Alex Jolig und Wolfgang Sohn

„Wir sind ein wenig stolz darauf, uns „Neu-Düsseldorfer“ nennen zu können. Diese Stadt hat alles, was wir uns erträumt haben: Kultur, Mode, Kunst, Lifestyle“

Kochen mit Alex Jolig, Künstler und Geschäftsmann 


von Wolfgang Sohn

Hey Alex, was kochen wir heute? 

Moin Wolf, mein Lieblingsgericht, es ist ganz bescheiden und unkompliziert, ein Männerding eben. Ich liebe Fleisch, Salat und einen guten Wein, daher werden wir den geliebten Otto Wilde-Beefer aus unseren neuen heimatlichen Gefilden nutzen und darin ein Flanksteak braten. Dazu werde ich dann einen Rucolasalat mit Tomaten, etwas Chili, Knoblauch, schwarze Oliven, grünem Spargel, Himbeeressig und Olivenöl servieren. Natürlich muss ein guter trockener Dreissigacker Pinot & Co. Rosé das spartanische Gericht abrunden. Ich habe zum Glück eine liebevolle Frau, die mich immer verwöhnt und in der Küche richtig zaubern kann. Das heutige Gericht ist für mich mindestens einmal in der Woche ein Muss! 

Du bist mit Deiner Frau Britt relativ neu in Düsseldorf. Habt Ihr Euch eingelebt?

Wir haben uns so etwas von eingelebt, es war eine super Entscheidung. Wir lieben die Stadt, freuen uns täglich, sie aufs Neue entdecken zu können und sind voller Lebensfreude. Außerdem sind wir ein wenig stolz darauf, uns „Neu-Düsseldorfer“ nennen zu können. Diese Stadt hat alles, was wir uns erträumt haben: Kultur, Mode, Kunst, Lifestyle u.v.m.. Düsseldorf ist schön bunt, doch was uns am meisten begeistert, ist der freundliche und positive Menschenschlag - eine wahre Freude. 

Ihr seid beide gut gebucht und viel auf Events anzutreffen. Hat Düsseldorf hier einen Vorteil zu eurer alten Heimat Bonn? 

Alles hat seine Zeit. Düsseldorf passt perfekt zu unserem heutigen Leben. Was wir als Traumdomizil in Köln und Bonn nicht gefunden hatten, haben wir jetzt in Düsseldorf. Das war einer der Gründe für den Umzug. Das Flair der Stadt, das wir ja durch die vielen Einladungen zu den Events in Düsseldorf vor unserem Umzug genießen durften, hat uns zu der Entscheidung bewogen! Muddi, meine Frau, lebte vor langer Zeit in ihrer „Twen“ & Model Zeit zehn Jahre in Düsseldorf, daher kannte sie die wunderbare Stadt wie ihre Westentasche. 

Wie ist das privat bei Euch? Wird viel gekocht oder doch eher der Restaurantbesuch?

Privat kochen wir leider eher selten, da wir sehr viel unterwegs sind. Wenn wir Zuhause kochen, ist das der Moment, den wir in unseren vier Wänden ganz in Ruhe genießen. Muddi entspannt beim Kochen, ich schaue ihr gern dabei zu, und wir unterhalten uns über gemeinsam Erlebtes. Wir sind ein sehr entspanntes Paar, auch was das Kulinarische angeht! Uns reichen etwas Gemüse, Käse, Schinken und Wurst mit einem Glas Wein oder Crémant. Es muss nicht immer ein hochpreisiger kulinarischer Gaumenschmaus sein. Was uns aber immer wichtig ist: Wir schauen, wo die Ware herkommt! Sie muss hochwertig sein, bevorzugt Bio und am besten auch mit einem Herkunftsnachweis. Wir versuchen, die Massentierhaltung bestmöglich zu umgehen, um diese tunlichst nicht zu unterstützen. 

Wenn man eine Stadt neu erlebt, ergeben sich ja Präferenzen. Welche besonderen Orte sind das in Düsseldorf für dich/euch? 

Erst einmal ist der „Kiez“ wichtig, in dem wir leben. Hier sollte man fußläufig schon einiges seines täglichen Bedarfs decken können: vom türkischen Gemüse- und Blumenlädchen, der Apotheke sowie im idealen Fall bis zu einem EDEKA „Zurheide“. Was uns sehr begeistert, ist die Anbindung, wir können aus unserem Friedrichstadt fast ohne Auto viele Ziele erreichen: Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder der Straßenbahn, alles ist machbar. Auf diese Art entdeckt man Vieles, weil man die Umgebung viel intensiver fühlt! Wir lieben den Hafen. Dort besuchen wir gern das Roberts Bistro oder Riva. Die Altstadt mit dem wunderbaren Markt auf dem Carlsplatz ist wann immer es geht samstags fest in unserem Programm. Kunst- und Tonhalle sowie die vielen Galerien laden zum Verweilen und Genießen ein. Sport ist in Düsseldorf ganzjährig ein großes Thema. Das Rheinufer, mit all seinen Events, bietet Abwechslung. Für mich als Sushi Fan ein sehr großen Vorteil in Düsseldorf: Das japanische Viertel mit seinem kulinarischen Angebot. 

Ihr pendelt auch zwischen Düsseldorf und Mallorca, wo ihr einen Wohnsitz habt. Hat die günstige Lage und gute Verbindung nach Palma auch eine Rolle für den Umzug gespielt? 

Der Düsseldorfer Flughafen war ein „add on“, eine sehr positive Entscheidungshilfe, da wir für unser Leben gern reisen und noch viel von der Welt sehen wollen. Wir lieben es, mit Handgepäck zu reisen, uns Luftlinie 600m von unserem Zuhause in die S-Bahn zu setzen und spätestens fünfzehn Minuten später mitten im Flughafenterminal zu stehen. Was auch sehr gut funktioniert: Wieder in Düsseldorf gelandet, zum Beispiel „share now“ oder auch einfach ein Taxi zu nehmen, da die Distanz zur Stadt nicht groß ist. Was will man mehr!? 


DAS REZEPT


Flank-Steak vom Beefer Tomaten-Rucola-Salat
Den Beefer mit Rost voll aufheizen. Das Steak gut abgetupft auf den heißen Rost legen. Beide Seiten auf Maximum ca. 650 Grad jeweils zwei Minuten braten. Wer es extra Cross mag, bitte den Booster einstellen und das Fleisch bei über 800 Grad ca. dreißig Sekunden maximal pro Seite braten. Dann in beiden Fällen den Rost etwas runter stellen und das Fleisch etwas ruhen lassen. Danach salzen und servieren. Tomaten und Rucola waschen. Die Tomaten aufschneiden, den Strunk entfernen und würfeln. Rucola in kleine Stücke schneiden. Zwiebel schälen und klein würfeln. Tomaten, Rucola und gewürfelte Zwiebel in eine Schüssel geben. Den Knoblauch und die Chilischoten in feine Streifen schneiden und dazu geben. Aus Essig, Öl, Salz und Pfeffer eine Marinade herstellen und über den Salat geben. Alles gut mischen.

Alles, was du machst, hat auch viel mit der Präsentation im Bereich Social Media zu tun. Für wie wichtig hältst du dieses Medium, und glaubst du an zukünftige Veränderungen in diesem Bereich? 

Social media ist für mich, was die „Person des öffentlichen lebens“ angeht, wichtig. Hätte es diese Möglichkeiten vor zwanzig Jahren gegeben, wer weiß wo wir heute ständen. Man muss dieses Thema und so manch einen „Influencer“ jedoch nicht zu wichtig nehmen und vor allem sich davon nicht blenden lassen. Hier sollte man mit den gestreuten infos sehr sorgsam umgehen und vor allem gut durchleuchten. Man kann nicht allem, was man dort sieht und liest, zu 100% trauen. Als Testimonial für einen Brand hat man auch eine gewisse Verantwortung, und sollte damit sorgsam umgehen. Es ist ein Geben und Nehmen, doch sollte man eine gewisse Loyalität an den Tag legen. Das Gesamtbild eines Testimonials muss zu einer Marke passen. Mich wundert es, dass manch ein Brand seine Produkte extrem jungen Influencern umhängt, wo doch am ende der junge Follower es sich nicht leisten kann. Schlimmer noch finde ich die Nutzung der vielen Filter, die den wahren Menschen hinter dem Bild nicht erkennen lassen! Wie bei allem im Leben, wird auch dieses Medium sich früher oder später überholen, da sollte man einen Plan B in der Tasche haben. 

Kürzlich habe ich deinen Sohn Paul kennen gelernt. Ein unglaublich offener und inspirierter junger Mann. Ihr habt ein klasse Verhältnis, und auch er ist medial schon stark unterwegs. Motivierst du ihn in diese Richtung, oder siehst du das eher kritisch? 

Paul ist ein sehr gut erzogener und mega sympathischer junger Mann. Er hat eine gute Sozialkompetenz und vor allem weiß er genau, was er will und was nicht! Seine Ziele verfolgt er mit viel Verstand und daher brauche ich ihn nicht zu inspirieren. Er kann mich immer alles fragen, doch seine Entscheidungen trifft er für sich und zwar mit Verstand. Ich liebe es, gemeinsame Zeit mit ihm zu verbringen, da diese auch für mich sehr inspirierend ist! 

Wir treffen uns öfter auf Ausstellungen. Du hast die Malerei wieder für dich entdeckt. Ist eine eigene Ausstellung geplant? 

Was mir an Düsseldorf sehr imponiert, das sind die vielen Ausstellungen der unterschiedlichsten Künstler, was ich bei meinem Umzug in diese schöne Stadt so gar nicht erwartet hatte. Dies beflügelt mich sehr, meine Arbeit weiterzuentwickeln! Ausstellungsanfragen liegen vor. Aktuell sind 4 meiner Bilder in den Schadow-Arkaden ausgestellt. Ich arbeite stetig und mein Portfolio wächst von Tag zu Tag. Wichtig für mich wäre ein größeres Atelier. Meine großformatigen Bilder sind „Siebener Serien“ und verlangen viel Raum. Objekte und Artmöbeldesign vervollständigen meine Arbeit. Ich liebe Design, Interiordesign und Lifestyle. 

Sänger, Schauspieler, Ambassador für unterschiedliche Marken. Wo geht die Reise in der Zukunft beruflich hin? Gibt es Filmangebote - immerhin hast du schon in Hollywood Produktionen mitgewirkt - und gibt es noch Verbindungen nach Amerika? 

Es waren tatsächlich drei Filme mit US-Produktionen und ja, es war eine großartige Zeit. Ich habe sehr viel gelernt. Doch um am Ball zu bleiben, hätte ich damals in die USA ziehen müssen. In Deutschland war der Dreh beim „Sperling und die Angst vor dem Schmerz“ mit der anschließenden Nominierung beim Münchner Filmfest mein absolutes Highlight! Ich muss gestehen, ein sehr spannendes Thema, da hätte ich auch wieder sehr viel Spaß dran. Auch die Musik ist für mich wieder ein Thema, da Fans immer wieder anfragen und mich bitten, wieder zu starten! Den ersten Remix mit Stereo Act habe ich sogar schon in der Pipeline und die VÖ wird folgen. Die Aufgabe als Testimonial ist eine wunderbare Tätigkeit, die mir sehr viel Spaß bereitet, mich inspiriert. Meine Moto Lifestyle GmbH mit den vielen Mitgliedern werde ich als Kundenbindungsprogramm im Bereich der Mobilität auf neue Wege bringen. TV ist und bleibt ein großes Thema. Das Hauptaugenmerk in der Zukunft wird „Alex Art“ sein. Mein Herz schreit danach und es öffnen sich Türen, durch die ich gehen möchte. 


Kurzvita 

Alex-Jolig

Alex Jolig ist vielen ist er noch als Bewohner des Big Brother Containers in Erinnerung, als er im Jahr 2000 in der ersten Staffel sein Entertainer-Talent entdeckte und in kurzer Zeit große Bekanntheit erreichte. Die plötzliche Berühmtheit bescherte ihm eine Karriere als Schauspieler und Sänger inklusive mehrerer Chart-Hits, wovon einer den Goldstatus erreichte. Der Sohn einer Diplomatenfamilie war vor seiner TV-Karriere bereits erfolgreicher Bonner Großgastronom. Als Unternehmer ist er seit über sechzehn Jahren geschäftsführender Gesellschafter der Moto Lifestyle GmbH. Marketing, After Sales Management sowie die He- rausgabe eines Hochglanzmagazins gehören zu seinem Aufgabenbereich. Seine Leidenschaft gehört der Kunst. Alex Jolig verarbeitet persönliche Emotionen und Erfahrungen im Bild. Abstrakte Impressionen in Großformat, Acryl, Öl mit Struktur auf Leinwand sowie Serien aus mehreren Elementen - das ist Alex Art. Gemeinsam mit seiner Frau, dem Model Britt Jolig, ist er gern gesehener Gast in TV- sowie Talkshows, auf dem roten Teppich von Premieren und hochkarätigen Events. Gemeinsam engagieren sie sich für Hope Capetown, den Kinderschutzbund und die Deutsche Schlaganfallhilfe. Seine Spezialgebiete sind Lifestyle, Design, Körpersprache und der positive Umgang mit den Medien. 


Siegmar Rothstein und Stefan Engstfeld

„Wer grüne Politik will, muss einen grünen Oberbürgermeister wählen“

Interview mit Stefan Engstfeld, Mitglied des Landtags NRW, Bündnis 90/Die Grünen


von Dr. Siegmar Rothstein

Sie sind mit kurzer Unterbrechung seit nahezu 10 Jahren für Bündnis 90/Die Grünen im NRW-Landtag. Wie sind Sie zur Politik gekommen? 

Über mein Engagement in der Schülervertretung und der evangelischen Kirche war ich schon früh an politischen Zusammenhängen interessiert. Mich haben dann neben persönlichen Erfahrungen auch politische Ereignisse grundlegend geprägt: Waldsterben, saurer Regen, Rheinverschmutzung, der Irak-Krieg und der Atomunfall in Tschernobyl. Besonders prägend war sicher die friedliche Revolution 1989, mit der die Menschen in der DDR die Maueröffnung 1989 ermöglicht haben. Aber auch mein Zivildienst als Pfleger in der Uni Klinik Düsseldorf hat mich nachhaltig beeindruckt. Grundlegende Antworten auf die Fragen, warum wir unsere Umwelt und unsere freiheitliche Gesellschaft schützen müssen, finde ich bei den Grünen. 

Nun wollen Sie Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf werden. Eine Mitgliederversammlung Ihrer Partei hat Sie mit knapp 96 Prozent zum OB-Kandidaten gewählt. Wie ist es Ihnen gelungen, den Kreisverband vollständig hinter sich zu versammeln? 

Ich freue mich sehr über dieses breite Votum, das Rückenwind für einen tollen Wahlkampf gibt. Der Kreisverband wollte einen Kandidaten, der gestaltet, politische Änderungen in den Bereichen Klima, Verkehr, Wohnen und sozialer Zusammenhalt weiter vorantreibt, der Menschen mitnimmt und sie begeistern kann. Es freut mich, dieser Kandidat zu sein. 

Bündnis 90/Die Grünen haben es geschafft, den Kampf für konsequenten Klimaschutz ganz vorne auf die Tagesordnung zu setzen. in diesem Zusammenhang setzen Sie sich für eine „echte“ Verkehrswende ein, die bisherigen Maßnahmen halten Sie nicht für ausreichend und kritisieren die dritte Umweltspur. Müssen wir mit weiteren Verboten und schmerzhaften Veränderungen rechnen? Keine Autos in der Innenstadt oder doch zumindest Tempo 30 und hohe Parkgebühren, kein Silvesterfeuerwerk? 

Wir Grüne streiten seit 40 Jahren für konsequenten Klimaschutz, auch schon, als man uns dafür noch ausgelacht hat. Das Thema ist nun stärker auf der politischen Agenda, weil immer mehr, vor allem junge Menschen, uns alle daran erinnern, dass wir keine Zeit mehr haben, noch abzuwarten. Wir müssen endlich konsequent handeln, um nichts weniger als unsere Zukunft zu sichern. 

Dabei hilft es, wenn man zunächst über Angebote, statt Verbote nachdenkt. Nehmen wir das Beispiel Verkehr: Politik hat die Aufgabe, klimafreundliche Alternativen zum eigenen Auto zu schaffen. Der Öffentliche Nahverkehr zum Beispiel muss so attraktiv sein, dass die Menschen gerne und kostengünstig umsteigen und ihn auch mit anderen Verkehrsmitteln einfach kombinieren können. Dafür will ich sorgen. Ich bin mir sicher, dass viele Düsseldorferinnen und Düsseldorfer die Vision einer Stadt wie Kopenhagen teilen. Mehr Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrerinnen und Radfahrer, mehr Grün, gesündere Luft und weniger Lärm sind Ziele, die Düsseldorf noch lebenswerter machen. 

Und warum nicht mit Gastronomen, Wirten und dem Riesenrad-Betreiber Bruch zum Beispiel über ein zentrales Laserfeuerwerk oder eine LED-Drohnenlightshow zu Silvester nachdenken, um so eine Alternative zum in der Altstadt bereits verbotenen Feuerwerk zu schaffen? 

Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum wird auch in Düsseldorf heftig beklagt. Je nach politischem Standpunkt werden staatliche Regelungen oder ökonomische Anreize vorgeschlagen. Sehen Sie Chancen, die Unterversorgung mittelfristig zu beseitigen? 

Wohnen ist die zentrale Gerechtigkeitsfrage unserer Zeit. Wir brauchen neue Ideen, um den Verdrängungswettbewerb und Grundstücksspekulationen wirkungsvoll zu begegnen. Und damit muss auch das ausspielen von Interessen oder angeblichen Gegensätzen ein Ende haben: Bezahlbarer und energetisch sanierter Wohnraum darf ebenso wenig ein Gegensatz sein, wie zum Beispiel sozialer Wohnraum und Künstlerateliers. 

Ihre Partei gestaltet schon jetzt das politische Geschehen in Düsseldorf in der sogenannten Ampel aus SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen. Ihre Partei hat die bisherige Zusammenarbeit positiv bilanziert, es gibt offenbar viel Übereinstimmung. Im Wahlkampf wird aber wohl das trennende im Vordergrund stehen? Was trennt die Partner der Ampel? Sehen Sie sich als echte Alternative zum derzeitigen Amtsinhaber? 

Was den Politikstil angeht sind die Unterschiede zum Amtsinhaber wohl unübersehbar: Ich stehe für Respekt vor der anderen Meinung und dafür, scheinbare Gegensätze zu einer neuen Lösung zu kombinieren. alle inhaltlichen Unterschiede zu ihm aufzuzählen würde den Rahmen des Interviews sicher sprengen. Aber klar ist: Ich stehe für eine echte Verkehrswende, die Verbindung von Ökologie und bezahlbarem Wohnraum, sowie für die Einheit von Wirtschaft und Umwelt. 

Und wir haben unser grünes Herz nicht erst nach der Europawahl entdeckt, als klar war, dass damit Wahlen gewonnen werden können. Für uns ist Klimaschutz keine Frage der Macht eines einzelnen. Für uns ist Klimaschutz eines Existenzfrage für uns alle. Wir kämpfen seit Jahrzehnten für konsequenten Umwelt- und Klimaschutz. Wer grüne Politik will, muss einen grünen Oberbürgermeister wählen. 

Wie sehen Sie Düsseldorf in der Zukunft? Was sollen die prioritäten in den nächsten Jahren sein? 

Es geht darum, Düsseldorf zukunftsfest und zu einer nachhaltigen Stadt zu machen, in der wir nicht auf Kosten Anderer leben. Der Klimawandel bedroht unsere Lebensgrundlage und ist doch schon längst in unserer Stadt angekommen. Man muss sich nur mal unseren Wald anschauen oder sich an den letzten Sommer mit dem heißesten Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und das Niedrigwasser im Rhein erinnern. Wir stehen vor einem Verkehrskollaps, der auch durch das jahrzehntelange Bauen für Autos statt für Menschen resultiert. Und wenn wir nicht gegensteuern, driftet die Gesellschaft weiter auseinander. 

Wenn auch Ihre Partei bei der Europawahl mit 29,2 Prozent die meisten Stimmen erhalten hat, wird sie wohl kaum bei der Kommunalwahl die absolute Mehrheit erreichen. Käme für Sie neben der Fortsetzung der Ampel auch eine Zusammenarbeit mit der CDU in Betracht, wenn dieses Zweierbündnis die Mehrheit im Rat der Stadt Düsseldorf hätte? Im Bund wird Schwarz-Grün oder Grün-Schwarz nicht mehr ausgeschlossen. 

Gerade die Ereignisse zuletzt in Thüringen haben gezeigt: eine Zusammenarbeit kann es nur mit Parteien geben, die eine klare Abgrenzung zur AfD und zu nationalistischen Gedankengut haben. Wir erwarten, dass alle demokratischen Parteien vor der Wahl einer wie auch immer gearteten Zusammenarbeit mit rechten Parteien eine Absage erteilen. Ansonsten müssen die Wahlprogramme und auch mögliche Verhandlungen nach der Kommunalwahl zeigen, mit welchen demokratischen Kräften es die meisten Gemeinsamkeiten gibt. Mir ist es wichtig, dass alle demokratischen Parteien untereinander gesprächsbereit und kompromissbereit sind. Es geht um unser Düsseldorf und unsere Demokratie. 

In der Politik, auch in der Kommune, müssen bei unterschiedlichen Auffassungen Kompromisse geschlossen werden, sie sind unverzichtbar. Fällt es Ihnen schwer, Auffassungen zu akzeptieren und dann nach außen zu vertreten, die Sie eigentlich ablehnen? Man muss sich als Oberbürgermeister wohl auch gelegentlich über die Parteilinie hinwegsetzen. 

Ich stehe für ein Miteinander statt Gegeneinander. ich möchte Brücken bauen und Partizipation an politischen Entscheidungen ermöglichen. Zeit nehmen. Zuhören. Zusammen anpacken. Das ist mein Politikstil, für den ich antrete. Dazu gehört, den so gefundenen Kompromiss dann auch mit allem Herzblut und Engagement umzusetzen. 

Gegenwärtig gibt es bereits fünf Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters in Düsseldorf. Das gab es bisher noch nicht. Wen hätten Sie am liebsten in der Stichwahl? 

Mich selbst (lacht). schließlich will ich erster grüner Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf werden. Aber im Ernst: Dass es derzeit vier Kandidaten aus dem demokratischen Spektrum gibt, ist doch gut. Die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer haben nun die Wahl zwischen völlig unterschiedlichen Persönlichkeiten mit verschiedenen Positionen und Politikstilen. 

In Ihrer bisherigen politischen Karriere haben Sie sich mit Europapolitik, Bundesangelegenheiten und Strukturpolitik beschäftigt, nur am Rande mit Kommunalfragen und Kommunalverwaltung. Wie werden Sie dem Angriff des politischen Mitbewerbers begegnen, Sie seien deshalb nicht ausreichend für das Amt eines Oberbürgermeisters vorbereitet? 

Mir fallen mindestens zwei Amtsinhaber aus Düsseldorf ein, die trotz Karrieren bei einem großen Konzern oder in der Kommunalpolitik, sowie in einem Fall sogar mehreren Uniabschlüssen gezeigt haben, dass sie es trotzdem nicht können. Die Spitze der Stadt muss vor allem gestalten. Dafür braucht es einen Oberbürgermeister, der die Menschen mitnimmt und sie begeistern kann und der die politische Erfahrung besitzt, um auch schwierige politische Weichenstellungen fair aber ebenso effizient angehen zu können. 

Wer die richtigen Lösungen finden will, sollte nicht im Alleingang vorschnelle Antworten rausposaunen, sondern die richtigen Fragen stellen, um dann zusammen mit Expertinnen und Experten, Akteurinnen und Akteuren, Bürgerinnen und Bürger und auch den Fachleuten aus der Verwaltung Lösungen zu finden und für diese zu werben. Düsseldorf ist unsere Heimat, die wir lieben, und so müssen wir sie auch behandeln und regieren. Dazu braucht ein guter Oberbürgermeister neben gesundem Menschenverstand und Respekt vor allem politische Erfahrung, Geduld, Empathie und Herz. Das bringe ich mit. 

Haben Sie nicht doch ein wenig Herzklopfen und gehörigen Respekt, wenn Sie an die komplexe Aufgabe denken, die Landeshauptstadt Düsseldorf mit über 10.000 Beschäftigten zu führen? 

Wer vor einer solchen Aufgabe keinen Respekt hat, ist fehl am Platz. Aber ich bin sicher: Mit einer motivierten Verwaltung und einer engagierten Stadtgesellschaft wie wir sie in Düsseldorf haben, kann man gemeinsam viel erreichen. Darum denke ich nicht nur mit Respekt, sondern mit Freude an diese Aufgabe. 

Bleibt ihnen Zeit für Hobbies, aus denen Sie Kraft schöpfen können? Sie sind in Düsseldorf schon jetzt sehr präsent und schaffen es zum Beispiel, an einem Tag drei karnevalistischen Sitzungen zu besuchen. Mit hoher Vitalität sind Sie offenbar gesegnet. 

Danke! Tatsächlich sind das Brauchtum, ebenso wie zum Beispiel die Fortuna und die Düsseldorfer eG, Hobbies, bei denen ich abschalten kann und Kraft schöpfe – und zwar nicht erst seitdem ich OB-Kandidat bin. im Urlaub tauche ich gerne mal ab. In den Tiefen des Meeres begreift man, wie klein wir Menschen auf diesem Planeten, der zu 71 Prozent aus Wasserflächen besteht, eigentlich sind. Das erdet ungemein. 


Kurzvita

Stefan Engstfeld

Stefan Engstfeld wurde 1970 in Duisburg geboren. Abitur in Ratingen-Lintorf und Zivildienst in den Universitätskliniken Düsseldorf, Studium der Sozialwissenschaften an der Universität Duisburg in Essen. Mitarbeiter der Landtags- und Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Engstfeld wurde 2010 in den Landtag NRW gewählt, dem er bis heute mit kurzer Unterbrechung angehört, von 2012 bis 2017 als stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Er ist Sprecher für Rechtspolitik und Mitglied im Haushalts- und Finanzausschuss. Daneben ist er Mitglied der Landesanstalt für Medien, Aufsichtsratsmitglied von NRW.INVEST, Vorstandsmitglied des paritätischen Wohlfahrtsverbandes Düsseldorf und Mitglied in zahlreichen Beiräten und Vereinen zwischen Brauchtum und Sport. Er ist verheiratet mit Kerstin Jäckel-Engstfeld, der ehemaligen Leiterin des Amtes für Kommunikation der Landeshauptstadt Düsseldorf und lebt in Düsseldorf. 


Hans-Werner Neske und Susan Tuchel

"Jeder kann für ein krankes Kind unter 18 Jahre einen Förderantrag stellen"

Gespräch mit Hans-Werner Neske, Vorsitzender der Herman van Veen- Stiftung Deutschland 


von Dr. Susan Tuchel

Am 22. August findet der 10. Herman van Veen Charity-Cup auf der Golfanlage Hummelbachaue in Neuss statt. Sie gründeten 2003 die Herman van Veen-Stiftung Deutsch- land. Wie kommt ein Xantener Bürger, der an einer Montessori-Schule in Krefeld Latein unterrichtet, auf so eine Idee? 

Weil mich mit Herman van Veen, der übrigens eine Montessori-Schule in Utrecht besuchte, eine lange und sehr persönliche Geschichte verbindet. Vor 41 Jahren besuchte ich als Student zum ersten Mal ein Herman van Veen-Konzert in Münster. Herman spielte die ganze Woche dort. Ich bin jeden Abend hingegangen, denn jedes Konzert war anders. Ich war fasziniert von seinen Liedern, seinen Texten, seinen Showeinlagen, seiner musikalischen Virtuosität. Danach besuchte ich jedes Konzert, das ich irgendwie erreichen konnte. Einmal war ich gerade in Kapstadt unterwegs und Herman gab ein Konzert. Ich habe auch keines seiner Konzerte in der Tonhalle in Düsseldorf verpasst. 2001 schrieb ich ein Fax an die Tonhalle zu Händen von Herman von Veen, dass der heutige Abend mein hundertstes Herman van Veen-Konzert sei. An diesem Abend begrüßte Herman den Mann im Publikum, der heute zum 100. Mal dabei war. Er habe einmal nachgerechnet, dass er ihm einen Kleinwagen verdanke und gerne nach dem Konzert mit ihm anstoßen würde, was er dann auch tat − und so wurden wir Freunde. Später wurde er Taufpate meines ersten Sohnes. Da ich seit 1992 regelmäßig Wohltätigkeitsgolfturniere veranstaltete, schlug ich Herman im Jahr 2002 vor, ein Turnier für seine niederländische Herman van Veen-Stiftung auszurichten. Ein Jahr später bat er mich, die Herman van Veen-Stiftung Deutschland zu gründen. 

Spielt Herman van Veen denn Golf? 

Er sagt, ein bisschen, aber antwortet auf die Frage nach seinem Handicap gerne: „Ich habe eins, aber es tut nicht weh!“ Von dem Spendenerfolg des ersten Golfturniers war Herman begeistert. Er hat sich schon sein ganzes Leben für Kinder eingesetzt. Mit 17 Jahren war er für UNICEF NL im Einsatz. 1989 pflanzte er anlässlich der Unterzeichnung der Kinderrechte mit Sir Peter Ustinov einen „Baum des Lebens“ vor dem UN-Gebäude in New York. 

Wie ist die Stiftung organisiert? 

Die Stiftung besteht aus einem Vorstand, Botschaftern und den Freunden der Stiftung. Wir haben keine Mitglieder und keine Mitgliedsbeiträge. Was wir erreichen, haben wir in erster Linie unseren Botschaftern zu verdanken, die sich für die Stiftung einsetzen. Angefangen hat al- les mit der Doppelolympiasiegerin in München Heide Ecker-Rosendahl, die aktuell die zweite Vorsitzende des Vorstands ist. Es kamen weitere Sportler als Botschafter hinzu wie Henry Maske, Steffi Nerius, Rainer Bonhof, Heiner Brand, Christian Süß, Christian Ehrhoff, Björn Otto, Markus Rehm und Danny Ecker. Aber auch bekannte Schauspieler wie Silke Bodenbender, Johanna Gastdorf, Jan Gregor Kremp sowie Bernd Stelter und Dr. Eckart von Hirschhausen unterstützen uns aktiv. 

Die Stiftung ist mittlerweile bundesweit bekannt. Im November 2018 und 2019 überreichten Sie beim RTL-Spendenmarathon jeweils 125.000 Euro an Dunkelziffer e.V., ein Verein, der sich für Prävention und Opferschutz bei sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen einsetzt. Woher kamen die Spenden? 

Unsere größte Einnahmequelle sind die Golfturniere, die alle zwei Jahre stattfinden. Alleine im Jahr 2018 konnten wir Herman für seine Stiftung einen Scheck von 355.000 Euro überreichen. Wir gehören damit zur Spitzengruppe der Golf- und Wohltätigkeitsveranstaltungen in Deutschland. Zu diesen Spendeneinnahmen kommen noch die vielen Aktionen von Botschaftern und Freunden der Stiftung hinzu, die Fußballturniere organisieren und auf Firmenjubiläen oder bei Geburtstagen Spenden sammeln. 

Und wo gehen die Gelder hin? 

Wir haben insgesamt 150 Projekte im Laufe der 16 Jahre, in denen es die Stiftung gibt, realisiert, darunter das Segelboot „Alfred J. Kwak“, das für die integrative, bischöfliche Maria Montessori-Gesamtschule in Krefeld behindertengerecht umgebaut wurde. Die Förderschule Sonneck in Neukirchen-Vluyn bekam einen „Fußballkäfig“, eine Grundschule in Bornheim-Roisdorf einen Forscher- und Förderhügel, denn das erklärte Ziel der Stiftung ist es, Talente und Begabungen zu fördern. 

Sie unterstützen auch körperlich, geistig oder psychisch-sozial behinderte Kinder. Wer entscheidet, wem geholfen wird, wer kann sich an Sie wenden? 

Jeder kann für ein krankes Kind unter 18 Jahre einen Förderantrag stellen. Der Vorstand trifft sich zwei Mal im Jahr, prüft alle Anträge und unterstützt viele große und kleine Projekte. Auch bei Einzelschicksalen helfen wir. Die kleine Dilara, die an einer heimtückischen Hirnabbaukrankheit leidet, bekam einen speziellen Pflegestuhl, dessen Kosten der Sozialversicherungsträger nicht übernehmen wollte. Zainab aus Pakistan, die als Achtjährige Verbrennungen vierten Grades erlitten hatte und der nach und nach beide Arme und Beine amputiert werden mussten, kann jetzt mit ihren Arm- und Beinprothesen ein viel selbstbestimmteres Leben führen. 

In diesem Jahr findet das 10. Charity-Golfturnier statt und Herman van Veen ist wieder mit dabei. Was passiert sonst noch an diesem Tag und sind auch nicht-Golfer willkommen? 

Selbstverständlich sind alle willkommen. Beim letzten Turnier hatten wir 128 Golfer und zusätzlich 150 Gäste, die zur Abendveranstaltung dazu stießen. Die Abendveranstaltung findet im Alten Kesselhaus im Areal Böhler statt. Wolfram Kons führt durch den Abend, Christian Keller und Harry Wijnvoord leiten die Versteigerung. Die Gitarristin Edith Leerkes sowie Keith Tynes, Ex-Leadsänger der „Platters“, treten auf. Nach Mitternacht steigt eine After- Show-Party im Dorint Kongresshotel in Neuss. Und damit alle vom Golfplatz zum Kesselhaus und von dort wieder zum Dorint Hotel kommen, stellen uns die BMW-Niederlassungen NRW einen VIP-Shuttleservice zur Verfügung. 

Gibt es noch Karten und was kosten diese?

Ja, es gibt noch Karten. Das Turnier inklusive Abendveranstaltung kostet 160 Euro zzgl. Mehrwertsteuer, Karten nur für die Abendveranstaltung kosten 110 Euro zzgl. Mehrwertsteuer. Für die Golfer: Es wird ein Vierer mit Auswahldrive unter dem Motto „Gutes tun und Spaß dabei haben“ gespielt. 


Herman van Veen und Susan Tuchel

„Ich habe ein kleines Herz, das groß klopft“

Interview mit Herman van Veen, Komponist, Violinist, Sänger, Maler und Entertainer 


von Dr. Susan Tuchel

Sie haben eine alternative Schule besucht. Ihr Vater war Schriftsetzer, Ihre Mutter Hausfrau, woher kommt Ihre künstlerische Ader, woher Ihr großes Herz? 

Ich habe ein kleines Herz, sagte vor Kurzem mein Kardiologe, das groß klopft. Mein Vater wäre gerne Schauspieler geworden, doch da kam ein Krieg dazwischen.  Meine Mutter konnte wunderschön singen, sie war ein Fan von Edith Piaf. Meine Geige kriegte ich auf einer Montessori-Schule. Eines Tages sagte unser Klassenlehrer: „Hör‘ auf zu pfeifen, pfeife hierdrauf.“ 

Wie ging es bei Ihnen zu Hause in Utrecht zu, wie wurden Sie erzogen, was war Ihren Eltern wichtig? Haben Sie Geschwister? 

Für meine Eltern waren die Kinder das Wichtigste und an zweiter Stelle kamen auch die Kinder. Sie wollten, dass es uns besser gehen sollte als es ihnen gegangen war. Meine Mutter war Hausfrau, mein Vater Typograph. Auf Holländisch schreibt man typograaf, also erzählte ich in der Schule, dass mein Vater ein Graf war. Es war gemütlich. Ich hatte, zwischen meinen Schwestern, eine vor allem freie Jugend. 

Sie haben zusammen mit Harald Siepermann und Hans Bacher die Zeichentrickserie Alfred Jodocus Kwak entwickelt. Wie sehen Sie Alfred J. Kwak heute, und erzählen Sie Ihren drei Enkeln noch von ihm? Und was ist aus Alfred Junior, der kleinen Cappuccino-Ente geworden? 

Alfred watschelt immer noch durch Groß-Wasserland und ab und zu spaziert er auch durch die Schlafzimmer meiner Enkel. Die kleine Cappuccino-Ente: das ist ein Problem. Wir wissen nicht, wo sie ist. Das liegt daran, dass als Mutter Winnie Wana auf den Eiern saß, ein Orkan vorbeitobte. Ihre Eier wurden weggeweht. So auch die Eier eines Krokodils. Ein großes Durcheinander. Das Krokodil brütete Entchen aus und Winnie Krokodilchen. Alfred Junior sucht jetzt seine Eltern und wir ihn. 

Sie setzen sich seit über 40 Jahren aktiv für die rechte der Kinder ein, waren Botschafter des guten Willens für UNICEF und haben einmal gesagt: „Wenn die Kinderrechte gelebtes Recht wären, gäbe es im Sinne von Weihnachten Frieden auf Erden und allen Menschen ein Wohlgefallen.“ Wie schätzen Sie die Lage aktuell ein? 

Es geht ein bisschen besser, aber immer noch viel zu langsam. Kinder dürfen nicht sterben, sie haben ein Recht auf eine Zukunft. Das gibt uns die Verantwortung. Geht es den Kindern gut, geht es der Welt gut. 

Sie touren um die ganze Welt und singen Ihr Repertoire in fünf Sprachen. Zumindest in Deutschland fehlt selten bei Ihren Konzerten die holländische Version von Leonhard Cohens „Suzanne“. Es erinnert ein wenig an Heinrich Heines „Ein Fräulein stand am Meere“. Ist das für Sie die ironische Brechung der einen großen Liebe, als er am Ende dann doch den Bus nimmt? 

Stimmt. Ich singe es meistens auf freundliche Bitte und solche Bitten sind immer da. 

Ihre Konzerte bieten mehr als gute Musik. Mit Ihrer Band und vor allem mit der Gitarristin Edith Leerkes, die seit 30 Jahren Ihre musikalische Partnerin ist, zeigen Sie improvisiertes Kabarett, auch Clownerie auf roten Socken, auf denen Sie gerne in Düsseldorf über die Bühne der Tonhalle laufen. Sie treten fast 50 Jahre in Düsseldorf auf, was mögen Sie an der Stadt?

Die Tonhalle, ein exzellentes Haus, den Rhein mit seinen unvorhersehbaren Bewegungen. Düsseldorf ist vor allem eine Stadt der Kunst. Es gibt hier wunderschöne Galerien und Museen, die ich jedes Mal besuche. Und es gibt noch einen Grund, warum ich gerne in dieser Stadt bin: Sushi. 

Was lieben Sie noch? 

Das Meer. Die Berge. Wälder. Ich liebe es, im Garten zu arbeiten. Weine (ohne n am Ende). Lesen, vor allem Gedichte. Musik, Bach, Schubert, Mozart. Spazieren. Freunde. Schmusen. Apfelmus. Tanzen, meine Kinder, und ihre. Die Omas meiner Enkelkinder. 


Kurzvita

Herman-van-Veen

Hermannus Jantinus van Veen erblickte am 14. März 1945 in Utrecht das Licht der Welt. Er studierte Geige, Gesang und Musikpädagogik am Utrechter Konservatorium und trat als 20jähriger zum ersten Mal mit einem Soloprogramm auf. Es folgten Schallplattenaufnahmen und Fernsehauftritte in den Niederlanden. 1968 gründete er seine bis heute bestehende Produktionsfirma Harlekijn. 1972 wurde er dem deutschen Publikum bekannt gemacht durch Alfred Biolek und Karsten Jahnke. Sein erstes Album „Ich hab’ ein zärtliches Gefühlt“ erschien ein Jahr später. Anfang der 1980er Jahre brachte er das Kulturmagazin „Harlekijn“ heraus. Ende der 1980er Jahre erfand van Veen die Zeichentrickserie „Alfred J. Kwak“. 
Das Allroundtalent reist seit 55 Jahren um die Welt und hat 188 CDs, 26 DVDs und über siebzig Bücher herausgebracht. Der „holländische Clown mit Glatze“ setzt sich seit über 45 Jahren für die Rechte der Kinder ein. Er ist Träger des Verdienstkreuzes am Bande der Bunderepublik Deutschland und gründete 2003 mit Hans-Werner Neske die „Herman van Veen-Stiftung Deutschland“. 2019 tourte er durch ganz Deutschland (86 Konzerte) mit seinem Programm „Neue Saiten“ und stand auch an drei Abenden in der ausverkauften Tonhalle in Düsseldorf auf der Bühne. 


Paul Breuer und Fernand Roda

„Och, du malst ja!“ Da wurde auch Beuys bewusst, dass ich Maler bin

Interview mit dem Maler Fernand Roda


von Dr. Paul Breuer

Fernand Roda, geboren 1951 in Luxemburg, lebt und arbeitet in Düsseldorf. Von 1971 bis 1977 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Joseph Beuys. 1974 Ernennung zum Meis­terschüler. 1991 Ernennung zum Chevalier de l‘ordre de Mérite du Grand­Duché de Luxembourg. Es gibt sie noch. Die Künstler, die nicht vor ihrer Kunst stehen, sondern dahinter. Damit möchte ich jetzt kein Psychogramm über Künstler und deren Intentionen abliefern. Trotzdem: Gefühlt hat man gelegentlich den Eindruck, je extrovertierter sich die Kreation und ihr Schöpfer präsentieren – und dabei Spektakel und Skandale nicht aus dem Weg gehen –, desto eher scheinen Schlagzeilen und damit das Geschäft das Kalkül zu bestimmen. Bei Fernand Roda ist das anders. Er bevorzugt eher die leisen Töne. „Mich treibt die Kunst von Kindesbeinen an. Angeregt durch die Kunstbücher meines Großvaters war mir schon früh klar, dass ich Künstler werden wollte“, sagt Roda, und weiter: „Das kreative potenzial Kunst zu schaffen, ohne bestimmte Vorgaben, ist mein Antrieb bis heute. Deshalb habe ich auch nie eine Professur angenommen.“ 
Seit 40 Jahren lebt der Luxemburger in Düsseldorf. Bilder in Öl, kleinformatig (DIN A5) bis musealformatig (3 x 7 Meter), verlassen sein Derendorfer Atelier. Viele davon sind inzwischen in internationalen Kunstsammlungen vertreten. Sogar als Briefmarkenmotiv taucht eines seiner Gemälde auf – die „Euro­Briefmarke“, 1993 herausgegeben vom Großher­zogtum Luxemburg. 
Bereits sechs Jahre zuvor war Fernand Roda mit acht weiteren Künstlern an der Gestaltung der Düsseldorfer U-Bahn­-Station Heinrich-Heine-Allee beteiligt. Das 4 x 3,6 Meter große Werk trägt den Titel „Entgleisung III“.
Roda ist ein klassischer Ateliermaler. Sein Atelier ist in einer großen Altbauwohnung integriert, in der er mit Frau und Kind lebt. Wenn er malt, bleibt die Tür zu seinem Arbeitsplatz geschlossen. Und so mag er es auch nicht, wenn jemand ohne anzuklopfen eintritt. „Wenn ich in meinem Atelier arbeite, bin ich so konzentriert, befinde mich fast in einem transzendenten Zustand, sodass ich einige Zeit brauche, gedanklich wieder auszusteigen“ – ein fabelhaftes Stichwort für die erste Frage:

Fällt es dir dann schwer in den Malprozess wieder reinzukommen?

Ja, manchmal. Aber wenn ich arbeite, bin ich wahnsinnig schnell. Das geht einmal links, rechts – und fertig. Malen habe ich gelernt. Das ist Handwerk, und das kann ich aus dem Effeff. Ich bin doch ein Handwerker, auch wenn dieser Begriff für manchen anstößig klingen mag. Natür­lich brauche ich eine gewisse Anlaufzeit. Habe ich aber eine Idee, mache ich eine schnelle Skizze. Dann gehe ich im Kopf den Vorgang akribisch durch und beginne zu malen. 

Wie kommst du zu den Themen? 

Ich beschäftige mich viel mit der Natur und Landschaf­ten. 

Du setzt in deinen Bildern natürliche und geometrische Elemente an der Grenze zur Abstraktion nebeneinander, ist das richtig?

Ja, das stimmt. In den Landschaften steckt alles darin – von der reinen abstrakten Form bis hin zum üppigs­ten Kitsch. Man muss es nur sehen. Ich versuche dabei bestimmte Momente herauszunehmen und sie in einen neuen Kontext, eine neue Sichtweise zu stellen. Ein Ku­rator hat es mal so formuliert: „Rodas Bilder erfahren eine Lesbarkeit auf zwei miteinander verknüpften Ebenen, die erste ist der „semantische“ Aspekt der Natur­darstellung und der zweite der „syntaktische“ Blickwin­kel des Arbeitsprozesses“. Man kann es auch so sagen: Der zweite Blick zählt, so wie im wahren Leben. Mir geht es um die konzentrierte Malerei. Nicht malen, was man wahrnimmt, sondern wie man wahrnimmt. Das be­deutet: Sich nicht im Detail zu verlieren, sondern die Gegenständlichkeit der Natur in Erscheinungsformen aufzulösen. 

Andere Themenkreise sind Tiere und Pflanzen. Vor einigen Jahren war es auch ein Maschinenzyklus.

Solche Themen kommen bei mir sehr spontan auf. Bei der Phantasie eines kleinen Kindes, das von den mo­dernen Spielzeugen noch nicht verdorben ist, drehen sich die Gedanken um Drachen oder andere Fabelwe­sen. Denke an „Grimm‘s Märchen“ oder „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende. Tiere regen nicht nur die Phantasie von Kindern an, die Phantasie kennt keine Grenzen. 

Künstler behaupten oft, dass sich Bilder während der Malerei entwickeln.

Das ist bei mir anders. Die Arbeit findet bei mir im Kopf statt. Und dann wird sie umgesetzt. Ich möchte ein Bild so schnell wie möglich fertigstellen, um Zeit auch für an­dere Dinge zu haben. 

Du bist Luxemburger, lebst und arbeitest seit über 40 Jahren in Düsseldorf. Wie kam es, dass du in Düsseldorf gelandet bist?

Ich hatte mich ursprünglich in Mailand und in Paris be­worben. Nach den Zusagen von beiden Städten kam auch die Zusage von Düsseldorf, wofür ich mich dann auch entschieden habe. 

Und wo ist deine Heimat? 

Als Luxemburger war und ist man Europäer. Über tau­sende von Jahren wurde dieses Land von vielen Völkern besiedelt. Auch wenn es pathetisch klingt: Meine Heimat aber ist die Kunst! 

Bei Joseph Beuys bist du doch zuerst in die Bildhauer-Klasse gekommen. Der aber mochte doch keine Maler. 

Der mochte auch keine Fotografen. Er akzeptierte nur wenige Maler. 

Und wie kam es, dass der Beuys-Schüler bei Beuys plötzlich Maler wurde?

Ich hatte immer heimlich gemalt. Er sollte ja auch nichts mitbekommen. Beuys hörte dann gezwungenermaßen auf zu lehren, aufgrund politisch nicht gewollter Aktio­nen innerhalb der Kunstakademie. Der Politik zum Trotz blieb er aber auch weiterhin der Kunstakademie verbun­den. Da habe ich mich mit einem Riesenbild zum Meis­terschüler beworben. Ich zeigte Beuys das Bild und seine Reaktion war: „Och, du malst ja!“. Da wurde auch Beuys bewusst, dass ich Maler bin. Bis dahin hatte ich in der Akademie „gebildhauert“, ganz klassisch. Danach nur noch gemalt. 

Was hast du als Meisterschüler von Beuys gelernt? 

Gute Professoren erlauben ihren Schülern nicht, so zu malen wie sie selbst, sondern sie schaffen den Raum, ihre eigenen Qualitäten optimal zu entwickeln. Beuys erkannte sofort das Potenzial seiner Schüler. Er sagte immer: „Ihr müsst erst ein bisschen Handwerk lernen. Dann müsst ihr auf eigenen Beinen stehen. Ihr müsst auch anderes können. Aus euch selbst etwas herausfinden.“ Er war nicht der Lehrer, der sich von seinen Schü­lern imitieren ließ. 

Die Liste der Düsseldorfer Akademiestudenten der 70er-Jahre liest sich wie ein „Who is Who?“ der deutschen zeitgenössischen Kunst. Im Rückblick ist es erstaunlich, dass ein klassischer Maler wie du bei ihm in die Lehre gegangen ist. 

Bei Beuys ging es weniger um die gewählten künstleri­schen Techniken, sondern um die Haltung. Wichtig war ihm nicht so sehr die Individualität, sondern die Ehrlich­keit der Auffassung, die Authentizität. Beuys hat für das Nachkriegsdeutschland die Internationalität der Kunst wieder nach Deutschland gebracht – durch seine Arbeiten, sein Auftreten aber auch durch seine Philosophie, die er mit der Kunst verband. 


Juan Collantes

Künstlerportrait: Juan Collantes

Juan Collantes - Maler und Grafiker


Der Künstler lebt seit 28 Jahren in Deutschland – mehr Lebenszeit in Deutschland als in Peru. Trotzdem spürt man in seiner Gegenwart die peruanisch positive Lebensenergie.

Ein Kunstwerk von Juan Collantes verändert die Räumlichkeiten eines Ortes, es bringt „Expresión". Seine Bilder bewirken ein Lichtspiel im Raum und lassen den Betrachter träumen, voller Phantasie, Illusion, Hoffnung, Freude und Romantik. Sie erzählen uns – charakteristisch für Collantes Werke – eine Geschichte, so eine Sammlerin. 

Gemalt hat Juan Collantes schon immer, er kommt aus einer Künstlerfamilie. Nach Abitur und Privatzeichenunterricht bei seinem Mentor Hannes Esser, Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie, wo er zwei Jahre die Malerklasse von Konrad Klapheck besuchte. Danach lernte er Professor A.R. Penck kennen, bei dem er sein Studium in Malerei, Grafik und Bildhauerei weiterführte bis zum Abschluss 2005. Seine Werke sind die Kombination der zwei Kontinente, zwischen denen er pendelt: Europa und Südamerika. 

Collantes kombiniert sehr raffiniert Malerei und Holzschnitt, eine Technik, die in Lateinamerika sehr populär ist. Für seine Werke nutzt der Künstler Recylingmaterialien wie Pizzakartons und Reissäcke, die er aus seiner Heimat Peru importiert. Seine Holzdrucke darauf sind einzigartig, die Farben immer besonders – besonders intensiv, besonders leuchtend, besonders berauschend. Zuletzt entdeckte Juan Collantes den Holzdruck mit 3D-Effekt. Die Bilder werden mit der Technik verlorener Schnitt und drei besonderen Farben bearbeitet, so dass der Holzschnitt 3D-Effekt erreicht wird. Diese Drucke wirken sogar ohne 3D Brille. Collantes druckt seine Holzdrucke ohne die übliche Druckpresse, um das Format nicht einzuschränken. 

Nach der letzten Gruppenausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf mit der Klasse von A.R. Penck ist die nächste Ausstellung in Essen in diesem Jahr geplant. 


Dave Hänsel und Wolfgang Sohn

„Man muss schon als mündiger Bürger darauf achten, was man kauft“

Kochen mit Dave Hänsel, Journalist und TV-Koch


von Wolfgang Sohn

Hallo Dave, was kochen wir heute? 

Hallo Wolfgang, wir kochen heute ein schönes asiatisches Wintergericht und dafür habe ich hier einen wunderbaren Thunfisch Toro. Das ist das Bauchstück, richtig schön fett und ganz weich. Das werden wir zunächst in zweierlei japanischen Saucen marinieren und zwar in Yamazaki Sauce und Sojasoße. Dazu gibt es Rotkohl, ist ja ein Wintergericht und im Winter gibt es regionales Kohlgemüse. Den Rotkohl mache ich auch leicht asiatisch. Dann gibt es dazu noch Lotoswurzel Chips, die wir frisch frittieren.

Wieso kochst du so gerne japanisch? Ist das, weil du hier in Little Tokio auf der Immermannstrasse wohnst? 

Naja, ich liebe zum einen den Geschmack der japanischen Gerichte, und ich mag, dass diese zum Teil eine sehr leichte Küche ist. Außerdem kann man kreativ sehr viele Dinge ausprobieren. Auch das, was ich heute koche, ist so entstanden und war sehr lecker. 

Ich weiß von dir, dass du auch ein bisschen in die fleischlose Küche gewechselt bist. Hat das auch etwas mit der japanischen Esskultur zu tun?

Das hängt in erster Linie damit zusammen, dass wir aufpassen müssen, was wir essen. Man muss schon als mündiger Bürger darauf achten, was man kauft. Auch darauf, wie sich das jeweils mit dem Tierwohl verhält und mit dem Umweltschutz. Ich finde, heute sollte alles eine Rolle spielen bei der Auswahl der Lebensmittel, und ich glaube, dass die vegetarische Küche auf ganz viel Tierleid verzichtet und trotzdem unheimlich viele Möglichkeiten bietet, die Spaß machen Der Rotkohl-Salat zum Beispiel, der ist knackig und geschmacklich schon besonders, da braucht man kein Stück Fleisch, und der Fisch kann sehr gut durch marinierten Tofu ersetzt werden.  

Wir essen heute ein winterliches Gericht?

Was wir heute kochen, ist ein winterliches Gericht, welches das Herz erwärmt. (lacht) Man kann es natürlich auch im Sommer essen.

Thunfisch & Rotkohl & Glühweinreis 
Rezept für 4 Portionen

- 400 g Thunfisch (am besten Bauchfleisch)
- 50 ml Yamaki Soße
- 50 ml Tsuyu Soße
- Butterschmalz
- 600 g Basmatireis
- 100 ml Glühwein
- 1 Schalotte
- 1 Knoblauch-Zehe
- 3 g Frischer Ingwer
- 200 ml Hühnerfond
- 4 Esslöffel Sojasoße
- 1/2 Rotkohl
- 50 ml Yamaki Soße
- 50 ml Tsuyu Soße
- 4 Esslöffel Sesamöl
- 1 Esslöffel Honig
- 1 Knoblauch Zehe
- 3 g Frischer Ingwer
- 4 Esslöffel ungesalzene Cashewnüsse

Zuerst reiben Sie den entstrunkten Rotkohl und vermengen ihn dann mit den Soßen, dem Sesamöl und dem Honig. Knoblauch und Ingwer fein hacken und unterheben. Zum Schluss die kurz in der Pfanne gerösteten Cashew Nüsse unterheben.
Nun den Reis nach Packungsanleitung kochen. Allerdings 300ml weniger Wasser nehmen und dafür Hühnerfond und Glühwein. Dann Knoblauch und Ingwer hacken in eine Pfanne geben und mit Sesamöl anbraten. Den fertigen Reis dazu geben und anbraten.
Dann den Thunfisch portionieren und in Butterschmalz scharf anbraten. Die Soßen in eine Pfanne geben und aufkochen. Den Fisch hineingeben und ziehen lassen. Nach 5 Minuten wenden und dann beiseitestellen.
Alles Anrichten und guten Appetit!

Du bist Journalist, und das hat bei dir auch viel mit Kochen zu tun. Zum Beispiel deine Sendung im WDR freitags abends „sehr, sehr lecker“. Wie kommt man als Fernsehmann letztendlich zu einer solchen Begeisterung für‘s Kochen, die bei dir sogar schon zu einer professionellen Restauranteröffnung geführt hat?

Ich habe tatsächlich schon immer gerne gekocht und bereits als kleines Kind vor allem gebacken. Das hat mir Spaß gemacht. Alles zusammenschütten, kneten, umrühren und dann kommt dabei etwas Leckeres heraus, das fand ich toll. Später dann habe ich angefangen zu kochen und zu experimentieren. Ich erinnere mich noch, dass ich als Kind einmal Nudeln mit Rosinen, Mandelsplittern und Hühnerfleisch in Sahne Sauce gezaubert habe, was leider so gar nicht schmeckte, aber meine Mutter hat es tapfer gegessen und hinterher gesagt: „Junge, das hast du gut gemacht, weiter so, du musst weiter experimentieren“. Ohne ihre Ermutigung und Ansporn, hätte ich bestimmt aufgehört zu kochen. Aber so habe ich weiter gemacht, weiter experimentiert und, Ja, kochen ist und war meine Leidenschaft. Großartigerweise hat sich die Möglichkeit ergeben, beim WDR diese Sendung zu machen und dann habe ich in diesem Zuge die Gelegenheit wahrgenommen und eine eigene Produktionsfirma gegründet. Ich liebe schöne Bilder und schöne Filme, und ich liebe kochen. Das ist einfach sinnlich und sexy, und so kann ich nicht nur Kochen, sondern das Kochen auch noch filmen.

Dann hast du also quasi zwei Professionen, beziehungsweise zwei Leidenschaften zu einem Beruf zusammengefasst. Du hattest ja auch ein Restaurant am Carlsplatz, was sehr, sehr gut gelaufen ist. Du musstest es dann leider trotzdem aufgegeben, weil es einfach alles zu viel wurde. Gibt es irgendwo in deinem Hinterkopf noch eine Überlegung, uns Düsseldorfern irgendwann wieder ein Restaurant zu präsentieren, wo es Hänsel-Cooking gibt?  

Ja, den Gedanken gibt es auf jeden Fall. Mir hat das Restaurant irre viel Spaß gemacht, und es war ein ganz tolles Arbeiten. Wenn das Fernsehen irgendwann nicht mehr so viel Raum in meinem Leben einnimmt, möchte ich sofort wieder ein Restaurant eröffnen.

Jetzt waren wir eben im japanischen Supermarkt einkaufen und haben die Zutaten für das, was wir heute kochen werden, gekauft. Du wohnst hier im japanischen Viertel, wo es viele japanische Restaurants und Geschäfte gibt. Generell ist die japanische Küche in Düsseldorf schon sehr besonders, oder?

Auf jeden Fall. Wenn man so durch einen japanischen Supermarkt schlendert und sieht, was man alles kaufen kann, weiß man bei vielen Sachen nicht, was es ist. Alles steht auf Japanisch auf den Etiketten. Ich kann leider kein Japanisch, deswegen habe ich mir zur Regel gemacht, immer wenn ich einkaufen gehe, nehme ich eine Sauce mit. Manchmal sind sie lecker, manchmal denke ich mir, was soll das? Aber so habe ich tatsächlich ganz viele neue Geschmacksrichtungen kennen gelernt, zum Beispiel auch die Saucen, die wir heute verwenden. Ich glaube, dass das japanische Essen in Düsseldorf eine ganz große Besonderheit ist. Ich bin viel in anderen Städten, ich reise und esse dann natürlich auch japanisch. Aber in Düsseldorf hat es eine ganz andere Qualität. Wir haben so viele japanische Mitbürger, da muss die Qualität schon stimmen und wie Zuhause sein.

Um den Bogen wieder zur Winterküche zu spannen, Was gibt‘s bei Hänsel‘s am Heiligabend zu essen? 

Zu Weihnachten kocht immer meine Mutter, und traditionell kommt die ganze Familie zusammen. Es gibt ein Roastbeef, welches ich wahrscheinlich zubereiten werde (lacht), und sie macht die Beilagen. Als Nachtisch gibt es einen Kuchen, das wird sehr, sehr lecker. Meine Familie kommt aus Berlin und von überall her, wir sitzen alle an einer langen Tafel und essen, erzählen und freuen uns, beisammen zu sein.


Kurzvita

Dave Hänsel wurde in Köln geboren, in Hamburg sozialisiert und in Düsseldorf aufgeblüht. Gibt im TV-Studio Düsseldorf Tipps, kocht und berät. An Düsseldorf und am Niederrhein mag er die Menschen, die Stadt, den Rhein, das Bier, das Essen, die Märkte, die Restaurants und die Jahreszeiten. Sein prägendstes Erlebnis in der Region war ein Weihnachtsmarktkochen in Neuss. Ein starker Regen setzte ein, der Vorbild für eine Sintflut sein könnte. Sein Team und er überlegten, ob abgebrochen werden soll und während sie berieten, fingen die Zuschauer im strömenden Regen von alleine an, die Küche ab und in einem Zelt wieder aufzubauen, damit es weiter gehen konnte.


Siegmar Rothstein und Daniel Zimmermann

„Unsere Steuerpolitik trägt mit Sicherheit wirtschaftsliberale Züge“

Interview mit Daniel Zimmermann, Bürgermeister der Stadt Monheim


von Siegmar Rothstein

Sie wurden im Jahre 2009 zum Bürgermeister in Monheim am Rhein gewählt als Kandidat für die Jugendpartei PETO. Mit 27 Jahren waren Sie dann der jüngste Bürgermeister in NRW. Diese Wahl wurde allgemein als Sensation empfunden. Hat das Ergebnis auch Sie ein wenig überrascht? Erinnern Sie sich doch einmal, wie Sie diesen Erfolg geschafft haben.

Ja, die mediale Aufmerksamkeit war enorm. Den Exotenstatus als jüngster Bürgermeister in NRW habe ich allerdings vor allem im Blick von außen. Hier in Monheim am Rhein haben mich die Leute ja nicht wegen meines Alters gewählt, sondern wegen meines Programms und sicher auch, weil sie mich für glaubwürdig hielten. Die damaligen Kandidaten der CDU und der SPD kamen beide nicht aus Monheim am Rhein. Ihnen hing der Ruf an, das Amt hauptsächlich aus Karrieregründen anzustreben. Das war mein Vorteil.

Nach fünfjähriger Tätigkeit wurden Sie 2014 mit 94,64 Prozent Zustimmung wiedergewählt, ein sicher einmaliges Ergebnis bei Kommunalwahlen in NRW. Was ist ihr Erfolgsgeheimnis? Was machen Sie anders, als die etablierten Parteien, die bis auf die Grünen im Hinblick auf das zu erwartende Ergebnis nicht einmal eigene Kandidaten für das Bürgermeisteramt aufgestellt haben? Was haben Sie in Monheim in dieser Zeit erreicht?

Auch dieses Ergebnis wäre sicher nicht denkbar gewesen ohne den taktischen Fehler von CDU und SPD, keine eigenen Kandidaten aufzustellen. Die Parteien haben sich ausschließlich auf die Stadtratswahl konzentriert. Hinzu kommt aber auch die besondere finanzielle Situation. Bei meinem Amtsantritt war die Stadt mit 120 Millionen Euro verschuldet. Heute sind wir rund 250 Millionen Euro im Plus. Monheim am Rhein ist seit 2013 schuldenfrei. Das hat uns natürlich enormen Handlungsspielraum verschafft. Der Stadtrat konnte die Kitagebühren komplett abschaffen. Für viele Eltern ist das je nach Einkommensgruppe eine Entlastung von mehreren Hundert Euro pro Monat. Die Stadt investiert ohnehin sehr viel in Bildung und Chancengleichheit. Das ist den meisten Menschen wichtig und wurde bei der Wahl entsprechend honoriert.

Durch die Schuldenfreiheit der Stadt Monheim hat sich der finanzielle Spielraum erheblich vergrößert, der den wirtschaftlichen Erfolg ermöglichte. Ihnen liegt aber offenbar auch am Herzen, dass Kunst und Kultur gefördert werden und sich im Stadtbild wiederfinden. Vor einigen Wochen wurde als neues Wahrzeichen Monheims, die von Prof. Markus Lüpertz geschaffene große Skulptur „Leda“ aufgestellt, eine Interpretation der Gänseliesel aus dem Wappen der Stadt Monheim am Rhein.

Eine Stadt sollte sich um mehr kümmern als darum, dass die Müllabfuhr reibungslos funktioniert und Schu len und Straßen saniert werden. Jede Kommune hat auch eine kulturelle Verantwortung. In Monheim am Rhein lernen zum Beispiel 60 Prozent aller Grundschüler ein Musikinstrument. Wir machen im Ulla- Hahn-Haus Angebote im Bereich der Sprach- und Literaturförderung. Und wir investieren in Kunst im öffentlichen Raum, weil diese Kunst für alle da ist. Jeder kann sie betrachten, ohne sich eine Eintrittskarte für ein Museum oder eine Ausstellung kaufen zu müssen.

Die erhebliche Reduktion der Gewerbe- und Grundsteuer wird Ihnen als unfairer Steuerwettbewerb vorgeworfen. Wie begegnen Sie dieser Kritik?

Bürgermeister Daniel Zimmermann
Bürgermeister Daniel Zimmermann

Zum einen ist in Deutschland der Wettbewerb zwischen den Kommunen gewollt. Wenn das nicht so wäre, dürfte man es den Städten und Gemeinden nicht überlassen, ihre Steuersätze selbst festzulegen. Zum anderen lohnt ein Blick über die Landesgrenzen hinaus: Nicht Monheim am Rhein ist zu günstig, sondern die meisten anderen Kommunen in NRW sind zu teuer. Die durchschnittliche Steuerbelastung für Unternehmen liegt in NRW bei 32,0 Prozent. In den Niederlanden sind es nur 25,0 Prozent. Da sind wir mit unseren 24,6 Prozent einfach deutlich konkurrenzfähiger. Läge Monheim in Bayern, in den Niederlanden oder in Brandenburg, würde unser Steuersatz überhaupt kein Aufsehen erregen. Ich würde mir wünschen, dass es mehr Kommunen in NRW gelänge, wieder Anschluss an den internationalen Steuerwettbewerb zu gewinnen. Auf diesem Level sind wir nämlich wirklich keine Steueroase, sondern gerade mal gesundes Mittelfeld.

Die Kommunen beschäftigen sich zur Zeit intensiv mit der Verkehrspolitik, auch für die Stadt Monheim am Rhein sicher eine Herausforderung. Der stark gewachsene Autoverkehr wird auch im Hinblick auf den notwenigen Klimaschutz kritisch betrachtet, der öffentliche Personennahverkehr soll gefördert werden. Sie beabsichtigen, den kostenlosen öffentlichen Nahverkehr einzuführen und autonom fahrende Busse zwischen Busbahnhof und Altstadt anzuschaffen. Wie werden diese Pläne aufgenommen? Haben Sie weitere Aktivitäten im Auge?

Die meisten Monheimer begrü.en diese Entwicklung. In der Verkehrspolitik unterscheidet man zwischen den so genannten „Push“- und „Pull“- Faktoren. „Push“ bedeutet Zwang, indem Sie etwa Innenstädte für Autos sperren oder Fahrverbote verhängen. Das führt natürlich zu Unfrieden. „Pull“-Faktoren dagegen sind eine Einladung, andere Verkehrsmittel zu nutzen, indem man sie attraktiver macht. In diesem Bereich setzen wir an. Wir haben schon in den letzten Jahren begonnen, das örtliche Nahverkehrsangebot erheblich auszuweiten. Als ich Bürgermeister wurde, ist unser städtisches Nahverkehrsunternehmen jedes Jahr 1,3 Mio. Kilometer gefahren. Heute sind es 2,1 Mio. Kilometer. Von der Innenstadt zum S-Bahnhof bieten wir tagsüber einen Fünf-Minuten-Takt an. Auch in den Abendstunden und am Wochenende wurde das Angebot ausgeweitet. Nur so kann der ÖPNV eine echte Alternative zum Auto darstellen.

Die Stadt Monheim am Rhein befindet sich offenbar in einem sehr guten Zustand. Das Schweizer Fernsehen spricht vom Wunder von Monheim. Ihrem Erfolgt wird bundesweit Strahlkraft bescheinigt. Gibt es überhaupt noch eine Problemzone in Monheim? Wo sehen Sie Ihre Stadt in der Zukunft?

Es gibt keine Probleme, die es nicht auch woanders gäbe. Eins davon ist die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt. In NRW fehlen 400.000 Wohnungen. In Monheim am Rhein sind es mindestens 1.000, gerade auch im unteren bis mittleren Preissegment. Aus diesem Grund hat die Stadt eine eigene Wohnungsbaugesellschaft gegründet. Wir bauen 450 eigene Wohnungen. Und natürlich unterstützen wir auch die Bautätigkeit im privaten Wohnungsmarkt. Doch diese Prozesse brauchen Zeit, die wir leider nicht haben. Ein zweites großes Thema ist die Innenstadtentwicklung. Durch Konkurrenz aus den Nachbarstädten und den Online-Handel steht unser Einzelhandel in der Innenstadt unter Druck. Im Moment gelingt es uns, nur 90 Prozent der vor Ort vorhandenen Kaufkraft zu binden. Das wollen wir durch eine millionenschwere Neugestaltung der Innenstadt verändern. Wir investieren außerdem sehr stark in Onlinesysteme, die dem stationären Handel helfen, im Internet präsent zu sein.

PETO wurde als Jugendpartei gegründet. Inzwischen gibt es ein Programm auch für die ältere Wählerschaft. Sie haben im Stadtrat nahezu eine Zweidrittel-Mehrheit. Kann man Ihre Partei politisch einordnen? Sind Sie links, rechts, sozialistisch, konservativ, alles oder nichts von allem?

Unsere Steuerpolitik trägt mit Sicherheit wirtschaftsliberale Züge. Mit den hohen Einnahmen haben wir andererseits eher sozialdemokratisch agiert – siehe zum Beispiel die Abschaffung der Kitagebühren. Auch grüne Themen wie der Umwelt- und Klimaschutz spielen eine große Rolle. Ich glaube, es ist eine große Chance, in der Kommunalpolitik immer wieder mit den Bürgerinnen und Bürgern aushandeln zu können, was das Beste für die Stadt ist, ohne dieser Politik ein bestimmtes Siegel geben zu müssen. Diese Politik muss jedoch humanistisch orientiert sein, damit sie am Ende nicht beliebig wird.

Ihre Partei ist politisch ausschließlich in Monheim am Rhein aktiv. Haben Sie schon einmal überlegt, die Aktivitäten über ihre Stadt hinaus auszudehnen?

Dazu fehlte uns bisher vor allem die Zeit.

Sie üben eine anspruchsvolle, erfolgreiche, sehr zeitaufwändige Tätigkeit aus. Ihnen wird viel Sympathie entgegengebracht. Sie haben es geschafft, Vertrauen zu gewinnen. Andererseits erleben Sie sicher nicht nur Beifall. Trifft Sie Kritik, insbesondere dann, wenn Sie sie nicht nachvollziehen können? Haben Sie Hobbies und persönliches Umfeld, die Ihre Arbeit erleichtern?

Mit Kritik umzugehen, ist sicher die schwierigste Herausforderung, mit der man in der Politik konfrontiert wird. Ich bin nicht wirklich gut darin, unsachliche oder persönliche Kritik an mir abprallen zu lassen, selbst wenn ich sie für unbegründet halte. Meistens motiviere ich mich dann mit den inhaltlichen Zielen. Und natürlich sind meine Parteifreunde und unsere absolute Mehrheit im Stadtrat eine große Stütze. Privat genieße ich es, von Zeit zu Zeit aus der Stadt herauszukommen. Das schafft innere Distanz, und es ist auch mal ganz angenehm, auf der Straße nicht gegrü.t zu werden.

Seit einiger Zeit wird in der Öffentlichkeit erörtert, dass politisch Verantwortliche insbesondere Kommunalpolitiker Beleidigungen und sogar körperlichen Angriffen ausgesetzt sind. Der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübke wurde sogar ermordet. Haben Sie eine Erklärung für derartiges Verhalten? Haben auch Sie Erfahrungen in diesem Zusammenhang gemacht? Man muss ja befürchten, dass sich immer weniger Menschen finden, die sich insbesondere im kommunalen Bereich einsetzen.

Mir fallen viele Hürden ein, die Menschen davon abhalten, sich politisch zu engagieren. Den Rechtsterrorismus, den wir im Fall Lübke erlebt haben, sehe ich eher als grundsätzliche Gefahr für unsere pluralistische Gesellschaft. Auch Vereine und Initiativen, die sich für Flüchtlinge engagieren, selbst Kirchen und Gewerkschaften erleben den Hass, der von der AfD in sozialen Netzwerken befördert wird. Persönlich habe ich das erfahren, als ich mich vor zwei Jahren dafür stark gemacht habe, den beiden Monheimer Moscheegemeinden Grundstücke für ihre Gemeindezentren zur Verfügung zu stellen. Intoleranz ist durch die AfD gesellschaftsfähig geworden. Dem kann man nur begegnen, indem man Rassismus als solchen benennt. Und wir müssen Anlässe zum Kennenlernen und zur Begegnung schaffen. Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, mit und ohne Behinderung, Alt und Jung müssen sich besser kennenlernen. Durch Projekte der interkulturellen Bildung fördern wir in Monheim am Rhein eine starke Stadtgesellschaft, in der Vielfalt und Unterschiede nicht nur ausgehalten, sondern wertgeschätzt werden. In solch einem Umfeld findet man dann auch Menschen, die sich kommunalpolitisch engagieren.

Sie sind bis September 2020 gewählt. Werden Sie wieder kandidieren oder haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, nach 11 Jahren Tätigkeit als Bürgermeister eine andere Aufgabe zu übernehmen?

Ich werde noch einmal kandidieren. Sollte es mir gelingen, wiedergewählt zu werden, dann hätte ich auch nach meiner dritten Amtszeit noch 24 Berufsjahre vor mir – genug Zeit also, um andere spannende Dinge zu tun.


Kurzvita

Daniel Zimmermann

Daniel Zimmermann wurde 1982 in Düsseldorf geboren. Abitur am Otto Hahn Gymnasium in Monheim. 2001 ab 2002 Studium an der Universität Köln in den Fächern Französisch und Physik für das Lehramt in der Sekundarstufe I und II, das er im Dezember 2008 mit dem ersten Staatsexamen abschloss. Während seines Studiums und im Anschluss studentische und später wissenschaftliche Hilfskraft im Romanischen Seminar der Universität. Zimmermann gründete während seiner Schulzeit 1998 mit vier weiteren Jugendlichen die Jugendpartei PETO (lateinisch: ich fordere), bis 2004 war er deren Vorsitzender und von 2004 bis 2009 für diese Partei Mitglied im Rat der Stadt Monheim, zeitweise als Vorsitzender der siebenköpfigen PETO-Fraktion.
Im August 2009 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Monheim gewählt. Er war der jüngste hauptamtliche Bürgermeister NRW’s. Bei der Kommunalwahl 2014 wurde er für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt. Zimmermann ist Ehrenbürger der polnischen Partnerstadt Malbork. Er erhielt 2015 vom Wirtschaftsverband „Die jungen Unternehmer“ den Preis der nächsten Generation für sein politisches Engagement. Vorsitzender oder Mitglied in zahlreichen Vereinen und Gesellschaften hat er bereits eine Autobiographie mit dem Titel „Ich kann Bürgermeister“ veröffentlicht.
Daniel Zimmermann ist ledig, kinderlos und wohnt in Monheim.  



Susanne Altweger und Wolfgang Reinbacher

„Mein Leben ist voll von schönen Erinnerungen. Aber ich lebe ganz im Hier und jetzt“

Interview mit Wolfgang Reinbacher, Schauspieler


von Dr. Susanne Altweger

Herr Reinbacher, Sie sind fast 60 Jahre am Düsseldorfer Schauspielhaus engagiert. Eine solche Treue zu Düsseldorf kann kaum ein anderer Künstler vorweisen. 

Ja, ich bin selbst erstaunt, wo die Zeit geblieben ist. Ich war nicht ausschließlich in Düsseldorf. Dazwischen gab es auch Engagements in München, Wien und Basel. Aber nächsten August werden es tatsächlich 60 Jahre. Am 1. August 1960 um 7 Uhr früh stand ich am Düsseldorfer Hauptbahnhof.

Mit welchen Hoffnungen sind Sie gekommen?

Ich war vollkommen optimistisch! Karl-Heinz Stroux war nach Wien ans Reinhardt Seminar gekommen. Beim Vorsprechen zeigte er Interesse an mir. Kurz darauf bekam ich einen Dreijahresvertrag für das Schauspielhaus Düsseldorf. So fing alles an. Ich hatte in meinem letzten Jahr am Reinhardt Seminar schon viele kleine Rollen am Burgtheater gespielt, da gab es 200 Schilling pro Vorstellung. Das war damals unheimlich viel Geld. Ich kam mir vor wie ein kleiner Krösus, wenn man bedenkt, dass ein Viertel Wein sechs Schilling kostete. Hier bekam ich dann 450 DM Gage, aber in diesem Alter spielte Geld keine Rolle. Ich wollte spielen. Sofort an einem so guten Theater zu landen, war wunderbar. Das Schauspielhaus war unter seinem Intendanten Gustaf Gründgens und besonders durch die 17-jährige Intendanz von Karl-Heinz Stroux berühmt geworden. Was mich noch interessiert hätte, waren die Münchner Kammerspiele und das Residenztheater. An beiden durfte ich zwischendurch mehrere Jahre spielen. Es waren aufregende Zeiten. Manchmal probte ich vormittags in Düsseldorf und flog dann nach Wien, wo ich abends Vorstellung hatte.

Was hat Sie zum Theater gebracht? Gab es schon früh den Wunsch, Schauspieler zu werden?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe zwei Semester Jura in Graz studiert, nebenbei als Statist am Stadttheater gearbeitet. Ein guter Freund, Kollege aus der Schulzeit, war dort Statistenführer. An der Schauspielschule Graz habe ich ein wenig dilettiert, Märchen gespielt. Mich begann die Welt des Theaters, die so ganz anders war als die Universität, zu faszinieren. Das Reinhardt Seminar war die erste Adresse und ich dachte mir, nur so hat man eine Chance, vorne zu landen. Ich habe niemandem etwas gesagt und bin statt zur ersten Staatsprüfung Jura zur Aufnahmeprüfung ans Reinhardt Seminar. 1957 habe ich die Aufnahmeprüfung bestanden.

Gehörten Sie zu diesem legendären Jahrgang, aus dem so viele Berühmtheiten hervorgingen?

Ja, da waren all diese zauberhaften Frauen: Senta Berger, Erika Pluhar, Heidelinde Weis, mit der ich heute noch befreundet bin, und die wunderschöne Marisa Mell. Ich habe noch alte Programmhefte aus dem Schönbrunner Schlosstheater. Unglaublich diese Besetzung, zum Beispiel von „Was ihr wollt“! Alle sind berühmt und erfolgreich geworden: Neben den bereits genannten Damen etwa Achim Benning, der spätere Leiter des Wiener Burgtheaters, oder Klaus Wildbolz, mit dem ich auch ein Leben lang befreundet geblieben bin.

Sie blicken auf ein sehr geglücktes Künstlerleben zurück. Hat sich der Beruf aus Ihrer Sicht in den 60 Jahren verändert?

Das ist schwer zu sagen, weil ich so im Jetzt lebe. Aber als ich mit der Schauspielerei begann, habe ich die vorherigen Generationen in ihrer Art zu sprechen und zu spielen als sehr veraltet erlebt. Die damals berühmten Burg-Schauspieler zelebrierten ihre Texte. Heute beklagt sich das Publikum oft, dass die Schauspieler nicht gut verständlich sind. Auf Atem und Stimmführung wird leider nicht mehr so viel Wert gelegt. Man verlässt sich auf die moderne Technik und den Mikroport. Das war für uns noch undenkbar, die Stimme musste tragen. Bei Stroux lernten wir zielgerichtet zu sprechen, mit der Sprache zu attackieren.

Opernhaus Düsseldorf (Die Fledermaus): Wolfgang Reinbacher (Frosch), Anke Krabbe (Rosalinde), Promo 2019/20 / Foto: Andreas Endermann

Sie haben hier schon viele Intendanzen erlebt. Gab es Hoch- und Tiefpunkte?

Der Tiefpunkt war der Wechsel von Stroux zu Ulrich Brecht. Menschlich war er prima, aber ideologisch dem Zeitgeist verpflichtet. Das waren die 68er-Jahre. Meine verstorbene Frau Eva Böttcher und ich hatten Glück. Wir spielten eine wunderbare Aufführung von Pavel Kohut‘s „Armer Mörder“ und wurden damit auf Tournee geschickt. In der Stadt kam Brecht überhaupt nicht an. Die Förderer und Gönner zogen sich blitzschnell zurück, sein Vertrag wurde nicht verlängert und dann kam Günter Beelitz. Er hat das Theater wieder hochgerissen. Ich habe dann an den Münchner Kammerspielen und in Basel gespielt, wo meine Freundschaft mit Friedrich Dürrenmatt entstand.

Hat sich das Theater vom extremen Regietheater wieder erholt?

Das ist eine interessante Frage. Jede Generation hat Lust und Recht, Neues zu erfinden. Es gibt immer weniger gute neue Stücke. Dafür werden literarische Texte für das Theater adaptiert, oder ein klassischer Text wird mit anderen Texten angereichert. Mein aktuelles Stück von Axel Hacke „Die Tage, die ich mit Gott verbrachte“ ist so ein Fall. Eine Erzählung, die in ein zwei Personen Stück verwandelt wurde. Wir haben schon 50 Vorstellungen gespielt. Ich spiele das sehr gerne. Heute wird Gott sei Dank wieder lustvoll gespielt, statt wie in den 70er-Jahren endlos bei den Proben zu diskutieren. Das hat mich wahnsinnig gemacht: Reden statt spielen.

Was würden Sie heute als Höhepunkte Ihrer Karriere betrachten?

Alle besonderen Erfolge hingen damit zu zusammen, dass auch die anderen Beteiligten sehr gut waren. Zum Beispiel „Kasimir und Karoline“ in Basel. Ich wurde von den Kolleginnen und Kollegen in meiner Rolle getragen. Oder „Minna von Barnhelm“ unter der Regie von Dieter Dorn in München. Und in Düsseldorf „Der Tod des Handlungsreisenden“. Mein Leben ist voll von schönen Erinnerungen. Rückblickend denke ich, manchmal zu stur gewesen zu sein und mich zu wenig auf die Visionen der Regisseure eingelassen zu haben. Mit zunehmendem Alter habe ich Schablonen verlassen und bin offen für alles geworden.

Was möchten Sie jungen Menschen, die heute noch den Beruf des Schauspielers ergreifen, mitgeben?

Erstens: Bei sich bleiben!  Zweitens: An guter Sprache arbeiten!

In Kürze spielen Sie an der Düsseldorfer Oper den Frosch in der „Fledermaus“. Eine sehr berühmte Rolle mit großer österreichischer Tradition.

Ja, hier wird die Fledermaus vom deutschen Regisseur Axel Köhler inszeniert und natürlich ist mir das sprachlich ein wenig fremd. Aber ich konnte ihn dafür gewinnen, ein Wiener Lied einzufügen. Das passt einfach gut. Mit diesem Wiener Lied kriegt die Rolle etwas Trauriges. Der Frosch ist ja Gefängniswärter, da kann man schon leicht dem Alkohol verfallen. Die Arbeit in der Oper ist sowieso reizvoll. Das ist noch mal eine ganz andere Welt gegenüber dem Schauspiel. Ich freue mich sehr darauf und bin gespannt wie die Operette hier ankommt. In Duisburg hatten wir jedenfalls einen großen Erfolg.

Welchen Wunsch haben Sie für die Zukunft?

Dass ich weiterarbeiten kann! Ich war 50 Jahre mit meiner Frau Eva Böttcher sehr glücklich verheiratet. Aber ich darf sagen, sieben Jahre nach ihrem Tod stehe ich voll im Leben und im Beruf.


Kurzvita

Wolfgang Reinbacher

Wolfgang Reinbach wurde geboren in Kapfenberg/Steiermark (Österreich). Er erhielt seine Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. 1960 holte ihn der damalige Intendant Karl Heinz Stroux nach Düsseldorf. Er spielte hier unzählige wichtige Rollen. Weitere Engagements führten ihn unter anderem an das Wiener Burgtheater Wien, das Bayrisches Staatsschauspiel München, die Münchner Kammerspiele und an das Stadttheater Basel. Aktuell kann man ihn am Düsseldorfer Schauspielhaus in „Terror“ von Ferdinand von Schirach, „Die Tage die ich mit Gott verbrachte“ von Axel Hacke und in „Fanny und Alexander“ nach dem Film von Ingmar Bergmann sehen. Ab Januar 2020 spielt er an der Deutsche Oper am Rhein in „Die Fledermaus“.