied von einer hochmoralisch motivierten Einmischung in fremde Kulturkreise. Fremd ist, was wir nicht verstehen, und wo wir daher auch nicht bestehen. Der politische Universalismus des Westens war ein Irrweg. Er hat ganze Regionen durch Interventionen destabilisiert und andere Kulturen gegen den Westen aufgebracht, Fundamentalismus und Nationalismus angeheizt. Im Rahmen einer neuen Strategie der Selbstbehauptung durch Selbstbegrenzung würde sich der Westen dagegen weit mehr zurücknehmen, sich auf seine eigenen Angelegenheiten konzentrieren und gegenüber den Konflikten in anderen Machtsphären eher eine Haltung der Neutralität einnehmen. Die Stärke des Westens entspricht schon lange nicht mehr der Höhe seiner Moral, mit der er sich für allzuständig bei allen Problemen der Welt zu empfinden scheint. Ein Achtel der Weltbevölkerung, so viele umfassen die Länder des Westens etwa, kann auf Dauer nicht den Rest der Welt dominieren und auch nicht alle entwickeln. Wir können für unsere Werte werben, aber niemanden, nicht einmal das bevölkerungsmäßig kleine Afghanistan konnten wir - trotz zwanzigjährigem Einsatz - zu ihrer Übernahme zwingen. Der Mangel an Selbstbegrenzung, auch hinsichtlich der den Interventionen im Irak und in Libyen folgenden Flüchtlingsströme, schwächt unsere eigene Selbstbehauptung. 

Sie streiten für die multipolare Weltordnung, eine Welt mit mehreren Machtzentren, in deren Einflusssphären nur eingedrungen werden darf, wenn die eigene Sicherheit bedroht ist, also auch dann nicht, wenn irgendwo auf der Welt nach unserer Ansicht großes Unrecht geschieht. 

Diese Strategie hätte den Vorteil, dass sie friedensfördernder und insofern nicht unmoralisch ist, sondern eine andere Moral verkörpert, die auch die Folgen des Handelns mitbedenkt. Erinnern wir uns an die Zeit des Kalten Krieges. Die Welt hat diesen nur überlebt, weil wir uns in dieser Zeit eben nicht eingemischt haben, selbst als in Ostberlin, in Ungarn und in Prag die Panzer rollten. Hätten wir uns eingemischt, hätte es später die Entwicklung des Ostblocks hin zur Freiheit nicht geben können. Die Zurückhaltung des eigenen Werteuniversalismus ist langfristig oft friedensfördernder und gibt der inneren Entwicklung dieser Länder Chancen, wenn dann die Zeit gekommen ist. 

Heute brauchen wir eine Ordnung der Mächte im weltweiten Kontext, auch mit China, obwohl dort gegenüber den Uiguren großes Unrecht geschieht. Hierbei reichte allerdings die Einsicht in die Grenzen unserer Möglichkeiten aus, um gar nicht erst an Intervention zu denken. Unsere Kräfte werden auch nicht ausreichen, um Russland oder die iranische Führung zu besiegen. Deshalb sollte das Unrecht der Krim-Annexion aus realistischer Einsicht in das Mögliche hingenommen werden. Schon der Versuch einer Rückeroberung der Krim würde den Weltfrieden gefährden, das kann die Ukraine bei allem Respekt nicht verlangen. Großmächte haben Einflusssphären, die USA auch, erst nach ihnen müssen die Grenzen behauptet werden. Diese beginnen im Falle Russlands natürlich bei der Nato-Mitgliedschaft. 

Ihr Vorschlag der Selbstbehauptung durch Selbstbegrenzung steht im Widerspruch zu dem von Ihnen kritisierten westlichen Universalismus der „Einen Welt“, die von allen geschützt und unterstützt werden muss. Demgegenüber wird immer häufiger auch in anderen Ländern gefordert, es müssten in erster Linie eigene Interessen vertreten werden. 

Die erträumte universale Weltordnung sollte doch nach dem Desaster in Afghanistan als Größenwahn erkannt werden. Heute wäre die Doppelstrategie von Selbstbehauptung und Selbstbegrenzung wohl der Weltlage angemessener. Reiner Moralismus ist in der Außenpolitik eine weltfremde Kategorie. Er spielt außerhalb des Westens keine Rolle und wird dort nur gegen uns ausgenutzt. Diejenigen, die ihre Karrieren mit Visionen von einer unbegrenzten Weltoffenheit gemacht haben, mussten jetzt im Zusammenprall mit der Realität umdenken. Bezüglich offener Grenzen werden weitere Umdenkungsprozesse folgen. Es geht wie fast überall auf der Welt um kontrollierbare Grenzen, möglichst schon auf europäischer Ebene, um uns gegenüber der illegalen Migration behaupten zu können. 

Die Ukraine erfährt erhebliche wirtschaftliche Solidarität. Es wird bereits von einem „Marshallplan des 21. Jahrhunderts“ für den Wiederaufbau in der Ukraine gefordert, obwohl der Krieg noch nicht beendet ist. Wo sehen Sie die Zukunft der Ukraine? Hat sie eine Chance Mitglied der Nato zu werden, das sie als Ziel in ihrer Verfassung verankert hat. Sollte die Ukraine dauerhaft neutral bleiben? 

Waffenlieferungen und erst recht die Aufnahme von Flüchtlingen waren gebotene Formen der Solidarität. Die uns selbst schädigenden Sanktionen im Energiebereich sind jedoch irrational. Sie drohen die Deindustrialisierung Deutschlands einzuleiten. Hier handelt es sich um Selbstschädigung statt um Selbstbehauptung. Ungarn hat sich hierbei viel klüger verhalten, Sanktionen ja, aber unter Ausklammerung der Energie. 

Wenn die Ukraine Nato-Mitglied wird, werden wir niemals wieder ein gutes Verhältnis zu Russland bekommen. Das ist die Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato nicht wert. Beim Aufbau der Ukraine sollten wir helfen, möglichst gemeinsam mit Russland, wie beim Wiederaufbau einer Brücke von beiden Seiten. Aber eben einer Brücke und nicht einer Trutzburg gegen den anderen. Aber vergessen wir nicht, es gibt auch noch andere Staaten wie etwa Syrien, Armenien und der Jemen, die Hilfe bräuchten. Auch deshalb kann Hilfe nur begrenzt erfolgen. 

Seit Bundeskanzler Scholz wenige Tage nach dem Einmarsch der Russen in die Ukraine in einer Regierungserklärung von der die Welt verändernden Zeitenwende gesprochen hat, ist der Begriff in aller Munde. Vielleicht gelingt es ja, unser Europa so stark zu machen, dass es sich selbst schützen kann und in Zukunft eine anerkannte bedeutsame Rolle neben anderen Machtzentren einnimmt, in der auch Deutschland gut aufgehoben ist und seine nationalen Interessen vertreten kann. Oder bleibt dies alles, jedenfalls auf absehbare Zeit, nur ein Wunschtraum? 

Ja, darauf hoffe ich. Wir brauchen „Ein Europa, das schützt“, wie es Macron konzeptionell formuliert hat – ohne je eine Antwort aus Deutschland darauf zu erhalten. Nationalistische Regressionen sind gerade aus der Perspektive der Selbstbehauptung illusionär. In der multipolaren Welt wären die meisten europäischen Staaten zu schwach, um sich allein behaupten zu können, nicht einmal gegenüber der Türkei oder dem Iran würde dies gelingen. Eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft als eigenständiger Pfeiler in der Nato wäre dazu in der Lage. Die Sicherheitspolitik muss sich, angefangenen bei der gemeinsamen Grenzsicherung und bei einem gemeinsamen Asylgesetz, in diese Richtung bewegen. Je mehr wir uns nach außen, gegenüber nichtwestlichen Kulturen und Regimen begrenzen, desto mehr sind wir legitimiert und auch in der Lage, unsere kulturellen Eigenheiten und unsere Freiheit ihnen gegenüber zu behaupten. 


Kurzvita 

Prof. Theisen wurde 1954 in Langenfeld geboren. Nach dem Abitur am mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasium in Opladen, Studium der Politikwissenschaft, Soziologie, Geschichte und Staatsrecht an den Universitäten Göttingen und Bonn, wo er 1983 bei Karl Dietrich Bracher zum Dr. phil. promoviert wurde, 1984 -1987 persönlicher Assistent des Rektors der Universität Bonn, 1987-1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der interdisziplinären Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg, 1991-1997 Professor für Politikwissenschaft an der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Brühl, ab 1997 bis zur Emeritierung Professor für Politikwissenschaft an der Katholischen Hochschule NRW in Köln, 2004 – 2014 Gastprofessuren in Bethlehem und Osteuropa. 

Prof. Theisen ist Gastautor der Neuen Zürcher Zeitung und von Tichys Einblick, seit Februar 2022 gehört er dem politischen Beirat des Bürgerlich-freiheitlichen Aufbruchs an und ist Sprecher des Fachbereichs Europa, Naher Osten und Konflikte der Kulturen. Er hat mehrere Bücher und zahlreiche Aufsätze veröffentlicht. Im April dieses Jahres ist sein Hauptwerk erschienen „Selbstbehauptung. Warum Europa und der Westen sich begrenzen müssen.“ 


Schumann Denkmal, , Aufstellung des Schumann-Denkmals am Ratinger Tor 

Aufstellung des Schumann-Denkmals am Ratinger Tor 

von Dr. Edmund Spohr 

Das Ratinger Tor war Teil der Planung der Nordseite des U-Bahnhofs Heinrich-Heine-Allee. 1983 wurde der Architekt Dr.-Ing Edmund Spohr damit beauftragt, die durch die geplante Unterfahrung des Ratingers Tors notwendige Instandsetzung und Restaurierung der Bausubstanz vorzunehmen. Als Vorgängerbau der von Karl Friedrich Schinkel in Berlin errichteten Neue Wache hat es durch seine Vorbildfunktion eine große europaweite Bedeutung erlangt. Das nördliche Ratinger Tor, in dem früher Warteräume für die Straßenbahnhaltestelle waren, hatte eine seitliche Begrenzungsmauer, die in einem Halbkreis zur Oederallee auslief. Der nach dem Krieg errichtete rückwärtige Anbau für die Wohnung von Professor Friedrich Tamms machte an der Südseite ebenfalls eine Mauer erforderlich. Die beiden Torgebäude waren somit spiegelbildlich gut eingefasst. Durch die Beseitigung der Toiletten im nördlichen und dem Verbleib der Wohnung im südlichen Torgebäude wurde die Symmetrie durch den Abbruch empfindlich gestört. Professor Hentrich, Mitstreiter im Kulturbeirat Kunst und Gartenstadt heute IKD, bat Dr. Spohr um die Wiederherstellung der nördlichen Umfassungsmauer. Wegen der dreispurigen Zufahrtsstraße zur Oberkasseler Brücke war dies aus Platzgründen nicht möglich. Inzwischen wäre durch die Anlage eines zusätzlichen Radwegs und Verbreiterung des Bürgersteigs eine Veränderung machbar. Die bei der Restaurierung 1983 angestellte Überlegung, durch ein Kunstwerk den südlichen Abschluss mit der Mauer getrennt zu gestalten, wurde wieder aktuell. 

Nach mehrmaligem Scheitern der Findung eines adäquaten Aufstellungsortes für das Schumann-Denkmal von Professor Markus Lüpertz griff Dr. Spohr ein, mit dem Hinweis auf die alte Idee, dem südlichen Torabschluss durch Hinzufügung eines Kunstwerkes ein Eigenleben zu geben. Da Professor Lüpertz in den letzten Jahren seiner Tätigkeit an der Kunstakademie im Ratinger Tor ein Atelier unterhalten hat und Dr. Spohr die Proportionen für ein entsprechendes Kunstwerk festgelegt hatte, konnte dieser dann für den Kulturausschuss, in Abstimmung mit Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, einen Antrag vorbereiten. Die Kunstkommission konnte sich mit diesem Standort identifizieren. Einer der Mitspender für das Schumann-Denkmal, Dr. Wulff Aengevelt, trieb in mehreren Anläufen mit dem Kunstgießer Schmäke die Aufstellung hartnäckig voran. Nach Aufstellung des Denkmals äußerte sich Professor Lüpertz: „Der Standort ist so schön und ich bin sehr glücklich, in der Nähe meiner alten Wirkungsstätte in Düsseldorf den schönsten Platz erhalten zu haben.“ 


Foto: Margot Klutsch 


Mikolaschek Merse, , „An Borussia Düsseldorf schätze ich besonders, dass der Verein uns vor allem im Parasport sehr unterstützt“

„An Borussia Düsseldorf schätze ich besonders, dass der Verein uns vor allem im Parasport sehr unterstützt“

Interview mit Sandra Mikolaschek, Deutsche Tischtennisspielerin aus Düsseldorf, Mixed-Weltmeisterin uns Vizeweltmeisterin Einzel

von Björn Merse


Mit dem Gewinn der WM im Mixed und Silber im Einzel bist du gerade auf dem Höhepunkt deiner sportlichen Karriere. Wie verkraftet man das und was sind deine Ziele? 

Es ist auf jeden Fall ein tolles Gefühl, Gold und Silber gewonnen zu haben. Ich genieße die Zeit danach jetzt definitiv. Im nächsten Jahr findet die Europameisterschaft statt, bei der ich natürlich auch auf dem Treppchen stehen möchte. 

Was schätzt du besonders an deinem Verein Borussia Düsseldorf?

An Borussia Düsseldorf schätze ich besonders, dass der Verein uns vor allem im Parasport sehr unterstützt.

Könntest du deinen Sport ohne Partner & Sponsoren überhaupt professionell ausführen?

Ohne Sponsoren und Partner, wie die Sportstadt Düsseldorf, wäre es als Parasportler fast nicht möglich, professionell Tischtennis zu spielen, vor allem, wenn man nebenbei noch studiert. 

Du kommst ja eigentlich aus Wimmelburg, wohnst aber seit vielen Jahren in Düsseldorf. Was gefällt dir hier besonders?

In Düsseldorf gefallen mir natürlich die optimalen Trainingsbedingungen, aber auch die Innenstadt und die vielen Freizeitmöglichkeiten. 

Wann hast du dich für den Tischtennis Sport entschieden?

Ich habe 2007 mit 10 Jahren angefangen Tischtennis zu spielen. 

Was sind deine Hobbies neben dem Tischtennis Sport? 

Neben dem Tischtennis lese und backe ich sehr gern. Außerdem bin ich ein Fan von American Football. 

Wie siehst du die Zukunft für deinen Sport? Was muss passieren, damit sich nicht alles auf Olympia, Welt- und Europameisterschaften verdichtet?

Ich denke, dass vor allem auf der Ebene der Medien noch mehr vom Parasport berichtet werden sollte. Man sieht an den Berichten über unsere WM jedoch, dass es diesbezüglich deutliche Fortschritte gibt. 

Wer sind deine Lieblingsspieler*innen? Wer beeindruckt dich besonders und warum?

Ich habe tatsächlich leider keine Lieblingsspieler. 


Kurzvita 

Geboren am 18. Juni 1997 in Lutherstadt Eisleben. 2015 Abitur an der Hulda-Pankok-Gesamtschule. Ihre Behinderung basiert auf einer eingeengten Halsschlagader bei der Geburt. Nach darauffolgenden Operationen waren Nerven im Rückenmark abgeklemmt. Sie sitzt daher von Kindheit an im Rollstuhl. Erstmals spielte sie Tischtennis bei ihrem Heimatverein TTV Wimmelburg. Im Mai 2012 war sie „Botschafterin des Sports“ der Barmer GEK. Um sportlich weiterzukommen, übersiedelte sie 2014 nach Düsseldorf in das Deutsche Tischtennis-Zentrum (DTTZ), ein Sportinternat. 2016 leistete Mikolaschek ihren Bundesfreiwilligendienst ebenfalls im DTTZ. 2018 wurde sie gemeinsam mit ihrer Mannschaft aus Thomas Schmidberger und Valentin Baus von Borussia Düsseldorf (1. Bundesliga der Rollstuhlfahrer) zum dritten Mal in Folge deutsche Meisterin im Rollstuhl-Tennis.

Ihre sportlichen Erfolge: 2022: WM-Gold im Mixed und WM-Silber im Einzel, 2021: Teilnahme an den Paralympics in Tokyo, 2016: Teilnahme an den Paralympics in Rio, 2014: Viertelfinale Weltmeisterschaft, 2013: Vize-Europameisterin, 2013: Gold (Team) beim Weltranglistenturnier in Bayreuth, 2011: 6. Platz – EM der Rollstuhlfahrer.

Sie war mehrfache Deutsche Meisterin im Einzel und Doppel seit 2010, Deutsche Meisterin im Mixed seit 2012, ihre aktuelle Weltranglistenposition: Rang 2. 


Dietrich Baumgart scaled, , Prof. Dr. Dietrich Baumgart 

Prof. Dr. Dietrich Baumgart 

Arzt und Visionär 

Dietrich Baumgart hat zwar seine Wurzeln in einer ostwestfälischen Kleinstadt, doch bereits in seiner Jugend zog es ihn in die Welt hinaus. Er war einer der ersten seines Jahrgangs, der damals ein Schuljahr in Virginia verbrachte und später ein Jahr als Stipendiat Student in den USA wurde. Er absolvierte Famulaturen auf der ganzen Welt und sein praktisches Jahr des Medizinstudiums sogar in Kapstadt. 

Seine Neugier für viele medizinische Themen vertiefte er schon frühzeitig im Bereich der Herzforschung und absolvierte in 13 Jahren eine Universitätskarriere mit Abschluss seiner Habilitation im Jahr 2000. Als Leiter des Herzkatheterlabors der Universitätsklinik Essen wandte er sich intensiv der interventionellen kardiologischen Therapie mit Stentimplantationen und weiteren Eingriffen am Herzen zu. Er konnte auch in diesem Bereich über 250 wissenschaftlich begutachtete Publikationen veröffentlichen. Bis heute nimmt er seine Lehrverpflichtungen an der Universität Essen regelmäßig wahr. 

Obwohl er die Möglichkeiten auf eine Chefarztposition gehabt hätte, entschloss er sich 2003 zusammen mit anderen Professoren und Investoren ein neuartiges Konzept der medizinischen Diagnostik und Vorsorge zu etablieren und im sogenannten Preventicum in Essen als Unternehmer im Gesundheitswesen zu organisieren. Das Konzept umfasste nicht nur ein neues organisatorisches Raumkonzept, sondern hat bis heute eine ungewöhnliche und extrem effektive medizinische Verzahnung von Kardiologie, Innerer Medizin, Gastroenterologie und Radiologie als Grundlage. Damit ist es schneller und besser möglich, 

unklare Symptome und Beschwerden präzise zu diagnostizieren und damit natürlich auch zielgerichtet zu behandeln. Das Konzept war 2003 wegweisend und hat in der Zwischenzeit auch an anderen Stellen in Deutschland Beachtung und Institutionen gefunden. Neben den erwähnten Kerndisziplinen haben sich auch andere Kollegen aus den Bereichen der Urologie, Onkologie, Gefäßmedizin und HNO im Preventicum assoziiert und bieten dadurch ein immer umfassenderes Konzept an den Standorten in Essen und auch in Düsseldorf. 

Im nächsten Jahr wird das Preventicum 20 Jahre alt, und das ist für Dietrich Baumgart durchaus Anlass, auch wieder etwas Neues zu etablieren. Das Thema gesund oder gesünder älter zu werden treibt den 61Jährigen auch im eigenen Interesse um. Da entwickeln sich gerade neue Aspekte und sowohl diagnostische als auch therapeutische Möglichkeiten, um Menschen zu einem besseren Leben zu verhelfen. Dem wird er sich in den nächsten Jahren mit viel Energie und Engagement widmen und die neuen wissenschaftlich basierten Strategien nach Düsseldorf holen. 

Seit 1990 wohnt Dietrich Baumgart in Düsseldorf, wo seine Frau und er schnell einen großen Freundes- und Bekanntenkreis gefunden haben und sich hier im kommunikativen Rheinland sehr wohl fühlen. Ruhe und Entspannung findet er im Kreis seiner Familie, bei einem guten Glas Wein mit Freunden und vor allem auf Reitturnieren mit seiner sportlich erfolgreichen Tochter oder beim Golfspielen mit seinen Söhnen. 


Foto: Preventicum, Marcus Pietrik


Theisen Roemer, , „Ich möchte mich nicht zu sehr mit anderen vergleichen, sondern konzentriere mich darauf, meinen eigenen Weg zu gehen“ 

„Ich möchte mich nicht zu sehr mit anderen vergleichen, sondern konzentriere mich darauf, meinen eigenen Weg zu gehen“ 

Interview mit Markus Römer, Nachwuchsschauspieler

von Christian Theisen


Markus, du hast schon mit 11 Jahren in einer TV-Serie mitgespielt. Wie ist es dazu gekommen? Stand für dich schon immer fest, Schauspieler zu werden? 

Seit meinen frühen Kindheitsjahren hat mich das Eintauchen in verschiedene Rollen fasziniert. Da ich ohne Geschwister aufgewachsen bin, hatte ich abends oft keine Spielkameraden und habe stundenlang vor dem Spiegel die Rollen, welche ich zuvor im Fernsehen geschaut hatte, nachgespielt. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich keinen Film mehr schauen konnte, ohne mir zu denken: „Das kann ich auch!“ Eines Abends habe ich dann die Initiative ergriffen und mich im Internet nach Schauspielagenturen für Kinder umgesehen. Glücklicherweise konnte ich meinen Vater noch am selben Abend davon überzeugen, eine Agentur anzurufen, welche mir die Möglichkeit bot, ein kleines Vorstellungsvideo einzuschicken, in welchem ich zwei kleine Szenen spielen durfte. Ich erinnere mich daran, wie mein Vater und ich noch extra einen neuen Camcorder gekauft haben, und ich voller Begeisterung die Szenen in meinem Kinderzimmer aufgenommen habe. Dem damaligen Agenten gefiel anscheinend, was er sah, und er gab mir eine Chance. Knapp zwei Wochen später war ich in Köln zu meinem ersten Casting für die Serie „Alarm für Cobra 11“ eingeladen, welches ich erfolgreich bestritt und mir somit meine erste Rolle in einer Serie sicherte. 

Du bist ja Autodidakt. Eine Schauspielschule hast du nicht besucht. Wie hast du das Handwerk erlernt? 

Ich erinnere mich daran, schon früh den Drang verspürt zu haben, anderen Leuten etwas vorzuführen. Mir machte es damals, sowie heute, eine unglaubliche Freude. In meiner Kindheit konnte ich die Nachbarskinder an den Wochenenden davon überzeugen, tagsüber ein Theaterstück welches wir uns selber ausdachten einzuüben, um es dann abends unseren Eltern vorzuführen. Meistens habe ich dabei dann auch die Regie übernommen. Oft gesellten sich zu den Eltern auch noch Geschwister und Großeltern, und so führten wir unsere Theaterstücke damals vor einer beträchtlichen Anzahl an Leuten vor. Mir gefiel, dass ich dem Publikum durch meine Rollen manchmal sogar Tränen vor Lachen ins Gesicht zaubern konnte, und das gab mir die nötige Bestätigung, den Traum der Schauspielerei konkret anzugehen. 

Durch den frühen Einstieg in die Branche hatte ich schließlich die Möglichkeit, an der Seite von weitaus erfahreneren Schauspielern stehen zu dürfen. Von diesen habe ich mir natürlich einiges abgeguckt und konnte zwischen den einzelnen Szenen auch über Verbesserungsmöglichkeiten reden. Ich bin wahrscheinlich einfach reingewachsen. 

Wie läuft die Suche nach Projekten? Gerade die Corona-Zeit war ja bitter für Schauspieler.

In den meisten Fällen läuft die Suche nach Projekten über eine jeweilige Agentur. Diese steht vornehmlich in engem Kontakt mit den Castern (Besetzern), welche für die Produktionen nach geeigneten Schauspielern suchen. Hat die Agentur einen ihrer Darsteller erfolgreich an eine Produktion vermittelt, erhält sie meistens eine Provision von der Gage, welche dem Schauspieler gezahlt wird. Gerade die Corona-Zeit war natürlich eine große Herausforderung für viele Branchen. Die Schauspielerei ist davon nicht verschont geblieben. Dennoch gab es während der verschärften Maßnahmen immer noch die Möglichkeit zu drehen, wofür ich sehr dankbar bin. Dies geschah selbstverständlich unter strengen Auflagen, regelmäßigem Testen der gesamten Besatzung und engem Kontakt mit den Behörden und dem Ordnungsamt. Das Ganze lief in meinem Fall auch stets reibungslos und ohne irgendwelche unerwünschten Zwischenfälle ab. 

Welche Auswirkungen hat der Serien-Boom der Streaming-Portale in den letzten Jahren gehabt? Welches Format gefällt dir am besten? Kinofilm? TV? Serie? Kurzfilme? 

Meiner Beobachtung nach hat sich in den letzten Jahren ein klarer Trend dahingehend entwickelt, dass viele Schauspieler gerne Teil einer Netflix-, oder Amazonproduktion wären, was für mich vollkommen verständlich ist. Mit diesen Namen verbindet man meist sehr hochwertig fabrizierte Projekte, die nicht selten über mehrere Jahre hinweg gedreht werden, was für die Darsteller nicht nur ein regelmäßiges Einkommen, sondern auch einen sicheren Arbeitsplatz darstellt. 

Wenn ich mich persönlich für eines der oben genannten Formate entscheiden müsste, dann wäre es definitiv die Serie. Diese bietet die meisten Möglichkeiten, einer Rolle Leben einzuhauchen. Wohingegen man in einem Film mit einem Charakter vorwiegend eine lineare Handlung bis hin zum Höhepunkt verfolgt. Serien bieten meist über mehrere Staffeln hinweg die Möglichkeit, mit einer Rolle verschiedene Höhen und Tiefen zu durchleben und den Zuschauer auf eine Reise einzuladen, welche sich nicht selten sogar über mehrere Staffeln erstreckt. 

Du bist Jahrgang 1998 also an der Grenze zwischen Generation Y und Z. Der ifs-Abschlussfilm „The kids turned out fine“, in dem du Sven spielst, handelt genau davon: Junge Erwachsene auf der Suche nach Selbstverwirklichung, allerdings nicht mehr so zielgerichtet wie die Generation Y und noch nicht so werteorientiert wie die Generation Z. Es herrscht eine Stimmung der Desorientierung. Immer wieder taucht ein Mann auf, der Ratschläge gibt, wie man sein Leben besser in den Griff bekommt. Wo verortest du dich selbst? 

Sehr interessante Frage. Ich persönlich denke, dass jeder Schauspieler auch ein guter Beobachter im zwischenmenschlichen Leben sowie auf gesellschaftlicher Ebene sein muss, um jede Rolle, die ihm angeboten wird, auch mit eigenen Ideen und Inspirationen füllen zu können. Beim Betrachten meiner Freunde und mir selbst stelle ich fest, dass wir zeitlich an einer spannenden Schnittstelle geboren wurden. Die meisten aus meinem Jahrgang erinnern sich noch, wie es als Kind war, den Sommer über ohne Handys und Social Media draußen zu spielen, ohne das Verlangen, etwas auf Snapchat zu verschicken oder eine Instagram-Story zu posten, um das Erlebte mit der Außenwelt zu teilen. Trotzdem waren wir jung genug, um den Eintritt von sozialen Medien in unser aller Leben hautnah zu spüren. Diese haben uns auf dem Weg zum Erwachsenwerden maßgeblich begleitet und auch geformt. 

Durch diese technische Innovation war es uns plötzlich möglich, das Leben der Idole, welche wir nur ab und an im Fernsehen oder auf der Kinoleinwand zu sehen bekamen, plötzlich in ihrem privaten Alltag zu begleiten. So aufregend, wie dies zuerst schien, so schwer war es dann, sich nicht permanent mit diesem Lifestyle zu vergleichen. Nicht jeder hat die Möglichkeit, so ein Leben zu führen, wie es die sogenannten „Stars“ tun und im Internet zur Schau stellen. Folglich träumen viele davon, auch eines Tages diesen Ruhm zu genießen und mit Anerkennung überschüttet zu werden verlieren dabei jedoch die Motivation, die einzelnen Schritte, welche man meist allein und ungesehen machen muss, der Reihe nach zu tun. 

Ich für meinen Teil versuche, nicht zu weit in die Zukunft zu schauen und den Fokus auf das zu richten, was vor mir liegt. Natürlich habe ich auch Träume und Ziele, aber wesentlich ist für mich, dass ich mich mit meinen Mitmenschen gut verstehe und den durch Social-Media mehr und mehr ansteigenden, kollektiven Narzissmus in Schach halte, ohne allzu pessimistisch klingen zu wollen. Ich nutze diese Medien ja auch gerne. Um es zusammenzufassen: Ich möchte mich nicht zu sehr mit anderen vergleichen und konzentriere mich darauf, meinen eigenen Weg zu gehen. Wenn man Gutes tut, dann wird einem auch Gutes getan. Manche nennen das Karma. 

Der Kurzfilm „Sweet Freedom“ läuft demnächst auf dem International Short Film Festival in Texas. Darin spielst du sehr intensiv einen Tankstellenräuber. Macht es mehr Spaß, einen Bösewicht zu spielen? 

Ich würde wahrscheinlich lügen, wenn ich diese Frage an der Stelle verneinen würde. Oftmals ist es so, dass die bösen, dunkleren Charaktere etwas sehr Traumatisches erlebt haben. Mir macht es als Schauspieler unglaublichen Spaß, diese Rollen mit Leben zu füllen und gleichzeitig auch die Unsicherheit darzustellen, auf der das meiste ihrer Aggression und Wut beruht. Ebenso interessant finde ich den Kontrast dieser Rollen zu dem Menschen, der ich abseits der Kamera bin. Ich schätze mich als relativ umgänglich ein und kann in diesen Rollen Seiten ausleben, mit denen ich in der Realität kaum Berührung habe. 

Was kannst du jungen Menschen raten, die auch gerne Schauspieler werden möchten?

Die Auswahl an Schauspielkursen und Workshops ist in Deutschland wirklich groß und vielfältig. Die Dozenten sind in vielen Fällen selbst schon in der Branche tätig und helfen einem, ein Gefühl für das Handwerk zu erlangen. Ich würde jedem raten, erst einmal einen solchen Kurs zu besuchen, um sich ein eigenes Bild zu verschaffen und sich mit ersten Übungen und Techniken vertraut zu machen. Der nächste Schritt wäre es, ein Demoband von sich aufzunehmen und sich anschließend mit diesem bei Agenturen zu bewerben. Dranbleiben und sich auch bei Absagen nicht demotivieren lassen, wäre mein abschließender Ratschlag.

Du bist in Ratingen geboren, dein Vater kommt aus Düsseldorf mit Wurzeln in Franken. Deine Mutter stammt aus Timişoara in Rumänien. Beruflich bist du oft in Köln und Berlin. Ist es da überhaupt möglich, ein Heimatgefühl zu entwickeln? Wo fühlst du dich zu Hause? 

Wirklich zu Hause fühle ich mich überwiegend in Ratingen. Nichtsdestotrotz bin ich privat sowie beruflich immer gerne in Köln und Berlin unterwegs und darf mich glücklich schätzen, an beiden Orten inspirierende Menschen kennen gelernt zu haben, zu denen ich Kontakt pflege, wann immer es möglich ist. Eine Form von Heimatgefühl hat sich somit teilweise auch in den beiden Großstädten entwickelt, auch wenn ich dort nicht primär ansässig bin. 

Noch zum Abschluss: Falls es einen gibt: Wo ist dein Lieblingsort in Düsseldorf? 

Mein Lieblingsort in Düsseldorf ist definitiv das Haus meiner Großeltern in Kaiserswerth, wo ich jeden Sonntag auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen einkehre. Da kann nicht mal die Königsallee mithalten. 


Kurzvita 

Markus Römer wurde 1998 in Düsseldorf geboren. Schulabschluss mit Abitur, Beginn des Studiums im Fach Medien und Kulturwissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Seit 2010 Schauspieler mit dem Schwerpunkt Film und Fernsehen. Unter anderem mitgewirkt in Produktionen wie „Mord mit Aussicht (ARD)“ und „Alarm für Cobra 11 (RTL)“. 

 

 

 


Porträtfoto: Mario Zozin


Altweger Weik, , „Endoskopie, Energie, Empathie – im Dienst am Menschen“ 

„Endoskopie, Energie, Empathie – im Dienst am Menschen“ 

Interview mit Dr. Christian Weik, Chefarzt Innere Medizin/Gastroenterologie am Augusta Krankenhaus in Düsseldorf 

von Dr. Susanne Altweger 


Herr Dr. Weik, ich kenne Sie seit langem als leidenschaftlichen Arzt: War das schon früh Ihr Berufswunsch?

Nein, überhaupt nicht. Ich tendierte zunächst zum Journalismus, wäre gerne Auslandskorrespondent geworden. Aber kurz nach dem Abitur entwickelte ich großes Interesse für die Hepatologie; vermutlich ausgelöst durch meine Begeisterung für die Fächer Biochemie und Chemie, denn die Leber ist ja die chemische Fabrik des menschlichen Organismus, sozusagen als Apotheke des Körpers.

Das war dann so tief in Ihnen verankert, dass es zu Ihrer lebensbestimmenden beruflichen Entscheidung führte?

Ja. Ich bewarb mich umgehend um einen Studienplatz in Medizin, und das hat sogar in meiner Heimatstadt Freiburg geklappt. Die Leber ließ mich in der Folgezeit nicht mehr los. Sie wurde Thema meiner Doktorarbeit und begleitete mich während meines gesamten Studiums. Mit Berufseinstieg wollte ich diesen Schwerpunkt fortsetzen. Das war nicht einfach, denn damals herrschte eine ausgeprägte Ärzteschwemme und es gab nur zwei Leberzentren in Deutschland: Freiburg und Düsseldorf. Ich bewarb mich an der Universitätsklinik Düsseldorf, wo ich sechs Jahre arbeitete. 40 bis 50 Prozent meiner Arbeitszeit verbrachte ich im hepatologischen Labor mit Forschung. Wie viele andere Kollegen hangelte ich mich in dieser Zeit von einem befristeten Arbeitsvertrag zum nächsten. Als ich die dreißig überschritten hatte, war mir klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich brauchte eine Lebensplanung mit Perspektive. 

Kam dann das Augusta Krankenhaus? 

Ja, wenn auch eher zufällig. Eine neue Stelle in der Universitätsklinik Regensburg hätte ich erst nach einem Jahr antreten können. So leitete mein Mentor, Professor Strohmeier, es in die Wege, mich im Augusta Krankenhaus zu parken. Die Klinik sah ich zum ersten Mal bei meinem Vorstellungsgespräch. Zunächst fühlte ich mich etwas geschockt, in einem vergleichsweise so kleinen Krankenhaus arbeiten zu sollen. Als ich jedoch den damaligen Chefarzt, Dr. Axel Mittelstaedt kennenlernte, war ich positiv überrascht, denn er war so anders als alle anderen Chefärzte, die mir bis dato begegnet waren. 

Jetzt könnte ich einwerfen, nichts ist so dauerhaft wie das Provisorische.

Das trifft es. Ich kam, um ein Jahr zu überbrücken, und daraus wurden nun schon 22 Jahre. Dr. Mittelstaedt hat mich wirklich exzellent aufgebaut. Bei ihm konnte ich Führung von der Pike auf lernen. Dass ich ihm schließlich auf die Chefarztstelle folgen konnte, war damals wie auch heute ungewöhnlich. Im weiteren Verlauf entwickelte sich das Augusta-Krankenhaus enorm weiter, mittlerweile sind wir Lehrkrankenhaus der Universitätsklinik Düsseldorf. 

Sie müssen sich als Chefarzt mit Personalpolitik, Verwaltung, Führung beschäftigen. Oft bleibt zu wenig Zeit für die eigentliche ärztliche Tätigkeit. Sie sind aber täglich an der Front. 

Ja, das ist mir wichtig. Ich mache nach wie vor viele Untersuchungen selbst, worauf ich niemals verzichten werde. Sicher kostet das viel Energie. Nur durch effizientes und stringentes Vorgehen sowie hervorragend strukturierte Endoskopie-Abläufe schaffe ich mir die notwendigen Freiräume für die administrativen Bereiche. 

Bitte erklären Sie uns den Schwerpunkt Ihrer Arbeit. 

Ich untersuche die Bauchorgane, insbesondere den Verdauungstrakt, diagnostiziere und leite darauf aufbauend umgehend Therapien ein. Unsere hoch moderne Endoskopie-Abteilung deckt sämtliche relevanten Untersuchungsbereiche ab. Obwohl die Gastroenterologie ein sehr handwerkliches Gebiet ist, habe ich auch die Chance, mit den Patienten ausführliche Gespräche zu führen. Man ist kein mechanischer Arbeitsroboter. Gerade in der Kombination zwischen manueller Arbeit und verbaler Begleitung der Patienten sehe ich die ideale Tätigkeit als Arzt. Das macht mich sehr zufrieden. Nicht zu unterschätzen ist darüber hinaus das Arbeitsumfeld. Wir arbeiten in einem exzellent durchdachten Klinikneubau mit kurzen Wegen, modernen Arbeitsräumen und hochmotiviertem, eingespieltem Personal. 

Auf welchem Weg findet die Klientel zu Ihnen? 

Der große Zustrom an Patienten basiert zum einen auf den Empfehlungen meiner Ärztekollegenschaft, zum anderen auf der Zufriedenheit derer, die über viele Jahre von mir betreut werden und mich im Bekannten- und Verwandtenkreis weiterempfehlen. Inzwischen wächst auch der Anteil ausländischer Patienten stetig. Neben den Nachbarländern, wie den Benelux-Staaten, kommen sie aus dem Nahen Osten und Osteuropa. Allerdings, das will ich ehrlich gestehen, wird es immer schwieriger, die Managementaufgaben und die Patientenbetreuung unter einen Hut zu bringen. Da hilft es immens, dass Düsseldorf eine attraktive Stadt ist, so dass ich keinerlei Probleme habe, qualifizierte Nachwuchskräfte einzustellen. Den Pflegenotstand, der ein allgegenwärtiges Problem in Deutschland ist, bekommen wir jedoch auch zu spüren. 

Sie arbeiten in einem Bereich wo die Vorsorgeuntersuchungen das A und O zum Erhalt der Gesundheit sind. Mittlerweile gilt es als gesichert, dass regelmäßige Darmspiegelungen Krebs verhindern können. Leider hat Corona in manchen Bereichen Folgeerkrankungen mit sich gebracht, damit meine ich nicht Long-Covid sondern Erkrankungen, weil man sich nicht ins Krankenhaus getraut hat. Ist dies in Ihrer Abteilung auch so? 

Nein, Gott sei Dank nicht. Im Gegensatz zu vielen anderen Abteilungen konnten wir den Betrieb vollkommen aufrechterhalten, nicht zuletzt aufgrund der sehr günstigen räumlichen Verhältnisse. Der Großteil unserer Untersuchungen findet ambulant statt. Das ist zweifellos ein riesiger Vorteil. Unsere Patienten können uns über einen separaten Eingang ganz einfach erreichen, natürlich unter Einhaltung gewisser Coronaregeln und –vorgaben. Das mindert die Ängste, sich im Krankenhaus mit Covid anzustecken. 

Kommt es häufig vor, dass sie bei einer Zufallsvorsorgeuntersuchung bösartige Erkrankungen finden?

Ja natürlich. Zu Beginn meiner ärztlichen Tätigkeit war Krebs hauptsächlich eine Alterserscheinung. Was mir auffällt ist, dass die bösartigen Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts vermehrt auch immer öfter bei jungen Menschen auftreten, so z.B. in Speiseröhre, Magen, Bauchspeicheldrüse und Darm. Diverse Ernährungsphilosophien haben auf die meisten dieser Erkrankungen keinen Einfluss. Darmkrebs zum Beispiel ist bei Veganern genauso häufig anzutreffen wie bei Fleischliebhabern. Nachgewiesene Negativfaktoren sind unter anderem übermäßiger Alkoholkonsum, vor allem von Hochprozentigem, sowie Rauchen und Adipositas. Ich bin überzeugt, dass bewusster Genuss in Maßen positive Auswirkungen auf die Psyche hat. Lebensfreude und körperliche Ertüchtigung erhalten den Menschen gesund. Selbst auferlegte ideologische Kasteiungen halte ich für unsinnig. Die Tumorgenese liegt in den meisten Fällen in der Genetik. 

Wie hoch sehen Sie den Stellenwert der Kommunikation in der ärztlichen Arbeit?

Der Stellenwert der Kommunikation ist nicht hoch genug einzuschätzen. Ich trage die Verantwortung für mein gesamtes Team, welches ich aufgrund der Qualität flachhierarchisch führe. Aber es muss immer klar sein, wer der Chef ist. Ich habe eine direkte, offene Art und spreche Missstände umgehend an. Gleichzeitig bin ich auch für meine Mitarbeiter immer ansprechbar. Gerade deshalb herrscht in meiner Abteilung ein sehr gutes Arbeitsklima, aber es ist natürlich ein schmaler Grat. Man braucht Humor, man muss auf die Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen. Ich bin kein „Halbgott in Weiß“ und jederzeit für mein Team und die Patienten da. 

Sie sind auch den Patienten gegenüber dafür bekannt, sehr direkt zu sein und selbst mit einer unglücklichen Diagnose nicht hinterm Berg zu halten. 

Natürlich ist es der heikelste Teil ärztlicher Kommunikation, schwerwiegende, vielleicht lebensbedrohliche Befunde zu vermitteln. Das geht nicht ohne ein hohes Maß an Empathie, um die Menschen nicht unvermittelt in Schock zu versetzen. Ich rede dabei meist nicht um den heißen Brei herum, sondern spreche sofort an, wenn die Diagnose ernst ist und dringender Handlungsbedarf besteht. Bis zur Therapieeinleitung vergehen dann höchstens drei bis fünf Tage. Das ist für die Patienten enorm hilfreich und beruhigend. Grundsätzlich jedoch gebe ich niemals eine Prognose ab, wie die Lebenserwartung ist. Ich bin ja nicht der liebe Gott. Es handelt sich um Menschen mit individuellen Krankheitsverläufen. Als ganz wichtig erachte ich es, bei schwerwiegenden Befunden, umgehend Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, um den Patienten eine Perspektive und damit Lebensmut zu vermitteln. 

Wenn Sie nach einem Arbeitstag am Abend heimkommen, können sie abschalten?

Ja kann ich. Ich trage nichts mit mir herum. 

Wobei können Sie gut entspannen? 

Der Fels in der Brandung ist meine Frau. Sie ist eine wunderbare Gesprächspartnerin, die mir hilft, nach einem stressigen Arbeitstag abzuschalten. Ich kompensiere ihn mit Sport. Ich bin leidenschaftlicher Mountain-Biker und Skifahrer, der jedoch auch ein hervorragendes Essen mit einem dazu passenden guten Glas Wein zu schätzen und zu genießen weiß. Außerdem bin ich Büchernarr, begeisterter Playstation-Spieler und leidenschaftlicher Musikfan. 


Kurzvita 

Christian Weik wurde in Freiburg im Breisgau geboren. 1985 Beginn des Medizinstudiums in Freiburg, 1992 Arbeitsbeginn an der Universitätsklinik Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie. Promotion 1993 (magna cum laude), seit 2000 im Augusta Krankenhaus in Düsseldorf tätig, zunächst als Oberarzt für Innere Medizin, ab 2003 als leitender Oberarzt, seit 2007 Chefarzt der Klinik für Innere Medizin. 


Steinke Tuchel, , „Arzt sein heißt da sein“

„Arzt sein heißt da sein“

Interview mit Dr. Tobias Steinke, Chefarzt für Gefäßchirurgie in der Schön Klinik Düsseldorf

von Dr. Susan Tuchel


Der Weg zum Facharzt für Gefäßchirurgie ist lang und erfordert umfassende Weiterbildungen. In welcher Form profitieren Patienten von diesem Teilgebiet der Chirurgie, das medizingeschichtlich gesehen noch recht jung ist?

Gefäßchirurgen behandeln alle Erkrankungen der Arterien und Venen. Wir haben übrigens viel mehr Venen als Arterien in unserem Körper. Das Verhältnis liegt bei rund 75 Prozent zu 20 Prozent. Die fehlenden fünf Prozent sind die Kapillaren, die kleinsten Blutgefäße, die den Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebe ermöglichen. Probleme gibt es immer dann, wenn das Blut nicht mehr richtig zirkulieren kann. Dann kommt es zu Gefäßerkrankungen, zu Krampfadern, Venenthrombosen, Thrombosen oder Atherosklerose, einer Verengung durch Cholesterinestern und andere Fette, bevorzugt an den Innenwänden der Herzkranzgefäße, immer noch weltweit die Todesursache Nummer eins. 

Meist treten arterielle Verschlusserkrankungen im fortgeschrittenen Alter auf, aber nicht nur. Wir behandeln auch jüngere Menschen mit Krampfadern und Venenerkrankungen oder fortgeschrittenem Nierenversagen. All unsere Patientinnen und Patienten brauchen eine intensive Betreuung. In jeder Behandlung bauen wir ein Vertrauensverhältnis zu den Patientinnen und Patienten auf und diese spüren und genießen es, dass wir uns um sie kümmern. Das ist die menschliche Seite meiner Arbeit. 

Was fasziniert Sie an Ihrer operativen Arbeit? 

Von der fachlichen Seite her hat mich an der Gefäßchirurgie schon immer fasziniert, dass ich den Erfolg eines Eingriffs bereits auf dem OP-Tisch beurteilen kann. Ich kann sehen, wenn ein Gefäß wieder durchblutet ist und weiß dann: alles ist gut. Das ist der Unterschied zu vielen anderen Operationen. Da müssen sich Operateur und Patientinnen und Patienten oft in Geduld üben, um zu beurteilen, ob die Operation tatsächlich den gewünschten Erfolg hat. 

Wir sind auch aus einem sehr persönlichen Grund auf Sie zugekommen. Sie haben durch eine Operation die Amputation eines Fußes oder sogar eines Unterschenkels verhindert. Und zwar bei dem Mann eines unserer Redaktionsmitglieder. Das hat eine unbeschreibliche Wirkung für seine Lebensqualität. 

Jemanden vor der Invalidität zu bewahren, ist natürlich auch für mich ein echtes Glücksgefühl. Das Beispiel, das Sie anführen, zeigt aber auch, was auf dem Spiel stehen kann. Für mich sind die Patientinnen und Patienten immer auch eine Herausforderung, die ich mit allen meinen Kräften meistern möchte. Und da lasse ich auch nicht locker. Ich liebe meine Tätigkeit, und zwar 12 bis 14 Stunden am Tag. Morgens bin ich schon gegen 6.30 Uhr in der Klinik und verlasse diese selten vor 19 Uhr. Arzt sein heißt da sein. In Notfällen bin ich auch immer erreichbar. 

Wie viele Operationen führen Sie pro Tag durch? 

Zwischen zwei und fünf. Insgesamt werden in meiner Klinik fünf bis zehn Eingriffe täglich durchgeführt. In unserem Gefäßzentrum versorgen wir im Jahr ca. 1.400 Patientinnen und Patienten stationär, hinzu kommen noch die ambulanten Eingriffe. Viele Patientinnen und Patienten kommen zu uns, weil wir hier einen Schwerpunkt in der Dialyse-Zugangschirurgie haben. Für die Blutwäsche oder Nierenersatz-Therapie ist ein Gefäßzugang erforderlich, über den das Blut aus dem Körper in die Maschine gepumpt, dort gereinigt wird und anschließend wieder zurück in den Körper kommt. Diesen Zugang nennt man Shunt und spricht von der sogenannten Shunt-Chirurgie. Für diese Therapie kommen nicht nur Patientinnen und Patienten von der Uniklinik Düsseldorf, sondern aus ganz Deutschland zu uns. Über 1.000 Patientinnen und 

Patienten sind das im Jahr, auch weil sich unter den Betroffenen herumspricht, dass wir das hier besonders gut machen. Spezialisiert sind wir in der Schön Klinik Düsseldorf auf endovaskuläre AV-Fistelanlagen. Bei der EndoAV-Fistel wird minimalinvasiv eine Verbindung zwischen einer körpereigenen Vene und einer Arterie am Arm geschaffen. Durch die Aufweitung der Vene können die Kanülen für die Dialyse dann ohne Probleme angestochen werden. Wenn die Venen nicht ausreichend gut sind, schaffen wir einen AV-Shunt mithilfe von Prothesenmaterial. 

Ist das eine gängige Methode? 

Nein, wenn Kliniken mit der EndoAV-Fistel beginnen möchten, dann begleite ich sie bei der Einführung und fliege dafür in andere Länder und Städte, z.B. zuletzt nach Zürich oder Warschau. Ich halte auch Vorträge und Workshops über diese Operationstechnik.

Diese Frage kann ich Ihnen leider nicht ersparen. Der Gesundheitssektor liegt mit einem Anteil von 5,2 Prozent des bundesweiten CO2-Ausstoßes nur knapp hinter der Stahlindustrie. Wie sieht die Klimabilanz in der Schön Klinik aus? 

Unsere Häuser sind nicht klimatisiert. Wir heizen mit Fernwärme aus der Müllverbrennung und wir haben ein zertifiziertes Energiemanagementsystem nach ISO 50001. Da sind wir auf einem guten Weg, aber das löst natürlich nicht das grundsätzliche Problem, dass wir im OP wegen der Sterilität mit sehr vielen Einmalmaterialien arbeiten müssen. Und metallene Instrumente im Ambulanzbereich nach Gebrauch zu sterilisieren, soll laut Studien mehr Energie verbrauchen und teurer sein als diese nach Gebrauch zu entsorgen. Damit müssen wir wohl oder übel leben. 

Wie kamen Sie zu Ihrer Profession? Sind Sie vom Elternhaus „vorbelastet“?

Mein Vater war Lehrer, meine Mutter Erzieherin, aber ich hatte einen Onkel, der war leitender Oberarzt in einer orthopädischen Fachklinik im Sauerland. Bei ihm war ich oft und auch schon mal nachts in der Klinik. Aber ich bin der Einzige aus der Familie, der in seine Fußstapfen getreten ist. Meine vier Brüder haben ganz andere Wege eingeschlagen. Einer arbeitet bei der Polizei, der andere ist Luftund Raumfahrtingenieur, der dritte Personalberater bei einem Chemiekonzern und der vierte arbeitet an der Uni Münster in der Personalentwicklung. Ich freue mich aber schon darüber, dass meine beiden Söhne ebenfalls Mediziner werden wollen, meine Tochter arbeitet hier schon in der Schön Klinik Düsseldorf als Anästhesistin.

Bleiben bei einem 12 bis 14 Stunden Tag noch Zeit für Hobbies oder Sport?

Viel Zeit bleibt in der Tat nicht. Andererseits weiß ich am besten, wie wichtig Bewegung für die Gesundheit und die Gefäße ist. Ich fahre sehr gerne Mountainbike und gehe joggen, meistens in Spanien, wo wir ein Haus haben, da meine Frau spanische Vorfahren hat und wir uns dann dort mit ihrer Familie treffen. Solche Auszeiten sind mir wichtig. 

Haben Sie Lieblingsorte in Düsseldorf? 

Das Oberkasseler Rheinufer, das hier direkt vor der Kliniktür liegt und den Medienhafen. Den schätze ich so, weil er eine ideale Location ist. Wir führen in der Hotellerie am Hafen viele nationale und internationale Workshops durch. Die ärztlichen Kollegen kommen dazu sogar aus dem Nahen Osten und den Golf-Anrainerstaaten angereist. 

SCHÖN KLINIK GRUPPE
Kurzinfo
 

Die Schön Klinik Gruppe trägt ihren Namen nach den beiden Gründern Else und Franz-Josef Schön. 1985 öffnete die erste Klinik am Chiemsee ihre Pforten mit einer Station für Patientinnen und Patienten mit Essstörungen. Damit trafen die Bauunternehmer und Klinikgründer den Nerv der Zeit. Statt der erwarteten 200 Zuschriften trafen mehr als 3.000 ein. 1993 kam mit der Schön Klinik Neustadt zur Psychosomatik der Schwerpunkt Orthopädie dazu. 1994 folgte die Neurologie als dritter strategischer Kernbereich, dann wurde das Spektrum um die Chirurgie und die Innere Medizin erweitert. 

Die Schön Klinik Gruppe hat sich mit 11.300 Mitarbeitenden seitdem zu Deutschlands fünftgrößter Klinikgruppe in privater Trägerschaft entwickelt. Der familiengeführte Konzern wird mittlerweile in dritter Generation von Christopher Schön geführt. An 16 Kliniken sowie 30 ambulanten und tagesklinischen Einrichtungen in Deutschland und Großbritannien werden jährlich rund 300.000 gesetzlich und privat versicherte Patientinnen und Patienten behandelt. 

Seit 2017 betreibt die Schön Klinik Düsseldorf SE & Co. KG das ehemalige Dominikus-Krankenhaus Düsseldorf-Heerdt als Träger. Sie ist spezialisiert auf Erkrankungen der Gefäße, des Herzens, auf den Bereich HNO, die Allgemeinund Viszeralchirurgie sowie den gesamten Bewegungsapparat. Die Schön Klinik Düsseldorf verfügt über eine interdisziplinäre Notaufnahme für medizinische Notfälle und ist als Wirbelsäulenspezialzentrum sowie als Endo-Prothetik-Zentrum zertifiziert. Rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um mehr als 30.000 stationäre und ambulante Patientinnen und Patienten pro Jahr. 

 

Kurzvita

Tobias Steinke (Jahrgang 1963) wurde in Essen geboren und wuchs am linken unteren Niederrhein in Pfalzdorf, einem Stadtteil von Goch, auf. Er studierte Humanmedizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und wurde 1996 promoviert mit einer Arbeit über „Sensibilitätsstörungen nach bilateraler sagittaler Unterkieferosteotomie“. Seinen Facharzt für Chirurgie machte er ebenfalls 1996 und bildete sich in der Gefäßchirurgie im Klinikum Krefeld fort. Es folgte ein Auslandsaufenthalt an der Universitätsklinik Bern. Seit 2001 ist Dr. Steinke Chirurg mit dem Schwerpunkt „Gefäßchirurgie“. Im selben Jahr wurde er leitender Oberarzt der gefäßchirurgischen Abteilung des Klinikums Krefeld und bildete sich zum Endovaskulären Spezialisten (DGG) fort. Seit 2005 ist der Mediziner Chefarzt des Fachzentrums für Gefäßchirurgie in der Schön Klinik Düsseldorf, dem ehemaligen Dominikus Krankenhaus. Von 2005 bis 2016 war er zusätzlich Belegarzt der Kaiserberg Klinik Duisburg mit dem Schwerpunkt minimalinvasive Venentherapie. Die Schön Klinik Düsseldorf ist das einzige linksrheinische Krankenhaus der Landeshauptstadt. Der Chefarzt ist verheiratet, hat drei Kinder und wohnt in unmittelbarer Nähe der Landeshauptstadt. 


Nein zum Geld 1, , Theater an der Kö

Theater an der Kö

Erste Premiere nach der Sommerpause „Nein zum Geld“

Richard spielt seit Jahren Lotto. Eines Abends bittet er seine Frau Claire, seine Mutter Rose und seinen besten Freund Etienne zu einem gemeinsamen Abendessen – denn Richard hat im Lotto gewonnen: 162 Millionen Euro! Doch die eigentliche Überraschung ist, dass er diesen Lottogewinn nicht abholen will. Natürlich wissen alle, dass Geld allein nicht glücklich macht, aber muss man denn gleich so weit gehen und darauf freiwillig verzichten? Schließlich kann es doch auch sehr schön sein, reich zu sein. Also, wo ist der Lottoschein? Richard will ihn vernichten, aber jetzt ist den dreien jedes Mittel recht, um an den „Glücks“-Schein zu gelangen. 

Mit diesem turbulenten Geschehen auf der Bühne konnte sich das Premieren-Publikum von Anfang an identifizieren und ging mit Begeisterung mit – dreht sich im Moment auch in der Realität alles um’s Geld. Spür- bar war auch die große Freude der Theaterbesucher, sich endlich wieder zu sehen. Bekannte tauschten ihre Erfahrungen während der Corona- Zeit aus, man freute sich, alles gut überstanden zu haben. Auf der Bühne: Ein sehenswertes Stück, das unter der Regie René Heinersdorff natürlich nicht mit Düsseldorf-Bezügen sparte – ein entspannter Abend im Kreise von Freunden.

02.09. - 09.10.2022
Nein zum Geld

Komödie von Flavia Coste - Regie: René Heinersdorff
Mit Pascal Breuer, Dorkas Kiefer, Kathrin Ackermann und Max Claus
Weitere Informationen unter www.theateranderkoe.de

© Titelfoto: Zumbusch/Theater an der Kö


Barbara Schmitz Juergen Kron, , „Eine Auszeit und ein paar Glücksmomente hatte jeder in dieser Zeit nötig"

„Eine Auszeit und ein paar Glücksmomente hatte jeder in dieser Zeit nötig"

Interview mit Dr. Jürgen Kron, Geschäftsführer Droste Verlag 

von Barbara Schmitz


Der Droste Verlag feiert im nächsten Jahr sein 90jähriges Jubiläum. In dieser Zeit wurden viele wichtige Titel zu Düsseldorf publiziert. Versteht sich der Verlag auch heute noch als Düsseldorf Verlag?

Na klar. Der Verlag ist ganz eng mit Düsseldorf verbunden, alle wichtigen Bücher zur Landeshauptstadt werden bei uns publiziert und mit vielen Institutionen arbeiten wir zusammen. Der Verlag wurde 1933 von Heinrich Droste gegründet und sein erster Autor war ein Düsseldorfer: Heinrich Spoerl mit seinem berühmten Buch „Die Feuerzangenbowle“. Der Vertrag mit ihm hängt gerahmt in meinem Büro, weil er die Gründungsurkunde des Verlags ist. Die Familie Droste hat danach den Verlag sehr breit aufgestellt, etwa mit der ersten Biografie über Adolf Hitler. Aber immer wurde darauf geachtet, dass Düsseldorf im Programm einen herausgehobenen Stellenwert hatte. Heute publizieren wir etwa die Bücher der Mahn- und Gedenkstätte, des Stadtmuseums oder auch einen Titel des Hetjens-Museums. Dazu kommen die populären Werke, etwa die Düsseldorf-Romane von Christa Holtei oder demnächst ein Buch über den Hofgarten. 

In Ihrem derzeitigen Programm findet man sehr viele überregionale Titel, vor allem Stadt- und Wanderführer. Die Reihe „Glücksorte“ scheint sehr erfolgreich zu sein. 

Vom Erfolg der ersten Glücksorte-Bände waren wir offengesagt auch etwas überrascht. Aber wir haben schnell erkannt, dass diese Bücher viele Leser begeistern und beschlossen, die Reihe rasch auszubauen. Inzwischen gibt es über hundert verschiedene Bände, mit denen man in Deutschland und Europa reisen kann. Und da in jedem Buch achtzig einzelne Glücksorte zu finden sind, kann ich Ihnen locker 10.000 Orte empfehlen, an denen das Glück zuhause ist. 

Euer Verlagsmotto ist „Heimat neu entdecken“. Stimmt das denn noch bei so vielen auch internationalen Titeln? 

Eine schwierige Frage. Vor ein paar Jahren war der Begriff „Heimat“ noch bei vielen Menschen belastet, auch von Verlagskollegen wurde uns vorgeworfen, wir würden Heimattümelei betreiben. Aber tatsächlich empfinde ich ihn als einen sehr positiven und starken Begriff, und gerade in der Corona-Zeit waren viele sehr dankbar, dass sie ihre Heimat neu entdecken konnten und sich darin aufgehoben fühlten. Das war auch ein Ziel von uns: Unsere Bücher sollten die Augen dafür öffnen, was es in Deutschland alles zu entdecken gibt. Und unser Anspruch war: Diese Entdeckungen sollten ohne Stress und Aufwand stattfinden, so wie ein richtiges Glückskind einen Schatz findet, nämlich unangestrengt. Inzwischen möchten aber viele LeserInnen unsere Bücher auch auf Reisen dabeihaben, nach dem Motto: Eigentlich finde ich alles, was ich brauche im Internet: Das Hotel, die richtige Straßenbahn, die guten Tipps für Restaurants. Nur eines fehlt mir: Das Überraschende. Unsere Glücksorte sind sehr persönlich, sie sind ganz individuell von den AutorInnen ausgewählt und um sie zu finden, müsste man schon sehr lange im Internet suchen. Ehrlich gesagt finde ich, sie sind die Reisebegleiter, die sich jeder wünscht. 

Gibt es noch weitere Buchreihen, die gleichermaßen Glücksgefühle vermitteln?

Ziemlich zeitgleich mit den „Glücksorten“ haben wir eine zweite Reihe entwickelt: „Wandern für die Seele“ und „Radeln für die Seele“. Sie entstanden aus der Idee, dass viele Menschen beim Wandern einfach nur eine schöne Zeit haben möchten, die Landschaft und das Leben genießen. Andere Wanderführer setzen darauf, dass man möglichst anstrengend unterwegs ist, wir setzen auf Entschleunigung und Wohlfühlen. Das Gleiche gilt auch für andere Reihen, wie etwa „Zu Fuß durch ...“, mit denen man Städte ohne Stress erlaufen kann, oder auch unsere neue Reihe „Urlaub für die Seele“. Wir sagen manchmal, wir sind ein echter Glücksverlag, und dazu passen dann auch unsere Bücher. 

Das scheinen ja die perfekten Bücher zu sein, um in diesen schwierigen Zeiten durchatmen und auftanken zu können. 

Ja, das stimmt. Unsere Bücher haben vielen Menschen geholfen, etwas besser mit Corona zurecht zu kommen. Zum einen sind es Bücher über die Heimat. Das Reisen war sehr eingeschränkt, und plötzlich entdeckten viele, wie schön es in ihrer Umgebung oder überhaupt in Deutschland ist. Paderborn statt Paris, Ludwigshafen statt London – das war das Motto. Weil sich nicht jeder so gut in Paderborn oder Ludwigshafen auskennt, waren unsere Bücher die perfekten Reiseführer. Und dazu kam zweitens, dass es ja trotz Homeoffice und Lockdown eine ungeheuer stressige Zeit für viele Menschen war, die emotionale Belastung sehr hoch. Eine Auszeit und ein paar Glücksmomente hatte jeder in dieser Zeit nötig. In vielen Büchern ist einer der Glücksorte auch dort, wo man am schönsten einen Sonnenuntergang bewundern kann – und was gibt es Beruhigenderes in einer unklaren Zeit? 

Wie wichtig sind die Autoren für Ihren Verlag? 

Da gibt es eine ganz einfache Antwort: Ohne Autoren kein Verlag. Sie sind der kreative Motor, der unser Unternehmen voranbringt, ihre Ideen und auch ihr Mut, etwas Neues zu machen, geben unseren Büchern erst den Pfeffer, den sie brauchen. Wir bemühen uns daher, zu unseren Autoren ein sehr gutes Verhältnis aufzubauen und sie dabei zu unterstützen, bei ihrem Schreibprozess optimale Bedingen zu haben. Unser Lektorat ist ganz hervorragend darin, die richtigen Glücksautoren zu finden, sie zu motivieren und gemeinsam mit ihnen die Bücher zu gestalten. Ganz nebenbei: Und unsere Herstellung ist ganz hervorragend darin, aus diesen Texten die schönen Bücher zu machen, die zu den Inhalten passen. Unser Layout wird inzwischen gerne kopiert, ein schöneres Lob für unsere Arbeit kann es gar nicht geben. Ach ja, und unser Vertrieb samt Presse- und Marketingabteilung ist ganz hervorragend darin, die Bücher zu den Kunden zu bringen. Wir organisieren sehr viele Lesungen, weil viele unserer Autoren darin auch sehr begabt sind, und werden in Zeitungen und Zeitschriften überdurchschnittlich oft und gut besprochen.

Sie sind seit 2015 als Geschäftsführer im Verlag – war Düsseldorf für Sie Neuland?

Ich war vorher genau einmal in Düsseldorf, und dass auch nur einen Abend lang zu einem Geschäftstermin. Offen gesagt hatte ich auch überhaupt keine Vorstellung von der Stadt, mit einer Ausnahme: Der Ratinger Hof mit seinen ganzen Bands war in meiner Jugend der aufregendste Ort in Deutschland. Ich war zwar zu der Zeit nie dabei, aber die Musik von dort war sehr prägend. Der wunderbare Droste-Band „Keine Atempause“ von Sven-Andre Dreyer und Michael Wenzel, dazu den Fotos von Thomas Stelzmann, war daher für mich ein Herzensprojekt, für dessen Realisierung ich allen Beteiligten dankbar bin. 

Als ich im Verlag angefangen hatte, traf ich an meinem zweiten Arbeitstag bereits den Autor Jens Prüss, der mich unter seine Fittiche nahm, mir die Stadt zeigte und erklärte. Dabei machte er mich mit sehr vielen interessanten Menschen bekannt. Ich hatte also von Anfang an das Gefühl, hier sehr gut aufgenommen zu sein. Ich bin inzwischen ein Düsseldorfer aus Überzeugung, und wenn es die Pfalz nicht gäbe, würde ich die Stadt zum schönsten Ort überhaupt erklären. 

Info Droste Verlagsgruppe 

Der Wirtschaftsjournalist Heinrich Droste gründete 1921 einen Zeitungsverlag unter dem Namen Industrie-Verlag und Druckerei AG in Düsseldorf. In diesem erschien u.a. der Düsseldorfer Stadt-Anzeiger.1933 begann er mit dem heutigen Buchverlag für Belletristik. Zu den ersten Autoren gehörten u.a. Heinrich Spoerl, Hans Müller-Schlösser und Alfred Schmidt-Hoepke. Nach dem Verbot der KPD-Zeitung Freiheit und der Volkszeitung (SPD) übernahm der Verlag die Schriftsetzer und Drucker. Die Schwester von Droste, Hulda Pankok (Ehefrau des Malers Otto Pankok), war Lektorin des Verlages. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden im belletristischen Bereich fast ausschließlich ausländische Autoren verlegt. Zum Teil betraute man im Ausland Juden mit Werkübersetzungen. Von 1936 bis 1969 firmierte der Verlag unter dem Namen Droste Verlag und Druckerei KG. 
Um Aufarbeitung der Geschichte nach dem 2. Weltkrieg bemüht, erschienen in der Bundesrepublik wegweisende Werke von u.a. Alan Bullock (Hitler. Eine Studie über Tyrannei) und Fritz Fischer (Griff nach der Weltmacht). Biografien und Memoiren über Persönlichkeiten wie Charles de Gaulle, Werner Forßmann, Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Manfred von Ardenne wurden verlegt. Weiterhin gehörten zum Programm auch die Schriftsteller Hugo Hartung, Irmgard Keun, Alexander Spoerl und Ehm Welk. 
Nach dem Tod von Heinrich Droste 1958 übernahm Sohn Manfred Droste († 2021) die Geschäfte. Es wurden Bildbände u.a. mit Eugen Roth und Hans Habe publiziert. Droste übernahm in dieser Zeit den angesehenen Fotoverlag Wilhelm Knapp. Autoren wie Stephan Harbort, Sonja Bernadotte, Avi Primor, Joachim Bitterlich, Walter Brune und Walter Riester verlegten ihre Bücher bei Droste. 2002 wurde Felix Droste Geschäftsführer. 2015 stieg Jürgen Kron als Geschäftsführer in die Düsseldorfer Verlagsgruppe ein. Der Grupello Verlag wurde 2019 nach dem völlig überraschenden Tod des Gründers und Besitzers Bruno Kehrein von Droste übernommen. Seit einiger Zeit gibt es zusätzlich die Glücksorte GmbH. 

 

Der Droste-Verlag hat im nächsten Jahr 90jähriges Jubiläum. War der Verlag damals schon so aufgestellt, wie heute?

Der Verlag hatte, als ich kam, vor allem sehr gute und engagierte Mitarbeiter, die Lust auf neue Ideen und interessante Bücher hatten. Und die Familie Droste als Inhaber war bereit, sich auf unsere Ideen einzulassen und sie engagiert und nachhaltig zu unterstützen. 

Zu meinem Glück ist die Familie Droste ja auch in Düsseldorf eine feste Größe, sie sind kulturell, wirtschaftlich und auch politisch in der Stadt präsent. Dr. Manfred Droste, der leider kürzlich verstorben ist, war ein großer Mäzen und, wie er mir gleich bei unserem ersten Gespräch sagte, in über 50 Düsseldorfer Vereinen Mitglied. Von seinen Kindern sind Felix und Tilman Droste im Verlag als Geschäftsführer verantwortlich und ermöglichen durch ihre Kontakte und Erfahrung, dass wir immer gut beraten werden. Als ich zum Beispiel anfangs mit den wichtigen Düsseldorfer Kulturinstitutionen über mögliche Kooperationen sprechen wollte, bekam ich überall sofort einen Termin – und das hatte ich dem guten Namen Droste zu verdanken. 

Das Verlagsprogramm war zu diesem Zeitpunkt etwas zu breit aufgestellt, es gab neben den Ausflugsführern viele andere Reihen, etwa Bildbände oder Belletristik. Der Ansatz, den wir neu erarbeiteten, war es, uns auf wenige Reihen zu konzentrieren und diese dann zu einer Marke zu machen. Das ist uns gelungen, inzwischen kopieren sogar große Verlage unser Konzept. 

Außerdem war der Droste-Verlag sehr stark auf seine nähere Umgebung fokussiert, also Düsseldorf, den Niederrhein, das Ruhrgebiet etc. Wir merkten im Verlag schnell, dass die neuen Reihen auch in anderen Regionen gut angenommen wurden. Also entwickelte sich Droste sehr rasch zu einem Verlag, der in ganz Deutschland, dann in den deutschsprachigen Ländern und inzwischen weltweit Reiseziele vorstellt. 

Bei dieser rasanten Entwicklung des Verlags, wie sieht denn die Zukunftsplanung aus?

Da gibt es ganz unterschiedliche Bewegungen. Zunächst einmal bauen wir die bestehenden Reihen sehr konsequent weiter aus. Unser Lektorat hat schon für die nächsten zwei, drei Jahre die Ziele für „Glücksorte“ oder „Wandern für die Seele“-Bände geplant. Dabei geht es immer mehr zu fernen Zielen bis Südostasien und Amerika. Wir sehen uns als Reisebegleiter-Verlag, der ein Vollprogramm anbietet: Jeder, der eine Reise plant, soll wissen, dass es dazu ein passendes Buch von uns gibt. 

Darüber hinaus planen wir auch neue Reihen und Konzepte. So freue ich mich schon über einige Bände mit Ausflugszielen ganz speziell für Weinliebhaber, die nicht nur trinken, sondern eine Weinregion auch erwandern, erleben und erfahren möchten. Ein schöner Ausblick über Weinberge kann ja auch etwas Berauschendes haben. Zuletzt überlegen wir im Verlag seit einiger Zeit, ob und wie wir unsere Inhalte noch auf andere Weise für unsere Leser nutzbar machen können. Da es inzwischen weit über 100 Bände mit Glücksorten gibt, in denen jeweils 80 enthalten sind, verfügen wir über einen Schatz von mehr als 10.000 Orten in Deutschland und weltweit, an denen man glücklich sein kann. Wahnsinn, sage ich mir selbst immer mal wieder und bin dann sicher, dass sich damit noch etwas machen lässt. 

Seit 2019 gehört auch der Grupello Verlag zu Droste. Eigentlich sind Sie ja eine Verlagsgruppe, denn auch der Grupello Verlag ist wie Sie eigenständig, oder?

Der Grupello Verlag wurde nach dem völlig überraschenden Tod des Gründers und Besitzers Bruno Kehrein von der Familie Droste übernommen, und zwar als eigenständiger Verlag, nicht als Imprint des Droste Verlags. Seitdem bezeichnen wir uns als Verlagsgruppe. 

Sind das alle Unternehmen, die zur Droste-Verlagsgruppe gehören?

Es gibt noch einen weiteren Verlag, den Knapp-Verlag. Er wurde von der Familie Droste in den 50er Jahren aufgekauft und war lange Zeit sehr erfolgreich mit Büchern zum Thema Fotografie und auch Uhren. Die Entwicklung der digitalen Fotografie verpasste er aber leider und ist daher heute nicht mehr aktiv. Außerdem haben wir vor einiger Zeit die „Glücksorte GmbH“ gegründet, die sich um die Verwertung der Inhalte kümmert und eigenständig ist. Wir würden gerne das Thema „Glück“ in ganz unterschiedlicher Weise umsetzen. Dazu gehört es etwa, dass wir mit einem Reisebüro, das zufällig auch zwei Mitgliedern der Familie Droste gehört, Glücksreisen planen. Unsere Autoren sollen vor Ort die Teilnehmer führen und natürlich besondere Plätze vorstellen und Events schaffen. Außerdem würden wir gerne eine „Glücks-Community“ aufbauen, aber das ist ein schwieriges Feld. 

Eigenständig bedeutet ja auch, dass der Grupello Verlag ein eigenes Programm hat. Wie sieht das aus?

Unter Bruno Kehrein war der Verlag ganz auf ihn und seine Interessen zugeschnitten. Und er hatte sehr vielfältige Interessen, von Lyrik über kritische Wissenschaft bis hin zu wunderbaren Bildbänden. Dazu kamen noch Quizschachteln zu den unterschiedlichsten Themen, die durch ihre Ausstattung ziemlich einmalig in der deutschen Bücherlandschaft waren. Nach der Übernahme konnten wir das Programm nicht in seiner Gesamtheit weiterführen. Also konzentrierten wir uns auf die Quizschachteln, die uns als Produkt sehr zukunftsfähig erschienen. Inzwischen haben wir zwei Reihen daraus gemacht. Zum einen führen wir die klassischen Schachteln weiter, nun unter dem Label „Quiz im Quadrat“. Die Themen sind weiterhin sehr unterschiedlich: von Whisky und Piraten bis zur Bauhauskultur und einem Quiz über die Brüder Humboldt. Wir haben die Ausstattung etwas modernisiert und sind damit sehr zufrieden. Dann haben wir zum zweiten eine neue Reihe entwickelt, die „Heimat-Quize“. Hier werden Fragen zu bestimmten Regionen gestellt, etwa auch zu Düsseldorf. Die Schachteln sind deutlich größer und aufwändiger, die Farbgebung ist knackig und die Fragen eher für Menschen, die sich auch für Nachhaltigkeit, grüne Lungen und Szenekneipen interessieren. Das Ergebnis hat uns selbst überrascht, sie kommen sehr gut an und machen uns viel Freude. 

Die Lage für die Branche ist schon länger schwierig. 

Klar, „wie immer“, bin ich versucht zu sagen. Aktuell machen uns die Papierpreise zu schaffen, die aufgrund verschiedener Ursachen erheblich gestiegen sind. Manche Verlage haben sogar Probleme, noch das passende Papier zu bekommen, unter anderem wegen eines Streiks beim größten Papierproduzenten der Welt, der in Finnland sitzt. Die Druckereipreise steigen natürlich auch aufgrund der Kosten für Energie, dazu möchten die Zwischenbuchhändler und die großen Buchhandelsketten gerne noch etwas mehr vom Kuchen. Ein anderes Problem, das es schon länger gibt, sind die rückläufigen Zahlen bei den Buchkäufern und Lesern. Es lässt sich seit vielen Jahren beobachten, dass sich das Buch gegen die Konkurrenz von Netflix, Computerspielen, Podcasts usw. zwar ganz gut behauptet, aber aufgrund der Vielfalt doch Einbußen hat. Der Kuchen, von dem alle mehr wollen, wird also leider kleiner. 


Kurzvita 

Als geborener Pfälzer versteht er die rheinische Lebensart sehr gut und ist in den sieben Jahren, die er hier lebt und arbeitet, zum Düsseldorfer aus Überzeugung geworden. Zuvor war er in Frankfurt und Darmstadt für verschiedene Verlage tätig. Bei Eichborn betreute er u.a. die Andere Bibliothek, bei der Societät schärfte er seinen Blick für regionale Themen und im Verlag Phillip von Zabern entdeckte er die Welt der Archäologen. Daneben war er als Journalist aktiv. Studiert hat er in Mainz Literaturwissenschaft und Philosophie, dort unterrichtete er auch Komparatistik und Filmwissenschaft, später auch Buchwissenschaft. Seine Promotion behandelte das Werk von Ernst Jünger. Beim Droste Verlag begann er 2015 als Geschäftsführer und übernahm später diese Position zusätzlich beim Grupello Verlag. Zuletzt gründete er die Glücksorte GmbH. Er wohnt mit seiner Frau in Flingern. 


© Fotos: Klaus Jacklen, Barbara Schmitz