14. Dezember 2023In VERANSTALTUNGEN, 2023/3

Iris Berben bei Ständehaus Treff

„DÜSSELDORF IST EIN TEIL VON MIR” IRIS BERBEN ZU GAST BEIM 95. STÄNDEHAUS TREFF

Eine Schauspielerin auf der Bühne des Ständehaus Treffs, dort, wo sonst nur Entscheider oder Astronauten sitzen? Auch Iris Berben hatte sich diese Frage im Vorfeld gestellt. Wie sich im Laufe des Abends herausstellte, gab es keinen Grund für Bedenken irgendwelcher Art. Iris Berben ist nicht nur eine der bekanntesten Charakterschauspielerinnen Deutschlands, sondern ein politisch denkender und handelnder Mensch. Wahlberlinerin seit 18 Jahren hat sie in ihrer Berliner Wohnung neun Monate lang eine ukrainische Mutter samt dreijährigem Kind und Großmutter aufgenommen.

Iris Berben hatte schon immer ihren eigenen Kopf. Früh fiel ihr (Jahrgang 1950) auf, dass der Geschichtsunterricht nach 1945 einsetzte. Ihre Mutter lebte zu dieser Zeit nach der Scheidung von Berbens Vater in Portugal. „Die Internate wurden müde von mir”, erzählte Berben. Ein Jahr vor dem Abitur bat man sie, nach den Ferien nicht zurückzukehren. Ihre Mutter, ebenfalls ein unkonventioneller Freigeist, wurde zu ihrer Komplizin. Iris Berben ging für drei Monate nach Israel, sprach mit Überlebenden des Holocaust. „Das war fühlbarer Geschichtsunterricht.”

Natürlich ist die Schauspielerin erschüttert über das, was auf den Tag genau vor 22 Jahren in New York geschah. Auf die Frage von Moritz Döbler, dem Chefredakteur der Rheinischen Post, was der Anschlag auf das World Trade Center mit ihr gemacht habe, antwortete sie: „Es war Stillstand im Kopf und das Ende der Unschuld, eine Zeitenwende!”

DIE ERSTE LESUNG BEIM STÄNDEHAUS TREFF
Ganz still wurde es unter den rund 400 Gästen im K21, als die Schauspielerin ein Gedicht von Selma Merbaum vorlas. Im Jahr 1924 in Czernowitz geboren, starb die jüdische Dichterin 1942 in einem Zwangsarbeitslager am Fleckfieber. Czernowitz gehört heute zur Ukraine und ist eine der Partnerstädte Düsseldorfs. 2011 fuhr Iris Berben dorthin, um die Gedichte Merbaums dort vorzulesen. Und weil das Werk Merbaums mittlerweile zur Weltliteratur zählt, es in so viele Sprachen übersetzt wurde, nur nicht ins Ukrainische, finanzierte Berben die Übersetzung aus eigener Tasche. Mit Sorge beobachtet sie, dass Antisemitismus wieder zunimmt. „Früher war er sichtbarer mit den Stiefelträgern. Heute kommen die Leute selbstbewusster aus den Löchern.“

KEINE FRAGE DES ALTERS
Iris Berben sieht noch immer unglaublich gut aus. Wie sie das hinbekommt, darüber zerbrechen sich alle den Kopf. Frauen werden sich diesem Thema wohl nie entziehen können. Allerdings: Kein Moderator würde etwa den 78-jährigen Herman van Veen fragen, warum er so wenig Falten hat. Auch hier konterte die Schauspielerin geschickt: „Das Thema Alter bewegt andere mehr als mich. Ich will auch die nächsten 73 Jahre so weitermachen. Ich habe Lust zu leben und mich anzustrengen.“ Und fügte nicht ohne Schmunzeln hinzu: „Männer werden wahnsinnig interessant im Alter. Das hört dann aber auch wieder auf!“
Die Gäste des Ständehaus Treffs hätten noch gerne weiter zugehört, zumal Berben aus dem Nähkästchen plauderte und Till Schweigers Gewalttätigkeiten am Set mit dessen Alkoholkonsum erklärte. Mit Düsseldorf verbindet die Schauspielerin eine eigene Geschichte. Ihr Vater arbeitete hier als Koch und liegt auf dem Heerdter Friedhof begraben. Auch wenn es Jahre gab, in denen sich Berben ihrem Vater sehr entfremdet hat, redet sie mit ihm, wenn sie in Düsseldorf ist.

Unter den Gästen des Abends waren u. a. Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke, der Sänger enkelson, Dragica Mischler (Vorstandsvorsitzende Örag AG), Carsten Padrok (Deutsche Apotheker- und Ärztebank), Andreas Rebbelmund (Breuninger), André Bedenbecker (Deloitte), Mike Watermann (Porsche Düsseldorf), Dr. Reiner Mark (Dr. Heimeier Executive Search), Nicole Riggers (IKB AG) und Markus Hartmann (Hartmann Assekuranz).

■ Dr. Susan Tuchel

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