11. Februar 2015In 2015/1

„Der gemeinsame Nenner meiner Filme sind interessante Figuren in einer interessanten Geschichte“

Interview mit Sönke Wortmann, Regisseur und Produzent


von Björn Merse und Christian Theisen

Gerade läuft sehr erfolgreich Ihr Film „Frau Müller muss weg“ in den Kinos. Wer besucht bei Ihnen zuhause die Elternabende. Sie oder Ihre Frau?

Das machen wir am liebsten zusammen. Und es tut auch gar nicht weh, weil die Eltern und Lehrer unserer Klasse nicht so gruselig sind, wie im Film, sondern relativ entspannt.

Sie gelten als begeisterter Fußballfan, waren sogar mal Fußballprofi. Wie oft erleben Sie Fußball heutzutage live im Stadion?

Bundesliga interessiert mich nicht. Ich gehe ab und zu in die Dritte Liga zu Fortuna Köln. Darf ich das in Düsseldorf überhaupt sagen?

Kein Problem, wir Düsseldorfer sind tolerant. Das ist alles nur „Folklore“. Zurück zum Film:
Wie schwierig ist es heutzutage, eine Finanzierung für einen Film auf die Beine zu stellen?

Die Erfolge der letzten Jahre haben die Finanzierung schon erleichtert, aber es ist keinesfalls ein Selbstläufer. Ich muss jedes Mal kämpfen. Aber das macht ja auch Spaß.

An welchen Projekten arbeiten Sie aktuell? Gibt es schon Planungen für einen neuen Film?

Geplant ist ein Heimatfilm aus dem Ruhrgebiet. „Sommerfest“ basiert auf einem Roman des Bochumer Autors Frank Goosen, den ich sehr schätze.

In Ihrer bisherigen Arbeit haben Sie viele verschiedene Genres abgedeckt und sehr unterschiedliche Filme gedreht. Gibt es dennoch einen gemeinsamen Nenner?

Ja. Interessante Figuren in einer interessanten Geschichte.

Ihre Kinder durften im letzten Kinofilm „Frau Müller muss weg!“ mitspielen. Eine Ausnahme oder werden wir zukünftig mehr von ihnen sehen?

Das soll eine Ausnahme bleiben, und „mitgespielt“ ist auch übertrieben. Sie waren eher Komparsen, auch weil wir mit dem Schulchor in Düsseldorf gedreht haben.

Was sind ihre drei persönlichen Lieblingsfilme?

„Der Pate“, „Der Pate II“ und aktuell „Birdman“ von Alejandro Inarritu.

In Hollywood ist längst die TV-Serie für den klassischen Kinofilm zu einer ernsten Konkurrenz geworden. In Deutschland fehlt es noch an guten Eigenproduktionen. Wäre das eine interessante Aufgabe?

Auch auf diesem Gebiet tut sich was in Deutschland. Tom Tykwer bereitet gerade „Babylon Berlin“ nach Romanen von Volker Kutscher vor, und ich habe auch große Lust auf Serie und schon erste Gespräche geführt.

Ihre Produktionsfirma sitzt in Köln und Sie arbeiten ohnehin überall im In- und Ausland. Düsseldorf ist seit vielen Jahren Ihr Wohnort. Können wir hoffen, dass wir auch unsere Stadt einmal in einem Ihrer Filme sehen werden?

Wenn Sie genau hinschauen, erkennen Sie in „Frau Müller muss weg“ die Aula des Cecilien-Gymnasiums in Niederkassel. Außerdem habe ich bereits einen ganzen Film hier produziert: „Hardcover“ von Christian Zübert.


Kurzvita

Sönke WortmannSönke Wortmann wurde 1959 in Marl geboren. Nach dem Abitur zunächst Fußballprofi. Danach Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film in München und dem Royal College of Art in London. Seinen ersten Film drehte er 1991, 1992 kam der große Durchbruch mit „Kleine Haie“. Seitdem arbeitet er durchgehend als Regisseur und Produzent in Deutschland und auch international. Sönke Wortmann erhielt viele Preise, unter anderem den Deutschen Filmpreis, den Bayrischen Filmpreis sowie den Adolf-Grimme-Preis.

Filmografie (Auswahl)
Frau Müller muss weg (2014), Schoßgebete (2014), Die Päpstin (2009), Deutschland, ein Sommermärchen (2006), Das Wunder von Bern (2003), Der Himmel von Hollywood (2001), Der Campus (1998), Das Superweib (1996), Der bewegte Mann (1994), Kleine Haie (1992)


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