29. Dezember 2020In 2020/3

„Wir möchten auf Augenhöhe mit unseren Zuschauern kommunizieren“

Wolfgang Sohn kocht und talkt mit…

Petra Albrecht, Journalistin und Moderatorin beim WDR


Hey Petra, was kochen wir heute?

Ein indisches Phantasiegericht (lacht). Nein, einen indischen Eintopf, falls es das gibt in Indien. Vegan übrigens.

Indisch? Bevorzugst Du die asiatische Küche, oder ist das Zufall heute?

Ich mag die asiatische Küche grundsätzlich sehr gern. Und ich mache oft Currys. Mit Linsen oder mit Kichererbsen und Gemüse der Saison. Und ich finde Kürbis und Süßkartoffeln scharf gewürzt im Curry jetzt im Herbst so schön wärmend. Das ist richtiges Soulfood.

Wie ist das bei Euch zu Hause? ich weiß auch Dein Mann Götz kocht sehr gut. Ergänzt ihr Euch, oder dann doch jeder für sich?

Wir ergänzen uns ja im Leben perfekt, aber beim Kochen arbeiten wir noch daran. Am besten kochen wir getrennt, weil wir einfach unterschiedlich ticken. Aber wir finden die Gerichte, die der andere gekocht hat, meistens mega. Wobei Götz mit Salz ein bisschen sehr sparsam ist. Moment mal, da fällt mir doch gerade ein, dass verliebte Köche eher stark salzen … Götz, wir müssen reden!

Ihr wohnt ja hier im schönen Pempelfort, und man hat eine Menge Gastro & Restaurants in der Hood. geht ihr dann lieber Essen oder doch kochen zu Hause?

Klar, wir sind umzingelt von Top-Restaurants. Und es tut uns von Herzen leid, dass die Gastronomie es gerade so schwer hat. Insbesondere für die Restaurants, die sich so viel Mühe gegeben haben, die Corona-Vorschriften perfekt einzuhalten. Ich sehne mich, wie wir alle sicher, nach den Zeiten, in denen wir wieder unser normales Leben zurückhaben. Wir haben das zu wenig wertgeschätzt. Man merkt das erst, wenn man es verloren hat.


DAS REZEPT


Zutaten:
1 dicke rote Zwiebel
3 Knoblauchzehen
1 daumengroßes Stück Ingwer
1 kleiner Hokkaido Kürbis
1 dicke Süßkartoffel
1 Tasse festkochende Linsen
1 Dose Kokosmilch
Ghee oder Butterschmalz
Salz, Pfeffer, geräucherter Paprika, Zitronensaft, Garam Masala

Teller, , „Wir möchten auf Augenhöhe mit unseren Zuschauern kommunizieren“
„Wir möchten auf Augenhöhe mit unseren Zuschauern kommunizieren“ 8

Knoblauch, Zwiebel und Ingwer fein hacken, den Kürbis in Spalten schneiden, schälen und würfeln. Die Süßkartoffel ebenfalls würfeln. Die Linsen mit der dreifachen Menge Wasser (ohne Salz) aufkochen und auf kleiner Flamme garen. Sie sollten unbedingt noch bissfest sein.

Erst die Zwiebel-Knoblauch-Ingwer-Mischung in heißem Fett anschwitzen, dann das gewürfelte Gemüse dazu geben und ebenfalls leicht anrösten. Zwei Teelöffel Garam Masala drüberstreuen und auch mit rösten. Mit einer Tasse Wasser ablöschen und solange köcheln, bis das Gemüse weich ist. Dann grob stampfen und eine Dose Kokosmilch dazugeben und nochmal aufkochen. Die Linsen dazugeben, mit Salz, Pfeffer, geräuchertem Paprika und einem Spritzer Zitronensaft abschmecken. Eventuell auch noch etwas Garam Masala dazu geben. Ich bevorzuge das von „Altes Gewürzamt“. Das gibt‘s bei Inka und Mehl auf dem Carlsplatz und ist das aromatischte, das ich kenne.


Du bist Journalistin & TV-Moderatorin. Wie hat sich das Fernsehen in den letzten Jahren verändert?

Es ist viel schneller geworden. Wenn nachmittags etwas passiert, sieht man es abends bei uns. Die Kameras sind klein, selbst mit dem Smartphone lassen sich brauchbare TV-Bilder produzieren. Da kann einer schnell mal losfahren und einen Film drehen. Natürlich ist so ein Beitrag kein Kunstwerk, aber die Aktualität schlägt die Schönheit. Daneben haben wir natürlich auch noch die aufwändiger produzierten Beiträge. Ein gutes tägliches TV-Magazin wie die „Lokalzeit“ braucht beides.

Im Fernsehen hat sich ja, vor allem durch die Privaten, die Sprache und die Kommunikation total verändert. glaubst Du, das steht auch für eine Veränderung in der Gesellschaft?

Die Sprache bei uns im WDR ist lockerer geworden, und das ist auch gut so. Wenn wir uns ältere Reportagen anschauen, wo die Reporter staatstragend und wichtig total gestelzte Fragen stellen, dann lachen wir uns ja heute kaputt darüber. Wir möchten auf Augenhöhe mit unseren Zuschauern kommunizieren und verstehen uns gerade in der „Lokalzeit“ als nahbar und als Fernsehen aus der Nachbarschaft. Ich glaube, was die Sprache und die Kommunikation viel mehr verändert hat als das TV, sind die sozialen Netzwerke. Die Anonymität führt dazu, dass Menschen so miteinander umgehen, wie sie es Face to Face niemals tun würden. Das Unsagbare ist sagbar geworden und das schwappt natürlich auch ins Fernsehen zurück. So ein Format wie „Das Sommerhaus der Stars“ bei RTL zum Beispiel ist so ein neuer Tiefpunkt der zwischenmenschlichen Kommunikation. Man fasst es nicht, dass Menschen sich vor laufender Kamera so entblößen und ihrer Niedertracht hemmungslos freien Lauf lassen. Dass so etwas mal im Fernsehen gesendet würde, hätte man sich in der guten alten Frühzeit dieses Mediums nicht träumen lassen. Diese Entwicklung begann tatsächlich mit den unsäglichen Nachmittagstalkshows bei den Privaten, in denen es alleiniges Konzept war, Menschen aufeinander zu hetzen. Und dann haben Facebook und Co. wie ein Katalysator gewirkt. Ob man diese Entwicklung wieder zurückfahren kann, bezweifle ich. Die daraus resultierende Veränderung in der Gesellschaft, nach der du gefragt hast, ist für mich der allgemeine Verlust von Respekt. Erst kommt das Wort und dann folgen die Taten.

Ich persönlich liebe die lokalen Sender und Formate wie beispielsweise die „Aktuelle Stunde“ und die „Lokalzeit“. ihr habt ja auch die beste Zuschauerquote im gesamten WDR-TV. 

Ja, wir sind auch wirklich stolz darauf. Gerade jetzt in der Coronakrise sind unsere Quoten grandios. Bis zu 35 Prozent Marktanteil erreichen die elf Lokalzeiten in NRW. Das sind Zahlen, von denen viele nur träumen können.

Und woran liegt das?

Ja, woran liegt das? Natürlich, weil wir toll sind (lacht). Ja, also es liegt natürlich nicht zuletzt daran, dass die Menschen sich zum einen für die große weite Welt interessieren und dann für das, was in ihrem Umfeld passiert. Und das bekommen sie in der „Lokalzeit“. Es ist natürlich auch eine große Herausforderung, elf Landesstudios zu betreiben. Aber es lohnt sich, denn so kann man gezielter regional berichten. Und das kommt halt gut an.

Zurück zum Kochen. Wie steht es mit Kochsendungen? Für mich je nach Format immer sehr interessant und kurzweilig.

Ich habe Kochsendungen schon immer sehr geliebt. Und am liebsten gesehen habe ich tatsächlich the Godfather of Kochsendungen, Alfred Biolek. Seine Art zu kochen, aber auch sein Gekicher, sein „Mmmhhh“, wenn ihm schmeckte, was seine Gäste gekocht hatten, sein „interessant“, wenn nicht und vor allem sein Kochwein, den man ihm irgendwann auch durchaus anmerkte – das war großes Fernsehen. Ich habe Jahre später von einer WDR-Kollegin erfahren, dass immer mehrere Sendungen an einem Tag aufgezeichnet wurden und je nach „Kochwein“ der vorherigen Aufzeichnungen, war Bio manchmal schon am Anfang ganz schön aufgekratzt. Herrlich!

Kochst Du eigentlich nach Kochbuch oder eher nach Gefühl und nach Mamas oder Omas Rezepten?

Mama oder Oma um Gottes Willen! Ich stehe absolut auf moderne und internationale Küche. Ich ernähre mich eher Low Carb und darüber hinaus nach dem 16 zu 8 Prinzip. Klingt jetzt ziemlich freudlos, aber das bedeutet ja, acht Stunden essen, natürlich nicht pausenlos, und 16 Stunden nicht. Da man davon aber acht Stunden schläft, lässt sich das aushalten. Es stimmt ja leider, dass Fernsehen dick macht und deshalb habe ich versucht, immer in Kleidergröße 38 zu passen. Bis jetzt hat es geklappt. Aber leicht ist es nicht immer. Das gebe ich zu.

Ich bin jetzt sehr gespannt wie es schmeckt.

Super lecker! Das Garam Masala kommt sehr gut raus und harmoniert super mit den Linsen und dem Ingwer mit einer schönen Schärfe hinten raus.


Kurzvita

Nach der mittleren Reife machte Petra Albrecht eine Lehre als Vermessungstechnikerin bei der Stadt Remscheid. Sie holte das Abitur nach und studierte Germanistik, Allgemeine Literaturwissenschaft und Politikwissenschaft an der Bergischen Gesamthochschule Wuppertal. Parallel begann sie als freie Journalistin für diverse Tageszeitungen zu schreiben. Nach der Magisterprüfung fing sie 1991 beim WDR an – zunächst als Autorin. Seit 1993 moderiert sie die „Lokalzeit“. Petra Albrecht lebt in Düsseldorf.

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