{"id":4808,"date":"2023-07-06T15:41:20","date_gmt":"2023-07-06T13:41:20","guid":{"rendered":"https:\/\/www.djournal.de\/?p=4808"},"modified":"2023-07-06T15:50:22","modified_gmt":"2023-07-06T13:50:22","slug":"2023-07-madeleine-niesche","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.djournal.de\/2023-07-madeleine-niesche","title":{"rendered":"\u201eEin Theater ohne eigenes Haus ist ein Problem\u201c\u00a0"},"content":{"rendered":"\n

Interview mit Madeleine Niesche, Intendanz und Gesch\u00e4ftsf\u00fchrung Kom\u00f6die D\u00fcsseldorf <\/h2>\n\n\n\n

von Dr. Susan Tuchel<\/em><\/p>\n\n\n\n


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Dass die Kom\u00f6die D\u00fcsseldorf zum zweiten Mal innerhalb k\u00fcrzester Zeit ihren Standort gewechselt hat, ist noch ganz neu. Sie spielen seit Juni im Ibach-Saal des Stadtmuseums, was man nicht vermuten w\u00fcrde, wenn man vor dem Stadtmuseum steht. Was hat nicht gepasst an der vorherigen Spielst\u00e4tte, dem Capitol?\u00a0<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Es war eigentlich schon im Oktober klar, dass es nicht funktionieren w\u00fcrde. Zum einen war f\u00fcr uns die Saalmiete finanziell nicht tragbar, zum anderen hat sich schnell herausgestellt, dass es akustische Probleme gab bei Parallelveranstaltungen im Gro\u00dfen Saal. Wir mussten handeln und haben gek\u00fcndigt. Da fing f\u00fcr mich ein regelrechter Stadt- und Verwaltungsmarathon an, um bezahlbare R\u00e4ume und eine neue B\u00fchne zu finden. Ich habe mich da streckenweise ein bisschen im Stich gelassen gef\u00fchlt, weil es in der Stadt eine Zwei-Klassen-Kultur zu geben scheint, n\u00e4mlich Kultur, die ohne Wenn und Aber gef\u00f6rdert wird, und Kultur, die eben nicht \u00f6ffentlich gef\u00f6rdert wird. Josef Hinkel hat mich dann irgendwann mit Dr. Susanne Anna, der Direktorin des Stadtmuseums, zusammengebracht, wof\u00fcr ich sehr dankbar bin.\u00a0<\/em><\/p>\n\n\n\n

Ist der Ibach-Saal eine Interimsl\u00f6sung?<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Wir mieten den Saal f\u00fcr die Auff\u00fchrungsabende. Zu spielen ist immer besser als nicht zu spielen, weil uns sonst die Einnahmen komplett wegbrechen. Wir sind froh, den Saal mieten zu k\u00f6nnen, aber am Ende des Jahres ist hier definitiv Schluss. L\u00e4nger genehmigt die Stadt die Nutzung nicht. Ein Theater ohne eigenes Haus ist ein Problem. Dabei brauchen wir nur einen Saal f\u00fcr 200 Leute. Vielleicht m\u00fcssen wir da einfach auch mehr Richtung Wirtschaft denken, an Konzerne, die ihre S\u00e4le abends ja in der Regel nicht nutzen.\u00a0Wer da eine Idee hat, m\u00f6ge sich bitte bei mir melden. Ich bin f\u00fcr jeden Hinweis dankbar.\u00a0<\/strong><\/em><\/p>\n\n\n\n

Es ist zwar noch etwas verfr\u00fcht, aber wie hat das Publikum auf den Spielplatzwechsel reagiert? <\/strong><\/p>\n\n\n\n

Bislang durchweg positiv. Wir hatten im Juni Premiere mit \u201eGretchen 89ff.\u201c. Der Vorteil des Ibach-Saales ist, dass die Zuschauer mehr sehen und n\u00e4her dran sind als im Capitol. Beim Theaterspielen geht es ja nicht nur um das St\u00fcck, sondern auch um das Theater als den Ort der Begegnung. Das haben viele Theaterbesucher im Capitol vermisst, so dass wir zu unserem gro\u00dfen Bedauern Zuschauer verloren haben, denen die Umgebung der Spielst\u00e4tte nicht zusagte. Wir hoffen nat\u00fcrlich, diese Besucher wieder zur\u00fcckzuholen mit der zentralen Lage mitten in der Carlstadt. Ein Highlight k\u00f6nnen wir dem Publikum in diesem Sommer auf jeden Fall bieten: Im Ibach-Saal k\u00f6nnen wir die R\u00fcckseite zum Garten \u00f6ffnen und bekommen so ein bisschen Open-Air-Atmosph\u00e4re.\u00a0<\/em><\/p>\n\n\n\n

Was ist mit dem Team der Kom\u00f6die D\u00fcsseldorf, wie viele Mitarbeiter haben Sie?<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Ich bin eine Intendantin mit einer d\u00fcnnen Personaldecke von f\u00fcnf Mitarbeitern, auch f\u00fcr\u00b4s Marketing habe ich niemanden. Mein Gl\u00fcck ist, dass die Mitarbeiter durch die Bank weg Idealisten sind, die alles (mit)machen. F\u00fcr die Kom\u00f6die D\u00fcsseldorf zu arbeiten, hat viel mit Ehrenamt zu tun. Ich habe mittlerweile meine ganze Familie eingespannt. Mein Mann \u00fcbernimmt beim n\u00e4chsten St\u00fcck, das wir spielen, die Regie und meine Tochter hat beim B\u00fccherbummel Werbung f\u00fcr die Kom\u00f6die gemacht.\u00a0<\/em><\/p>\n\n\n\n

Und wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? <\/strong><\/p>\n\n\n\n

Der ist im Moment einfach unbeschreiblich. Seit September hatte ich keinen Urlaub und kein freies Wochenende. Ich arbeite von morgens, wenn ich aufstehe, bis abends, wenn ich ins Bett gehe. Andererseits ist es sch\u00f6n, dass ich so viel gestalten kann, auch wenn das Administrative immer wie ein Berg vor einem steht. Hinzu kommt, dass ich in Bonn noch in \u201eExtrawurst\u201c auf der B\u00fchne stehe. Das ist ein Vor-Corona-Vertrag, den ich erst jetzt antreten konnte. Und f\u00fcr unser n\u00e4chstes St\u00fcck \u201eOffene Zweierbeziehung\u201c proben wir auch schon. Da spiele ich die Hauptrolle.\u00a0<\/em><\/p>\n\n\n\n

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