7. Juli 2021In 2021/1

„Fortuna bleibt ambitioniert! Wir wollen oben mit dabei sein“

Interview mit Klaus Allofs, ehemaliger deutscher Fußballspieler, Fußballfunktionär, Vorstand von Fortuna Düsseldorf 

von Björn Merse

Herr Allofs, Sie waren in den letzten Jahren des Öfteren für eine Position bei Fortuna Düsseldorf im Gespräch. Was hat den Ausschlag gegeben, Ihre jetzige Aufgabe bei Ihrer Fortuna zu übernehmen? 

Um ehrlich zu sein, es ist zwar häufig darüber spekuliert worden, aber es war nie etwas dran. Von daher kam die Kontaktaufnahme vom Aufsichtsrat durch Björn Borgerding und Sebastian Fuchs für mich schon überraschend. Gleichzeitig ist es aber auf eine sehr seriöse Art und Weise geschehen, und man hat mir das Gefühl gegeben, dass man meine Mitarbeit bei der Fortuna gebrauchen kann. Am Ende war das der ausschlaggebende Punkt, weswegen ich die Aufgabe bei der Fortuna übernommen habe. 

Sie waren in Bremen und Wolfsburg in verantwortungsvollen Positionen tätig. Was fühlt sich bei Fortuna anders an? 

Erstmal ist es so, dass wir in der 2. Bundesliga sind, das fühlt sich schon einmal anders an. Bei Werder Bremen war es so, dass wir Titel gewonnen und in der Champions League gespielt haben, das gilt auch für den VfL Wolfsburg. Die Tätigkeit bei einem Zweitligisten ist da etwas anders. Man ist weniger in der Öffentlichkeit. Auf der anderen Seite ist man, was die Planung angeht, nur auf einem anderen Niveau. Es ist am Ende schon das Gleiche. Es geht immer darum, eine Situation zu verbessern. Das ist auch der Grund, warum ich bei Werder und Wolfsburg damals angefangen habe. Bei der Fortuna geht es mittelfristig darum, wieder in die 1. Bundesliga zu kommen und dabei möchte ich mithelfen. 

Wenn Sie den heutigen Fußball mit Ihrer aktiven Zeit vergleichen: Wo sehen Sie die größten Veränderungen? 

Da müssen wir vor allem über spieltechnische oder spieltaktische Aspekte reden. Das Spiel hat sich verändert und ist viel schneller geworden. Auch die Regeln haben sich zum Teil entscheidend geändert. Die Anforderungen an die Spieler, was die Handlungsschnelligkeit betrifft, sind sehr viel größer geworden. 

Gibt es etwas, was Sie sich aus der „alten“ Zeit überhaupt zurückwünschen? 

Jede Zeit bringt ihre Vorteile oder auch Schwierigkeiten mit sich. Ich denke, man sollte die Gegebenheiten der Zeit akzeptieren. 

Die ganze Stadt zittert, fiebert mit der Fortuna, ob in der kommenden Saison der Aufstieg bei so einer starken 2. Liga möglich ist. Kann der Aufstieg in die Bundesliga das Ziel sein bei den namhaften Gegnern? 

Wir werden aktuell bei vielen Experten nicht zum engen Favoritenkreis gezählt. Vielleicht ist das eine gute Ausgangsposition für uns. Das genaue Ziel werden wir gemeinsam erarbeiten und intern abstimmen. Jetzt ist es noch verfrüht, um über die genauen Ziele zu sprechen. Das wäre unseriös. Klar ist aber, dass wir als Fortuna ambitioniert bleiben! Wir wollen oben mit dabei sein. 

Sie sind auch sehr im Galoppsport engagiert. Woher kommt Ihre Begeisterung für Pferde? 

Die Begeisterung für Pferde ist in meiner Kindheit entstanden. Mein Opa hat mich regelmäßig mit nach Grafenberg zur Rennbahn genommen, und in meiner Heimat Gerresheim lebten viele Angehörige des Pfer- desports. So hatte ich Kontakt zu Trainern, Jockeys und anderen Pferdebegeisterten. Der Pferdesport ist mein größtes Hobby abseits des Fußballs und ein guter Ausgleich für den Alltag im Fußballgeschäft. 

Was ist der größere „Kick“ – ein Tor in einem wichtigen Spiel zu erzielen oder dass eines Ihrer Pferde zuerst über die Ziellinie geht? 

Das lässt sich sehr schwer vergleichen, da die Sportarten sehr unterschiedlich sind. Ein Tor in einem wichtigen Spiel zu erzielen, kann man emotional schwer überbieten. Da werden schon extreme Gefühle freigesetzt. Das kann man jetzt – mit dem gewissen Abstand – noch besser beurteilen. 

Vorstand Fußball & Entwicklung bei Fortuna Düsseldorf, Vizepräsident beim Düsseldorfer Reiter- und Rennverein e.V. – nach baldigem Ruhestand sieht das nicht aus. Welche Sportarten interessieren Sie noch? 

Keine Angst, ich strebe kein weiteres Engagement an: Fußball und Pferdsport sind meine beiden Leidenschaften, mit denen ich mich gerne beschäftige. 

Sie waren ja Teil eines, sagen wir mal, etwas ungewöhnlichen Halbangst-Drehs. Waren Sie darauf vorbereitet oder wollten Sie sich überraschen lassen? (Anm. d. Red.: Halbangst: Die rüstige Fortuna-Rentnertruppe, die immer wieder mit spektakulären Aktionen und Filmen auf sich aufmerksam macht) 

Ich kannte natürlich die Aktionen, für die Halbangst bekannt ist. Ich war also schon in gewisser Weise vorgewarnt. Alles wollte ich nicht wissen, sondern mich überraschen lassen. Das hat ja dann auch super funktioniert. 


Kurzvita 

Klaus Allofs klein, , „Fortuna bleibt ambitioniert! Wir wollen oben mit dabei sein“Klaus Allofs wurde 1956 in Düsseldorf geboren. Profikarriere ab 1975/76 bei Fortuna Düsseldorf. 1981 wechselte Allofs für die damalige Rekordsumme von 2,25 Millionen DM zum 1. FC Köln. Ab Sommer 1987 Olympique Marseille, später Girondins Bordeaux. 1990 rückkehr in die Bundesliga. sein ehemaliger Trainer Otto Rehhagel holte ihn zum SV Werder Bremen, gemeinsam gewannen sie drei Titel. Nach der Saison 1992/93 beendete Allofs seine Karriere im aktiven Fußballgeschäft. 
In der deutschen A-Nationalmannschaft absolvierte er zwischen 1978 und 1988 56 Spiele, erzielte 17 Tore, führte das Team siebenmal als Kapitän an. Seinen größten Erfolg errang Allofs 1980: die Europameisterschaft mit der deutschen Nationalmannschaft und Torschützenkönig. 1986 wurde er unter Teamchef Franz Beckenbauer Vize-Weltmeister bei der WM in Mexiko.
Allofs schoss in 424 Bundesligaspielen 177 Tore – torgleich mit Dieter Müller auf Rang neun der ewigen Torschützenliste der Fußball-Bundesliga. 1979 (Fortuna Düsseldorf) und 1985 (1. FC Köln) wurde er Torschützenkönig der Bundesliga als erster Spieler, der dies bei zwei Vereinen schaffte. 1980 wurde er DFB-Pokal-Torschützenkönig.
In der Saison 1998/99 war Allofs zunächst Trainer beim damaligen Zweitligisten Fortuna Düsseldorf, wechselte im Oktober 1999 in den Vorstand von Werder Bremen. Von 2009 bis 2012 war er auch Manager. Von 2012 bis 2016 war Allofs Geschäftsführer Sport beim Vfl Wolfsburg.
Seit dem 28. September 2020 gehört er dem Vorstand von Fortuna Düsseldorf an und ist dort für Fußball & Entwicklung, Kommunikation und CSR zuständig. 


© Fotos: Fortuna Düsseldorf

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