Friderike Bagel und Norbert Hüsson

Portrait: Freunde und Förderer der Kunstakademie Düsseldorf


von Evelin Theisen

Die Gesellschaft von Freunden und Förderern der Kunstakademie Düsseldorf wurde am 05.11.1918 in das Vereinsregister eingetragen. Sie zählt somit zu den ältesten Fördervereinen in der Landeshauptstadt. Seinerzeit wurde der Verein anlässlich des 100jährigen Bestehens der 1819 errichteten „Königlich Preußischen Kunstakademie in den Rheinprovinzen“ gegründet. Diese Akademie setzte die Tätigkeit der um 1773 gegründeten „Kurfürstlich Pfälzischen Akademie der Maler-, Bildhauer- und Baukunst“ fort. Zweck des Vereins ist die Förderung der bildenden Künste in Nordrhein-Westfalen und dabei insbesondere der Kunstakademie Düsseldorf. Er soll das Ansehen der Akademie fördern und das Verständnis für die Tätigkeiten an der Akademie wecken und vertiefen.

Die Gesellschaft von Freunden und Förderern der Kunstakademie Düsseldorf wurde jahrelang erfolgreich und mit Begeisterung durch Professorin Dr. Gabriele Henkel geführt, die heute noch Ehrenvorsitzende ist. Der amtierende Vorstand wird vertreten durch Dr. Friderike Bagel (Vorsitzende), Professor Dr. Dr.h.c. Peter M. Lynen, den ehemaligen Kanzler der Kunstakademie Düsseldorf sowie Dr. Olaf Huth und Norbert Hüsson.

Dem Vorstand ist es in den letzten Jahren gelungen, gemeinsam mit dem Beirat neue Mitglieder für den Freundeskreis zu begeistern. Dem Beirat gehören an: Peter Bagel, Friedrich G. Conzen, Dr. med. Khosrow Dabir, Hans- Heinrich Grosse-Brockhoff, Hans-Georg Lohe, Professorin Rita McBride, Monika Schneidereit in Vertretung für die Ministerin für Innovation, Forschung und Wissenschaft, Svenja Schulze, sowie Beat Wismer.

Schwerpunkt der Fördertätigkeit ist die Unterstützung der Studierenden an der Akademie durch Verleihung von Stipendien und durch finanzielle Beiträge zum Beispiel für Materialeinkäufe. Auch ganze Klassen werden bei ihren Exkursionen im In- und Ausland gefördert. Zusätzlich werden Werke für die Akademie Galerie angekauft oder der Druck von Ausstellungskatalogen wird finanziell unterstützt.

Die erforderlichen Mittel für die Fördertätigkeit generiert der Verein im Wesentlichen aus den Beiträgen der Mitglieder oder aus Spenden. Hier ist als sehr erfreulich hervorzuheben, dass die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young anlässlich der „Düsseldorfer Nacht der Museen“ nun bereits zum zweiten Mal einen erheblichen Teil der Erlöse aus ihrer Benefizauktion, bei der Werke von Studierenden der Akademie versteigert werden, dem Freundeskreis zur Verfügung gestellt hat. Dank einer „schlanken“ Verwaltungsstruktur und der ganz überwiegend ehrenamtlichen Tätigkeit der handelnden Personen können die zufließen den Mittel nahezu ungeschmälert für Förderaktivitäten verwendet werden.

Den Mitgliedern werden Kunst- und kunsthistorische Veranstaltungen rund um die Akademie angeboten, wie zum Beispiel Podiumsdiskussionen oder Gesprächsrunden mit Professoren und Studierenden der Akademie oder auch exklusive Führungen durch die Ausstellungen der Akademie Galerie. Besonders großes Interesse bei den Mitgliedern findet der alljährlich anlässlich des Semesterabschlusses im Vorfeld für die Freunde und Förderer stattfindende Rundgang durch die Akademie.

Der Verein zählt nunmehr rund 140 Mitglieder, die sich im Wesentlichen aus der kunst- und kulturinteressierten Bürgerschaft Düsseldorfs zusammensetzen. Schon jetzt freuen sich die Mitglieder der Gesellschaft von Freunden und Förderern der Kunstakademie Düsseldorf auf die 100-Jahr-Feier ihres Freundeskreises im Jahre 2018.


Foto: Dr. Friderike Bagel (Vorsitzende) (li) , Norbert Hüsson (re))

Ballettschule Kaiserswerth

Kaiserswerther Ballerinen erringen erneut den Weltmeistertitel


von Christian Theisen

Die Ballettschule Kaiserswerth wurde vor 35 Jahren von Eva Grobstas-Mayer gegründet und ist im Herzen von Kaiserswerth zu finden. Schüler und Schülerinnen im Alter von 4 bis 18 Jahren werden von einem kompetenten Team von ausgebildeten Ballettpädagogen in klassischem und modernem Tanz unterrichtet. Sie können ihr Können regelmäßig bei großen Aufführungen oder Wettbewerben beweisen. Wegweisend sind dabei die Ausbildungsmethoden der englischen Royal Academy of Dance und die russische Waganowa-Methodik. 

Aktuell liegt eine ereignisreiche Reise mit vielen bewegenden Momenten hinter den Schülern der Ballettschule. Zum vierten Mal in Folge konnte sich die Wettbewerbsgruppe für den Dance World Cup, den weltweit größten Tanzwettbewerb für private Ballettschulen, qualifizieren. In regionalen und nationalen Wettbewerben überzeugten die Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren die jeweilige Jury und konnten die Konkurrenz hinter sich lassen.

Weltweit nahmen auch in diesem Jahr über 18.000 Kinder und Jugendliche aus 35 Ländern an den Vorrunden teil. Nur die Besten schafften es zum Dance World Cup, der in diesem Jahr auf der Kanalinsel Jersey stattfand. Nach dem Weltmeistertitel in der Solokategorie Moderner Tanz 2015 tanzten in diesem Jahr Helene Rüter, Carolin Wolters, Linda Gilles und Lea Koltermann in der Kategorie Junioren/ Quartett/ Ballett mit der Choreographie „Concerto“ der Konkurrenz davon und holten sich den Weltmeistertitel 2016. Und es gab noch einmal Grund zum Jubeln: Auch die gesamte Gruppe hatte Erfolg und gewann in der Kategorie Junioren/Gruppe/ Ballett mit „Palladio“ die Bronzemedaille. 

Auch im nun beginnenden Schuljahr wird die Ballettschule Kaiserswerth am Wettbewerb teilnehmen. Die Schüler freuen sich auf die Teilnahme am Kaiserpfalz Open Air am 18. September. Auch die Weltmeisterinnen werden dort Kostproben ihres Könnens zeigen. 

Anmeldungen für neue und bereits laufende Kurse werden unter 0203/751742 entgegengenommen.



Petra Wassner

Die Macherin: Petra Wassner

Geschäftsführerin von NRW.INVEST


von Evelin Theisen

Erfahren, pointiert und visionär – so erlebt man Petra Wassner im Gespräch. Die Geschäftsführerin von NRW.INVEST leitet seit über 15 Jahren die NRW-Wirtschaftsförderung. Wie gelang es ihr, sich all die Jahre zwischen Politik, Verwaltung und Wirtschaft zu behaupten? Eine Frage, die bei der ansonsten sehr schlagfertigen Managerin erst einmal eine Pause verursacht. Nach ihrem Einstieg in die Geschäftsführung 2001 hat sie die Gesellschaft von Grund auf umgestaltet. Seit damals erlebte Petra Wassner drei Regierungswechsel und diente fünf Wirtschaftsministern. „Entscheidend war, dass ich meine Tätigkeit als Moderatorin zwischen Wirtschaft und Politik verstehe“, erläutert die gebürtige Pfälzerin. „Wirtschaftsförderung – insbesondere die Anwerbung ausländischer Unternehmen – kann nur im Konsens mit Politik und Verwaltung erfolgreich sein.“

Und erfolgreich ist die inzwischen national und international anerkannte Wirtschaftsförderin. Aufgebaut hat sie ihre Expertise in über 25 Jahren: Das Interesse für Wirtschaftsförderung begann 1991. Nach ihrer Lehrtätigkeit an der Universität Duisburg wechselte sie zur damaligen GfW, der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Nordrhein- Westfalen. In den 90er-Jahren wirkte sie intensiv mit, die damalige Gründungs-Offensive NRW, Go! aufzubauen und NRW zum Gründerland zu entwickeln. Gerade heute wieder ein aktuelles Thema im Rahmen der globalen Digitalisierung. Mittelstands-, Außenwirtschafts- und Restrukturierungsförderung von KMUs in Schieflage sowie die Neuausrichtung des internationalen Standortmarketings gehörten zu ihren Kernaufgaben.

Zwischen 2004 und 2007 baute sie die GfW zu einer internationalen Ansiedlungsgesellschaft um. Mit NRW.INVEST trug sie dazu bei, dass NRW zu den führenden Standorten für ausländische Direktinvestitionen in Europa zählt und Platz Eins in Deutschland belegt. Insbesondere Japan, China und die USA stehen im Fokus ihrer Ansiedlungswerbung. Nach NRW fließt fast ein Drittel aller Investitionen aus dem Ausland, mehr als in jedes andere deutsche Bundesland. Über 18.000 internationale Firmen steuern von hier aus ihre Deutschland- oder Europaaktivitäten.

„Wir müssen uns ständig neu definieren und alle wichtigen Trends im Blick haben“, betont Wassner. „Nur so behaupten wir unsere Position als Investitionsstandort in Europa“. Die Managerin macht deutlich, dass sie auch nach 25 Jahren immer noch für das Thema internationale Wirtschaftsförderung brennt.



Felix Droste und Siegmar Rothstein

„Weniger Staat und Bürokratie schaffen die dringend benötigten Freiräume, um die wirklich wichtigen staatlichen Leistungen auch zu erbringen“

Interview mit dem Verleger Felix Droste


von Dr. Siegmar Rothstein

Ihre Familie und auch Sie sind in Düsseldorf sehr bekannt. Sie lebten ohne große Unterbrechungen dauernd in Düsseldorf, kennen die Stadt genau und sind bestens vernetzt. Ist unsere Heimatstadt für Sie ein Ort hoher Lebensqualität, den es zu bewahren gilt?

Die Lebensqualität in Düsseldorf hat viele Dimensionen. Die wichtigste Dimension sind die Menschen, die hier leben. Die Offenheit der Düsseldorfer aber auch die Vielfalt an Kulturen und Sprachen macht die Internationalität aus. Das gute Arbeitsplatzangebot ermöglicht, dass man hier gut verdient. Dies wiederum zieht viele Talente an, was wiederum die Düsseldorfer Gesellschaft befruchtet. Düsseldorf ist eine wachsende Stadt, die sich auch ein gutes kulturelles und sportliches Angebot leisten kann. Die Kinderfreundlichkeit, die sich zum Beispiel durch zusätzliche beitragsfreie Kindergartenjahre ausdrückt, sorgt anders als in anderen deutschen Städten, für steigende Geburtenraten. Abnehmender Lärm und Luftverschmutzung führen dazu, dass immer mehr Menschen wieder in die Innenstadt ziehen. Es macht Freude diesen positiven Trend mit zu gestalten.

Ihre politische Heimat ist die FDP, der Sie seit 1982 angehören. Im Juni diesen Jahres sind Sie zum Wahlkreiskandidaten für die Landtagswahl NRW im Mai 2017 mit nahezu 80 % Zustimmung gewählt worden. Man hat Sie als den richtigen Mann Düsseldorfs für den Landtag NRW bezeichnet. Dies hat Sie sicher erfreut. Welche Vorstellungen haben Sie, wie Nordrhein Westfalen geführt werden soll?

Nordrhein-Westfalen hat zum einen eine hohe Leistungsfähigkeit, was sich durch die dezentrale Struktur und die hohe Dichte an Universitäten ergibt und zum anderen viele verpasste Chancen. Wenn man die vielen Milliarden, die in die Kohlesubventionen geflossen sind, in einen Strukturwandel investiert hätte, stände das Land heute ganz anders da. Die Lasten für die Kohlesubventionen fallen weg. Aber nun baut man neue unnötige Hemmnisse für die Wirtschaft durch bürokratische Auflagen und zu teure Energie auf. Eine überlastete Verkehrsinfrastruktur und ein unzureichendes Bildungssystem belasten die Bürger und die Wirtschaft immens. Auch eine schlechter werdende öffentliche Sicherheit sind für die Entwicklung von Nordrhein-Westfalen nicht förderlich. Der zögerliche Ausbau der IT Infrastruktur ist ein Zeichen für falsch gesetzte Prioritäten. Dies alles erzeugt das Null-Wachstum in Nordrhein-Westfalen. Null Wachstum ist Ursache für zu hohe Arbeitslosigkeit und damit erhöhte Sozialkosten. Zusätzlich führen die aus dem Nullwachstum verpassten Steuereinnahmen wieder zu einem Spardruck in wichtigen öffentlichen Aufgaben wie Bildung, Sicherheit und Infrastruktur. Mit der Programmatik der FDP lösen wir diese Problematik.

Man begegnet der Behauptung, dass die Politik- und Parteiverdrossenheit immer mehr zunehme und die Parteien und ihre Führungseliten zum eigenen Vorteil und zu Gunsten der eigenen Klientel handelten, man vermisst Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit und Kompetenz. Liegt in der sogenannten Politik- und Parteiverdrossenheit eine ernst zu nehmende Gefahr? Es wird mehr direkte Beteiligung gewünscht. Wären Volksabstimmungen hilfreich?

Die Bildung der politischen Eliten in Deutschland ist durch das Parteiengesetz geprägt. In der Regel kommt man erst nach einer langjährigen ehrenamtlichen Arbeit zu den ersten lukrativen Mandaten. Um dann diese Mandate zu halten, muss man zusätzlich zu den umfangreichen Aufgaben in den Parlamenten mehrere Stunden in der Woche in den Parteien dienen. Diese Arbeit wird meist weit entfernt vom Wohnort geleistet. Es wird eine wichtige Aufgabe unserer Gesellschaft sein, die begabten und gut qualifizierten Fachleute aus der Rechtswissenschaft, der Volkswirtschaft, der Politologie und Soziologie in die Politik zu bringen. Auch lebenserfahrene und erfolgreiche Quereinsteiger wären wünschenswert. Dies wird eine wichtige Aufgabe der Parteien aber auch der gesamten Gesellschaft sein. Begabte und kompetente Politiker senken die Politikverdrossenheit. In die in Deutschland entstandene Balance zwischen direkter und indirekter Demokratie sind viele Jahrhunderte teils schmerzhafter historischer Erfahrungen eingeflossen. Ich würde da nichts Grundsätzliches ändern.

Sie sind beruflich voll ausgefüllt, für ihre zahlreichen Ehrenämter benötigen Sie sicher viel Zeit. Wo liegt der Reiz, zusätzlich eine aufreibende und das volle Engagement fordernde politische Tätigkeit anzustreben?

Ich setze mich am liebsten mit meinem politischen und gesellschaftlichen Engagement da ein, wo der Bedarf für Veränderungen am größten ist. Man hat immer mehr das Gefühl, dass sich Deutschland mit dem überfordert, was es sich zum Beispiel bei Klima und Flüchtlingen aufbürdet. Zum anderen sehen sich die Bürger mit immer komplexeren Vorschriften und einer überforderten Bürokratie konfrontiert, die für Frust sorgen. Gleichzeitig nimmt man wahr, dass die eigentlichen öffentlichen Aufgaben, wie Sicherheit, Bildung und Infrastruktur immer schlechter geleistet werden. Deutschland ist im internationalen Korruptionsindex auf Platz zwölf, Neuseeland mit einfachen Gesetzen und weniger Bürokratie auf Platz 2. In diesem historischen Moment wird der Bedarf nach einer liberalen Partei immer deutlicher. Die FDP fordert einfachere gesetzliche Regelungen in Deutschland. Weniger Staat und Bürokratie schaffen die dringend benötigten Freiräume, um die wirklich wichtigen staatlichen Leistungen auch zu erbringen. Ich möchte mit der FDP helfen, unsere Gesellschaft auch für meine Kinder nachhaltig und zukunftsfähig zu gestalten.

Ihr Großvater Heinrich Droste gründete 1921 einen Zeitungsverlag, der heute Droste Verlag heißt. Sie sind nach Ihrem Großvater und Vater nunmehr in dritter Generation Geschäftsführer. Wo liegen heute die Schwerpunkte Ihres Verlages?

Mein Großvater hatte zunächst den Droste Verlag als Zeitungsverlag gegründet. In diesem Verlag erschienen Wirtschafts- und Regionalzeitungen. Dazu entstand eine große Zeitungsdruckerei. In unserer Tageszeitung „Der Mittag“ erschien der Roman „Die Feuerzangenbowle“ von Heinrich Spoerl. Weil das Leser Echo sehr positiv war, erschien dieser Roman dann auch 1933 als Buch. So gründete sich der Droste Buchverlag zunächst als Belletristik Verlag. Nach dem zweiten Weltkrieg erschienen dann auch Bücher mit geschichtlichem Bezug vor allem zur NS-Zeit und Biografien, so die Übersetzung der ersten Hitler Biografie von Allen Bullock. Heute er scheinen im Droste Verlag Bücher mit Regionalbezug. In Kooperation mit der dem Bundestag angegliederten Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, dem Bundesarchiv und der Konrad-Adenauer-Stiftung verlegen wir zudem wichtige Quelleneditionen zur historischen und politischen Wissenschaft. Der Droste Verlag samt Druckerei wurde in den siebziger Jahren mit der Rheinischen Post fusioniert. Den Buchverlag übernahm dann die Familie Droste im Jahr 2002 wieder in die eigene Betreuung. Die Tradition meines Großvaters und meines Vaters setze ich nun als Geschäftsführer des Droste Verlages fort.

Sie sind auch Aufsichtsratsvorsitzender der Rheinischen Post Mediengruppe. Beschränken Sie sich auf die Kontrolle der Geschäftsführung oder wirken Sie bei deren wesentlichen Entscheidungen mit?

Die Rheinische Post Mediengruppe ist in ihrem Zusammenspiel zwischen Gesellschaftern Aufsichtsrat und der Geschäftsführung ähnlich strukturiert, wie andere erfolgreiche Familienunternehmen, die den Empfehlungen des Corporate Governance Kodex folgen. Zu meinen wichtigsten Aufgaben gehört, dass die Gesellschafter und Aufsichtsräte umfangreich informiert und einbezogen werden, und der Geschäftsführung genügend Handlungsspielraum verschafft wird. Diese Aufgaben teile ich mir mit Dr. Karl-Hans Arnold, der als Vorsitzender der Geschäftsführung und Gesellschafter ebenfalls Verantwortung hierfür trägt. Im Aufsichtsrat unterstützen mich meine beiden Stellvertreter Irene Wenderoth-Alt und Florian Merz-Betz. Als gelernter Verlagskaufmann interessieren mich natürlich auch die fachlichen Fragen der Zeitung, wobei meine Ausbildung nun schon 30 Jahre zurückliegt und sich die Verhältnisse für Zeitungen seitdem grundlegend geändert haben. Als Vorsitzender des Aufsichtsrates stellt man die entsprechenden Fragen, gibt Hilfestellungen und setzt sein Netzwerk ein, gibt aber keine Anweisungen. Unternehmen, in die sich die Gesellschafter oder auch der Aufsichtsrat zu sehr in die Geschäftsführung einmischen, schreiben in der Regel auch schlechtere Ergebnisse.

Die Presse wird als vierte Gewalt bezeichnet, sie beeinflusse das politische Geschehen. Den Medien wird eine wichtige Kritik– und Kontrollfunktion attestiert. Gehören die Medien zu den Garanten der rechtsstaatlichen Demokratie? Man hört von finanziellen Schwierigkeiten der Zeitungsverlage. Bleibt uns die tägliche Zeitung erhalten?

Die privat finanzierten Medien sind ein Grundpfeiler unserer Demokratie. Gerade wenn es um die Aufdeckung staatlicher Missstände geht, versagen die öffentlich finanzierten Medien häufig. Ein Beispiel hierfür ist die Kölner Silvesternacht. Hier hatte zuerst der Kölner Express berichtet. In Ballungsräumen und Großstädten wie Düsseldorf brauchen wir uns sicher keine Sorgen zu machen, dass es auch in Zukunft privat finanzierte Berichterstattung durch qualifizierte Redakteure gibt. Im ländlichen Raum ist die Zustellung der Zeitung durch den Mindestlohn und die damit verbundene Zwangsumstellung von Stück auf Zeitlohn teils nicht mehr privat finanzierbar. Im ländlichen Raum ist die Berichterstattung durch privat finanzierte Medien aktuell bedroht. Zudem verdrängen öffentlich finanzierte Medien durch die Verbreitung von kostenlosen Textnachrichten im Internet und in Apps privat finanzierte Nachrichtenangebote. Hier tut die Politik zu wenig, um die manchmal unbequemen aber in Ihrer Funktion unverzichtbaren privatfinanzierten Medien zu erhalten.

Es wird die Meinung vertreten, die Zeitung würde nicht wahrheitsgemäß berichten, sie sei nicht frei, sondern werde durch mächtige Akteure wie Regierung, Großunternehmen und Parteien beeinflusst. Gibt es eine Beeinflussung in nennenswertem Umfang?

Die Glaubwürdigkeit von privatfinanzierten Medien ist deren Grundkapital. Ohne diese Glaubwürdigkeit würden zum Beispiel die Zeitungen das Vertrauen und damit das Interesse ihrer Leser verlieren. Deswegen haben die meisten Zeitungen die Unabhängigkeit ihrer Redaktionen durch Redaktionsstatute gesichert. Zudem ist die innere Pressefreiheit im Landespressegesetz Nordrhein-Westfalen verankert. Der Vorwurf Lügenpresse kam jüngst aus der rechten Ecke und war politisch motiviert. Natürlich schadet dieser Vorwurf der Presse. Teilweise ist die Presse sogar Bedrohungen und Gewaltakten von rechten Gruppierungen ausgesetzt. Man kann diesem Vorwurf nur durch qualitativ hochwertige Berichterstattung begegnen.

Im Kulturleben Düsseldorfs haben Sie zahlreiche Funktionen übernommen. Für Sie ist die Kultur das Tafelsilber. Die Finanzlage Düsseldorfs verschärft sich. Befürchten Sie nicht, dass neben dem Abbau von Stellen gerade auch im kulturellen Bereich gespart wird, wenn anders die Schuldenfreiheit nicht aufrecht erhalten werden kann?

Die Aktionsgemeinschaft Düsseldorfer Heimat und Bürgervereine (AGD) mit 56 angeschlossenen Vereinen, denen circa 30.000 Mitglieder angehören, ist eine Dachorganisation auch für zahlreiche Freundeskreise von Kulturinstituten, die von Schließungen und Fusionen in ihrer Eigenständigkeit oder sogar Existenz bedroht sind. Als stellvertretender Vorsitzender der AGD für den Bereich Kultur bin ich sehr besorgt um dieses Tafelsilber der Düsseldorfer Kultur. Es sind die kleineren Institute, die jetzt schon durch Stellenabbau in Ihrer Funktion geschwächt sind und teils auch durch Fusionen und Schließungen bedroht werden. Diese kleineren Institute sind jedoch für die kulturelle Vielfalt von Düsseldorf wichtig, und wenn sie nicht mehr existieren, kommen sie auch nicht mehr zurück. Hier gilt es, die Leistungsfähigkeit der Institute zu bewahren und mögliche Effizienzreserven zu heben. Die Schuldenfreiheit der Stadt muss durch Maßnahmen in ganz anderen Größenordnungen erhalten werden. Einsparungen bei in ihrer finanziellen Größenordnung eher unbedeutenden Kulturinstituten helfen der Stadt bei dem Ziel Schuldenfreiheit nicht wirklich weiter.

Gibt es für Sie ein Leben neben Beruf, Ehrenamt, Politik?

Mein Beruf, die Ehrenämter und die Politik sind ein erfüllender Teil meines Lebens. Ich genieße das Leben im Kreise meiner großen Familie, meiner vier Kinder und meiner Frau. Auch der Sport kommt nicht zu kurz. Ich liebe Wassersport und spiele Tennis.


Kurzvita

Felix DrosteFelix Droste wurde 1963 in Düsseldorf, nach dem Abitur Verlagslehre im Girardet Verlag, Studium der Volkswirtschaft mit Diplomabschluss, im Anschluss Tätigkeit in Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften, Droste ist seit 2002 Geschäftsführer des Droste Verlages. Einer seiner Erfolge für den Verlag war der Gewinn der Weltbank für die Herausgabe des Weltenentwicklungsberichtes, er ist ferner Vorsitzender des Aufsichtsrates der Rheinischen Post Mediengruppe. Seit vielen Jahren bekleidet Droste zahlreiche Ehrenämter. Er ist Vorsitzender der Heinrich-Heine-Gesellschaft in Düsseldorf und stellvertretender Vorsitzender der AGD Aktionsgemeinschaft Düsseldorfer Heimat und Bürgervereine, außerdem im Vorstand des Freundeskreises Düsseldorfer Schauspielhaus und des Düsseldorfer Geschichtsvereins. Droste bewirbt sich um ein Mandat im Landtag NRW bei der kommenden Wahl im Mai 2017. Er lebt in Düsseldorf, ist evangelisch, verheiratet und hat 4 Kinder.



Wolfgang Rolshoven und Hagen Lippe-Weißenfels

„Zeit für einen Aufbruch in der Düsseldorfer Kultur“

Gespräch zwischen Wolfgang Rolshoven, Jonges-Baas und Dr. Hagen Lippe-Weißenfels, Kaufmännischer Direktor und Vorstand der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen


Lippe-Weißenfeld: Lieber Herr Rolshoven, wie beurteilen Sie die aktuelle Situation der Düsseldorfer Kultur?

Rolshoven: Ich finde, unsere Stadt verkauft sich kulturpolitisch unter Wert. Sie bietet viel, aber zu viel umkoordiniert. Nehmen wir als Beispiel die Depots der einzelnen Kultureinrichtungen, die jede Menge Kunstbestände beinhalten. Nur 10 Prozent der Bestände werden überhaupt gezeigt. Der Rest ist über die ganze Stadt in einzelnen Depots verstreut. Die Stadt selbst weiß, soweit man hört, gar nicht, wie hoch die Bestände sind und welchen Besitz sie hat. Und das Gleiche gilt für dieArchivierung. Jede Kultureinrichtung hat ein eigenes Archiv. Es muss eine Reform der Kulturinstitute erfolgen. Wo sehen Sie Handlungsbedarf?

Lippe-Weißenfeld: Ich fände es an der Zeit, dass wir gemeinsam den Blick mehr auf grundsätzliche Fragen lenken, die die Relevanz der Kultur für unsere Stadt unterstreichen. Kulturpolitik ist Gesellschaftspolitik, sie ist letztlich Demokratiepolitik! Es braucht jetzt eine couragierte, führungsstarke Kulturpolitik, die den jahrelangen Stillstand aufbricht und die Kultur wieder da verortet, wo sie hingehört: In die Mitte der Gesellschaft – kraftvoll, streitbar, visionär! Relevanz ergibt sich doch nur, wenn die Kultur Fragestellungen diskutiert, die für die Menschen wirklich wichtig sind. Wenn man zudem die richtigen Partner an seiner Seite weiß, die einen dabei unterstützen, kann man im Team ans Werk gehen. Die Kulturpolitik muss sich als Ansprechpartner für alle wichtigen Politikbereiche wie Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Tourismusmarketing, Stadtplanung etc. anbieten und dafür aus ihrem Elfenbeinturm herauskommen. Das erwarten doch die Menschen dieser Stadt zu recht viel mehr, als das konzeptlose Klein- Klein, was am Ende zu Stillstand und Erstarrung führt.Was sind Ihrer Meinung nach die aktuell größten Probleme?

Rolshoven: Jede Kultureinrichtung sieht sich als Solitär. Wir müssen wegkommen vom Besitzstandsdenken der einzelnen Kultureinrichtungen, hin zu einer „Marke Kultur“ der Landeshauptstadt Düsseldorf. Es gibt Reformgutachten und bald einen neuen Kulturentwicklungsplan, der dann aber auch von der Politik umgesetzt werden muss. Wie beurteilen Sie denn die aktuelle Kulturpolitik?

Lippe-Weißenfeld: Unserer Kulturpolitik fehlt seit Jahren ein schlüssiges Gesamtkonzept, insofern kann der Kulturentwicklungsplan hilfreich sein. Er ersetzt aber nicht fehlende Visionen, Mut und Entschlossenheit, die Kulturszene nicht nur defensiv zu verwalten, sondern offensiv zu gestalten! Deshalb wäre es fatal, ihn mit Erwartungen zu überfrachten und zu glauben, man hätte dann quasi ein Lösungshandbuch für alle Probleme der Zukunft. Der Kulturentwicklungsplan kann im besten Falle ein hilfreicher Handlungsleitfaden sein. Was müsste aus Ihrer Sicht konkret geändert werden?

Rolshoven: Die Kulturinstitute dürfen nicht abgeschafft werden, sondern die Strukturen müssen verbessert und Synergien gehoben werden. Wir brauchen zentrale Verwaltungsund Kompetenzservices. Gewisse Kultureinrichtungen zusammen zu legen, ist ein Weg. Es würde mir aber als Düsseldorfer im Herzen weh tun, das historische Hofgärtnerhaus als Immobilie der privaten Wirtschaft zu übergeben, ohne zu wissen, was mit dieser Immobilie danach passiert. Wie stehen Sie in diesem Zusammenhang zum Kulturentwicklungsplan?

Lippe-Weißenfeld: Wir sollten jetzt sehr zügig den Kulturentwicklungsplan erstellen. Danach das Extrakt aus diesem Plan in operativen Zielen festschreiben. Diese Ziele dann priorisieren und mit konkreten Budgetplänen hinterlegen und schließlich mit einem Ratsbeschluss auf der Zeitschiene und im Haushalt festlegen, in welchem Haushaltsjahr ganz konkret welches Projekt umgesetzt wird. Zeitgleich müssen Kulturdezernat und Kulturamt so umstrukturiert werden, dass ein professionelles Prozessmanagement im personell, finanziell und zeitlich gewünschten Rahmen sichergestellt wird. Stichwort Finanzen: Wir beide sind von Hause aus Banker. Wie beurteilen Sie auf mittlere Sicht die finan zielle Entwicklung der Kunst- und Kulturszene?

Rolshoven: Wir haben einen Kulturetat von über 120 Millionen Euro, der meines Erachtens ausreichen müsste. Durch Hebung von Synergieeffekten können die Mittel, die eingespart werden, für besonders attraktive Ausstellungen für Düsseldorf und für die freie Szene eingesetzt werden. Damit würden Düsseldorfer Ausstellungen attraktiv für Besucher aus ganz Deutschland und darüber hinaus werden. Allerorten ist Sparen angesagt. Unsere weiteren Bemühungen müssen sich auf sogenannte freiwillige Leistungen konzentrieren. Also auf das, was man sich als Extras leistet. Da steht Düsseldorf von jeher weit vorn und das bürgerliche Engagement der Düsseldorferinnen und Düsseldorfer würde sich weiter erhöhen lassen, wenn - nach Jahren des Stillstandes - überzeugende Reformen umgesetzt werden. Aber Sie kennen sich mit den Etats besser aus. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Lippe-Weißenfeld: Das Thema ist aus meiner Sicht ein ganz sachlichpragmatisches. Gefühlt reicht der Kulturetat nie aus, um alle Wünsche zu befriedigen. Es braucht deshalb ein klares, überzeugendes, inhaltliches Konzept, welches kulturelle Angebot konkret man in der Stadt haben möchte. Daraus ergibt sich dann das Finanzierungsvolumen und am Ende müssen Kulturpolitiker, Kulturschaffende und weitere, idealerweise neue Partner aus Wirtschaft und Bürgerschaft, die man bis dahin gewonnen hat, gemeinsam in verteilten Rollen die Sicherstellung der finanziellen Ressourcen bewerkstelligen. Wie würde eine von Ihnen in die Debatte eingebrachte Reform der Museumsorganisation denn konkret aussehen?

Rolshoven: Wie gesagt, wir brauchen zentrale Verwaltungs- und Kompetenzservices. Ich würde es Kultur- Holding nennen, wo der gesamte administrative Bereich - Personal, Finanzen, Marketing, Werbung, IT, Immobilienmanagement, Öffentlichkeitsarbeit etc. - gebündelt wird und als Dienstleistungsgesellschaft den einzelnen Kultureinrichtungen zuarbeitet. Die Leiter/innen der Kulturinstitute bleiben selbständig und können sich ganz auf ihre wissenschaftlichen Arbeiten, Ausstellungen, Konzerte und Veranstaltungen konzentrieren und dadurch Alleinstellungsmerkmale oder Solitäre für die einzelnen Kulturbereiche schaffen. Die künstlerische und wissenschaftliche Arbeit darf dadurch nicht beeinträchtigt werden. Eine Kulturholding mit einem Generaldirektor und kaufmännischen Vorstand an der Spitze könnte ich mir gut vorstellen. Der zurzeit in Arbeit befindliche Kulturentwicklungsplan sollte sich daran orientieren und auch die freie Kulturszene nicht vergessen. Das wäre doch ein guter Ansatz, oder?

Lippe-Weißenfeld: Absolut, dem kann ich nur zustimmen! Ich fände es sinnvoll, wenn sich die hiesige Museumszene als Verbund etwa nach Berliner, Münchner oder Dresdner Vorbild mit einem Generaldirektor als Gesicht der Museen organisatorisch neu aufstellt. Ihm würden dann die Museumsdirektoren als Leiter der einzelnen Häuser zugeordnet. Die Gesamtkoordinierung durch einen Generaldirektor macht die Inhalte nach außen viel leichter kommunizierbar und erhöht die Strahlkraft der Kunst- und Kulturstadt Düsseldorf spürbar. Zudem würde durch die kaufmännische Zentraleinheit der Kulturetat automatisch optimiert und wirkungsvoller genutzt.

Rolshoven: Was zeichnet aus Ihrer Sicht die Kunst- und Kulturstadt Düsseldorf aus?

Lippe-Weißenfeld: Das Maß an kultureller Dichte, gemessen an der geographischen Fläche der Stadt, macht Düsseldorf einzigartig. Wir haben hier eine einmalige Vielfalt, die wir jetzt nur besser wahrnehmbar nach außen kommunizieren müssen. Analog zum Markenbildungsprozess in Sachen Stadtmarke muss jetzt auch in der Kultur eine Profilschärfung stattfinden, die der Qualität der Kunst- und Kulturstadt Düsseldorf Rechnung trägt. Dann wird auch das leidige Thema der finanziellen Mittelverteilung am Ende kein Kampf jeder-gegen-jeden, sondern das Ergebnis eines gemeinschaftlichen Willensbildungsprozesses sein mit dem Ziel, die Stahlkraft und Attraktivität der Stadt national und international bestmöglich zu erhöhen. Dieser Wunsch verbindet uns doch letztlich alle.

Rolshoven: Ja, das sehe ich auch so. Wir haben eine hohe Vielzahl an hervorragenden Kultureinrichtungen für alle Lebensbereiche und Interessen der Bürgerinnen und Bürger unserer Heimatstadt. Daraus resultiert ein großzügiges Freizeitangebot. Die Kulturschaffenden, die Kulturpolitiker, die Stadtverwaltung, die Düsseldorfer Unternehmen und die Bürgerschaft engagieren sich für die Kunst- und Kulturstadt Düsseldorf

über das normal Übliche hinaus. Das zeichnet Düsseldorf aus und stärkt den Zusammenhalt in unserer Stadt.


Kurzvita

Hagen Lippe-WeißenfeldHagen Lippe-Weißenfeld würde geboren am 21.03.1975. Kindheit und Jugend am Niederrhein und im Münsterland. Nach einer Banklehre bei der Deutschen Bank Berlin sowie BWL- und Politikstudium, Promotion mit einer vergleichenden Studie über die Klavierbauindustrien in Deutschland und England an der Freien Universität Berlin. Während des Studiums Geschäftsführer der familieneigenen Liegenschaftsgesellschaft. Ab 2004 Vorstandsassistent der Berliner Klavier- und Flügelmanufaktur C. Beckstein Pianofortefabrik AG. 2006 Übernahme der Vertriebs- und Marketingleitung der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM). Aufbau des Markenmuseums „KPM-Welt“. 2009 Berufung zum kaufmännischen Direktor und Vorstand der Stiftung Kunstsammlung NRW. 2015 Wahl als NRW-Landesgruppensprecher in den Vorstand der Kulturpolitischen Gesellschaft. Zahlreiche Mitgliedschaften, u. a. in den Kuratorien der Landesjugendensembles NRW, der Kaiserswerther Diakonie, des Heinrich Heine Kreises, 2. Vorsitzender Förderverein Kaiserpfalz Kaiserswerth, Rotary Club Kaiserpfalz, Düsseldorfer Jonges usw. Verheiratet mit der Neurologin Dr. Charlotte von Wilmowsky und Vater von vier Kindern.


Wolfgang RolshovenWolfgang Rolshoven wurde geboren am 15.9.1945, Derendorfer Jong. Nach Abschluss des Bankbetriebsstudiums Tätigkeiten in leitender Funktion bei verschiedenen Kreditinstituten, 15 Jahre Mitglied des Vorstandes einer Regionalbank. Seit 01.01.2011 Bankdirektor i.R., Landesvorsitzender der Wirtschaftsjunioren von NRW von 1983-1984, Handelsrichter am Landgericht Düsseldorf 1985-1995, Mitglied des Bildungsausschuss DIHT Bonn von 1986-1989, Mitglied im Kreditwirtschaftlichen Ausschuss der IHK zu Düsseldorf von 1986-1989. Seit 1982 Mitglied des Heimatvereins Düsseldorfer Jonges e.V., Tischbaas der TG Wirtschaft bis 30.06.2012. Danach Mitglied des Vorstandes des Heimatvereins Düsseldorfer Jonges e.V. und seit 01.12.2012 Baas der Düsseldorfer Jonges e.V. Seit 1986 Mitglied im Industrie-Club und seit 1988 Mitglied im Rochus-Club. Begeisterter Tennisspieler und Läufer (u.a.11 Marathonläufe).



Annabelle von Oeynhausen-Sierstorpff

Portrait: Tänzerin zwischen den Welten

Annabelle Gräfin von Oeynhausen-Sierstorpff


Cosmopolites aufs Land holen und Kunst in die Provinz, Traditionen weiterentwickeln, sie pflegen und manchmal brechen – und dabei immer authentisch bleiben: das ist Annabelle Gräfin von Oeynhausen-Sierstorpff. Aufgewachsen in der Ferne und verwurzelt in der Region, leistet die studierte Kunsthistorikerin seit Jahrzehnten gekonnt den Spagat zwischen Tradition und Moderne, der Beschaulichkeit ländlichen Lebens und dem dynamischen metropolen-Pulsschlag, zwischen Lifestyle und Luxus und sozialem Engagement. Rhythmuswechsel, Rollenvielfalt, Entschleunigung und Beschleunigung

bestimmen ihren Alltag.

Als Annabelle Hünermann in Pakistan geboren und in Spanien aufgewachsen, entschied sie sich für die Heirat mit Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff und damit gegen eine aussichtsreiche Karriere als Leiterin einer Galerie in Caracas (Venezuela). Seitdem bewegt sie sich als „Gräfin Oeynhausen“ zwischen den Welten und vielen Themen: Das Spa Resort „Gräflicher Park“, seit sieben Generationen geführt durch die Gräfliche Familie, trägt ihre Handschrift. Dem durch sie gegründeten Kulturförderverein Diotima Gesellschaft steht sie vor, hochkarätige Künstler und Events finden seitdem wieder ihren Weg nach Bad Driburg – übrigens ganz in der Tradition des ehemaligen Kurbades, in dem sich schon Friedrich Hölderlin inspirieren ließ.

„Ich trage keine Kostüme“ – Konformität, Gleichmacherei und das Nachmachen etablierter Muster bringen die Mutter dreier Kinder nicht weiter. Eine Frau, die ihrem Weg treu bleibt, indem sie ihn immer wieder verlässt, Neues erkundet und Innovation und Inspiration ins Leben bringt. Formvollendet verkörpert die 48-Jährige ganz „die Gräfin“, um doch immer wieder lebendig, quirlig, vor allem aber authentisch Erwartungen und Konventionen zu brechen. Sie hat den Teutoburger Wald schon durch manches mutige und unkonventionelle Kulturereignis um die Ruhe gebracht.

In unserer aktuellen Ausgabe berichten wir vom „Ladies Lunch“, der plakativ vermittelt, wie Annabelle Gräfin von Oeynhausen-Sierstorpff immer wieder neue Themen und Ereignisse an den malerischen Ort des ländlichen Vergnügens, ihr „Gräflicher Park Grand Resort“, nach Bad Driburg bringt.


Vita

  • Geboren 1967 in Karatchi/Pakistan. In Spanien aufgewachsen. Abitur in Essen.
  • Ausbildung: Groß-/ Außenhandelskauffrau, anschließend Galerie Hans Mayer / Düsseldorf.
  • Kunstgeschichts-Studium in Berlin, Abschluss: Magister (1995).
  • Heirat mit Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff 1996, Umzug nach Bad Driburg.
  • Ab 1997 Aufbau der PR der UGOS (Unternehmensgruppe Graf von Oeynhausen-Sierstorpff.
  • Ab 2004 an Konzeption und Bau, vor allem Interior Design des Hotels beteiligt.
  • Seit Neueröffnung des „Gräflicher Park Hotel & Spa“ bis Mitte 2014: Chief Emotional Officer UGOS. UGOS besteht unter anderem aus fünf Reha-Kliniken in Bad Driburg, Jena und Bad Klosterlausnitz (www.graefliche-kliniken.de) und Bad Driburger Naturparkquellen (www.bad-driburger.de).
  • Begleitung Marketing + PR Gräflicher Park + Interior Design der UGOS sowie Vorstand www.diotima-gesellschaft.de.
  • Vorstandsmitglied Orts-CDU; im Kuratorium der „Westfalen Initiative“.
  • Lebensmittelpunkt sind ihre Kinder Alice (1997), Louis (1999) und Christoph (2002) sowie Labradoodle
  • Frieda (2012).
  • Hobbies: Reisen, Kunst, Freunde sehen, Lesen, Schlafen, Tanzen.


Siegmar Rothstein und Armin Laschet

„Die CDU will in Nordrhein-Westfalen wieder zu einem Aufsteigerland machen"

Interview mit dem Landesvorsitzenden der CDU NRW, Armin Laschet


von Dr. Siegmar Rothstein

Sie sind führender Politiker nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern auch stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU. Wie kommt man zur Politik? Ist das vorgegeben, zum Beispiel durch Einflüsse im Elternhaus oder entwickelt sich der Weg dahin nach und nach? Was reizt Sie, politisch aktiv zu sein?

Engagiert war ich schon immer, in der Pfarr- und Jugendarbeit in meiner Kirchengemeinde in Aachen, in der Schülervertretung und der Schülerzeitung, in einer „Dritte-Welt-Gruppe“, mit der wir Altpapiersammlungen ebenso organisierten wie Konzerte und Kulturveranstaltungen und vieles mehr. Und irgendwann hat mich jemand gefragt, ob ich nicht in der CDU mitmachen will. In der Politik kann man Dinge verändern. Das macht mir Spaß.

Sie sind Oppositionsführer im nordrhein-westfälischen Landtag. In dieser Funktion setzen Sie sich oft sehr kritisch mit der Politik der Landesregierung auseinander. Worin sehen Sie deren Schwächen? Welche Probleme in NRW sind hausgemacht? 

Nordrhein-Westfalen kann viel mehr und wird von rot-grün unter Wert regiert. Unser Land ist in Vergleichen mit den anderen 15 Bundesländern einfach zu oft Schlusslicht. Die Kinderarmut wächst nirgendwo so stark wie bei uns. Die Einbruchskriminalität nimmt stetig zu, während die Aufklärungsquote immer weiter sinkt. Und seit einigen Wochen wissen wir, dass Nordrhein-Westfalen, das Kernland der deutschen Industrie, im vergangenen Jahr als einziges Bundesland kein Wirtschaftswachstum hatte. 16tes von 16 Bundesländern – das ist nicht der Platz, der unserem Nordrhein- Westfalen gebührt.

Unter Ihrer Führung ist die CDU in NRW nach dem schlechten Wahlergebnis 2012 inzwischen wieder auf Augenhöhe mit der SPD, wobei Sie gelegentlich bei Umfragen sogar besser abschneiden. Im kommenden Jahr sind Landtagswahlen. Was wird ein Ministerpräsident Armin Laschet zu ändern versuchen? 

Bis zu den Landtagswahlen ist noch ein Jahr Zeit. Wir freuen uns über die positiven Umfragen, wollen sie aber nicht überbewerten. Die CDU Nordrhein-Westfalen hat nach der Niederlage 2012 eine schonungslo se Fehleranalyse betrieben. Anschließend haben wir einen Prozess der Selbstvergewisserung begonnen. Viele Menschen, zum Teil sogar unsere Mitglieder, wussten nicht mehr, wofür die CDU stand. In einem mehr als zweijährigen Prozess haben wir unter Beteiligung vieler tausend Mitglieder, Funktionsträger und Freunde ein eigenes Grundsatzprogramm entwickelt. Das Ergebnis ist eine Liebeserklärung an unser Nordrhein-Westfalen. Gleich zeitig ist es programmatische Grundlage unserer Politik. Wir haben eine Idee und einen Plan davon, wie wir unser Land wieder nach vorne bringen können. Wir wollen Nordrhein-Westfalen zu einem Aufsteigerland machen.

Dem neuen Landtag werden wohl sechs Parteien angehören. Nach den Erfahrungen der drei Landtagswahlen in diesem Jahr wird es wohl nicht einfach sein, bei einem Wahlsieg eine Koalition zu bilden, wahrscheinlich nur Dreierkoalitionen oder die sogenannte große Koalition. Wird aber das Regieren nicht sehr schwierig, wenn sich Parteien mit sehr unterschiedlichen Ausgangspositionen zu einer Koalition verbinden müssen? Der gemeinsame Nenner wird doch sehr klein. 

Ob es tatsächlich sechs Parteien in den Landtag schaffen werden, wird sich zeigen. Aber die Möglichkeit ist da. Deswegen setzen wir alles daran, stärkste politische Kraft zu werden. Von Demokraten wird in diesen schwierigen Zeiten vom Wähler zu Recht erwartet, dass sie in Sachfragen zusammenarbeiten und gemeinsam Lösungen suchen. Es geht bei Koalitionen doch immer darum, in einer fairen Diskussion die Grundlage für eine gemeinsame Regierung zu finden und das Beste für das Land herauszuholen. Unter Demokraten wird das funktionieren.

Im Bundestag verfügen CDU und SPD zusammen über 503 von 630 Sitzen. Aber seit mindestens einem Jahr wenden sich immer mehr Wähler von diesen beiden großen Parteien ab, sie haben offenbar Vertrauen verloren. Das Parteiensystem schichtet sich um. Dies ist auch in anderen Ländern zu beobachten. In Österreich haben bei der Wahl zum Bundespräsidenten die vergleichbaren Parteien ÖVP und SPÖ zusammen nur noch 23 Prozent der Stimmen erhalten. Beunruhigt Sie diese Entwicklung?

Die großen Volksparteien müssen auf die Menschen zugehen und ihnen ihre Politik erklären. Da müssen wir noch deutlich besser werden. Gerade auch das Thema der Flüchtlingspolitik und der Kriege in Syrien und der Region ist so komplex, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Das ist immer schon die Aufgabe der Politik gewesen, die Herausforderungen zu erkennen, sinnvolle Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten und das dann den Menschen zu erklären, die sie gewählt haben. Wir sehen doch gerade am Beispiel Österreich: Wer Parolen und Politik von Populisten übernimmt, macht sie stark und verliert am Ende. Das sollte auch für uns hier in Deutschland ein warnendes Beispiel sein. Eine große Herausforderung ist offenbar die AfD. Manche Politiker wollen überhaupt nicht mit ihr sprechen, sie gewissermaßen ignorieren. Muss man sich aber nicht kritisch öffentlich mit ihren Thesen auseinandersetzen und darlegen, wohin ihre Politik letztlich führen würde? Wie wollen Sie mit dieser neuen Partei umgehen?  Von Anfang an habe ich mit der AfD in Streitgesprächen und Fernsehsendungen diskutiert. Ich finde es falsch, dass sich Frau Kraft dieser Diskussion verweigert. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man die simplen Thesen der AfD argumentativ widerlegen kann. Auf ihrem Bundesparteitag hat die AfD gezeigt, dass sie ein anderes Deutschland will. Sie will, dass Deutschland den Euro abschafft und aus der EU austritt. Dies würde Hunderttausende Arbeitsplätze und unseren Wohlstand gefährden. Sie will den christlichen Religionsunterricht genauso abschaffen wie vieles, was von der Religions freiheit geschützt wird und sie wollen, dass unsere NATO-Verbündeten aus Deutschland abziehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die meisten Menschen - auch jene, die aus Protest die AfD unterstützen - eine solche Politik nicht wollen. Wir werden also noch einige wichtige Debatten führen müssen – aber eine Politik des Wegduckens kann nicht die Lösung sein.

Sie unterstützen die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin. Bei Ihnen wird man wohl nicht davon ausgehen können, dass Sie ein wenig von der Seehofer Position übernehmen, wenn die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung unpopulärer werden sollte, wie es andere CDU Politiker in vergangenen Wahlkämpfen gemacht haben. 

Als erstes vertrete ich die Position der CDU Nordrhein-Westfalen, die für offene Grenzen und die europäische Lösung eintritt. Der Kurs der Kanzlerin in der Flüchtlingspolitik ist verantwortungsvoll, nachhaltig und daher richtig. Dabei war von Beginn an klar, dass wir zwischen Asyl und Einwanderung differenzieren müssen, und wir uns nur um die wirklich Schutzbedürftigen kümmern können. Klar war auch, dass Deutschland die Krise nicht alleine bewältigen konnte und es daher einer europäischen Lösung bedurfte. Die haben wir erreicht. Die Maßnahmen haben gegriffen, die Flüchtlingszahlen über die EU-Türkei-Grenze sind heute fast bei null. Grenzzäune hätten die Krise nur in Nachbarländer verlagert. Flüchtlingen im Herkunftsland helfen und Schlepper bekämpfen – das ist klüger.

Es wird immer wieder bemängelt, die Bundesregierung habe zu wenig Verständnis für die weit verbreitete Verunsicherung im Hinblick auf die Zuwanderung aus anderen Kulturen aufgebracht. Es werde nicht deutlich, wie man die Aufnahme der Flüchtlinge schaffen soll. 

Bei der Aufnahme von Flüchtlingen ging es zunächst darum, Menschen, die vor Krieg und Terror geflohen sind, zu helfen. Das ist ein Gebot der christlichen Nächstenliebe. Es ist aber auch klar, dass wir nicht in jedem Jahr eine Million Menschen aufnehmen können. Daher wurden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, die Zahl der zu uns kommenden Flüchtlinge zu reduzieren, besonders jener, die nicht schutzbedürftig sind. Die Flüchtlinge, die nun bei uns sind und bleiben, müssen so schnell wie möglich integriert werden. Dazu gehört auch, dass sie unsere Werte und Regeln kennenlernen. Das Grundgesetz ist die Grundlage des Zusammenlebens in Deutschland. Daran muss sich jeder halten. Wenn ich in Düsseldorf, Aachen oder in andern Städten bin, sagen mir die Leute vor Ort: Wir schaffen das!

Man fragt sich, warum immer noch nur sehr wenige Zuwanderer aufgefordert werden, Deutschland zu verlassen und gegebenenfalls nicht abgeschoben werden, wenn sie weder Asyl erhalten haben, als Flüchtling im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention anerkannt wurden noch ein anderer besonderer Grund für ein Bleiberecht vorlag. Hier liegen doch parteiübergreifende Beschlüsse vor, entsprechend zu verfahren. Wenn danach gehandelt würde, verbliebe eine Anzahl, die unser Land nicht überfordert. 

Es gibt klare Regelungen des Bundes, die besagen, dass derjenige, der eine Ablehnung seines Asylantrags bekommen hat, innerhalb von vier Wochen ausreisen muss. Die meisten Menschen machen dies freiwillig. Wer das aber nicht freiwillig macht, wird abgeschoben. Dafür sind die Länder zuständig. Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, Abschiebungen zu vereinfachen. So sollen seit dem Inkrafttreten des neuen Asylgesetzes Abschiebungen nicht mehr angekündigt werden. In Bayern werden die Beschlüsse konsequent umgesetzt. Nordrhein-Westfalen hat allerdings wieder Sonderregelungen eingeführt. Entsprechend besteht hier weiterhin die Möglichkeit, sich der Rückführung zu entziehen. Die CDU-Landtagsfraktion hat bereits im September einen Aktionsplan vorgestellt, um Rückführungen abgelehnter Asylbewerber zu erleichtern. Doch leider wurden unsere Vorschläge von der rot-grünen Landtagsmehrheit abgelehnt.

Das Bleiberecht für Kriegsflüchtlinge entfällt zudem grundsätzlich, sobald der Kriegszustand in ihrem Heimatland beendet ist. Kann man davon ausgehen, dass in diesem Fall in Deutschland die Aufforderung zur Rückkehr erfolgen wird, zumal dann die Flüchtlinge in ihrem Land zum Wiederaufbau sicher dringend gebraucht werden? 

Ja. So ist die Rechtslage. Die Genfer Flüchtlingskonvention gewährt nur so lange Schutz, wie der Krieg andauert. Viele werden zurückkehren und helfen, ihr Land wieder aufzubauen. So war es auch mit den Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem früheren Jugoslawien in den 90er-Jahren.

Wenn man sich vor Augen führt, welch enorme Aufgaben führende Politiker meistern müssen und welch hohe Anforderung und Erwartungen an sie gestellt werden, muss doch politische Arbeit geradezu wie eine Droge wirken, sonst könnte man diese Tätigkeit nicht jahrelang durchhalten? 

Drogen lehne ich ab. Aber die Begegnungen mit so vielen unterschiedlichen Menschen in so vielen Terminen machen mir Spaß und daraus schöpft man auch viel Energie. Wenn meine Frau mich mal einen Tag lang begleitet, sagt sie oft: „Ich weiß nicht, wie du das alles schaffst, ohne müde zu sein.“ Dann spüre ich, wieviel Energie ich aus der Arbeit ziehe.

Bleibt Ihnen ausreichende Zeit für Erholung, Urlaub und Ihre Hobbys? 

Ja. Und die freie Zeit genießen wir, selbst wenn ich dann trotzdem manchmal über politische Fragen nachdenke.


Kurzvita

Achim Laschet wurde 1961 in Aachen geboren.  Nach dem Abitur Studium der Rechts- und Staatswissenschaften, Staatsexamen,  anschließend journalistische Ausbildung und Tätigkeit bei Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen.  Chefredakteur- und Verlagsleiter der Kirchenzeitung Aachen.  1989 jüngster Ratsherr im Aachener Stadtrat, 15 Jahre Kommunalpolitiker,  1994-1998 Mitglied des Deutschen Bundestages und von 1999-2005 Mitglied des Europäischen Parlaments.  2005-2010 Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NRW im Kabinett Rüttgers,  seit 2012 Landesvorsitzender und seit 2013 Vorsitzender der CDU Landtagsfraktion,  gleichzeitig seit 2012 stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU Deutschlands  Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern.



Andrea Kleiner und Anne-Marie von Sarosdy

„Heart Work“

Gespräch mit der Fotografin und Künstlerin Anne-Marie von Sarosdy


von Andrea Kleiner

Anne-Marie von Sarosdy - ein schöner Name. Ist das ein Künstlername? (Lacht) 

Nein, so steht es auf meiner Geburtsurkunde. Es ist ein ungarischer Name.

Sie kommen also aus Ungarn?

Ich bin ein Flüchtlingskind, geboren in Düsseldorf. Mein Vater, ursprünglich Diplomat und Bankier, flüchtete 1956 zusammen mit meiner Mutter aus Ungarn, wo kurz darauf die bürgerliche Revolution niedergeschlagen wurde und der Adel bereits seit Jahren  politisch verfolgt und enteignet wurde. Ich habe als Kind kein Ungarisch gelernt, da meine Eltern ihr altes Leben bewusst zurückgelassen haben. Sie wollten, dass ich perfekt Deutsch lerne und wir uns in der neuen Welt zu Hause fühlen.

Ihr Vater war bereits ein bekannter Werbe- und Modefotograf der 60er und 70er-Jahre. Hat Sie das in Ihrer Berufsfindung beeinflusst?

Mit Sicherheit hat das meinen Lebensweg beeinflusst. Nach seiner Flucht hat mein Vater in den ersten Jahren auch in Deutschland erfolgreich als Bankier gearbeitet. Mitte der 60er-Jahre hatte er aber den Mut, sich seinen großen Traum zu erfüllen und Fotograf zu werden. Schnell wurde er zu einer Persönlichkeit in der Fotografie-Szene. So er lebte ich bereits in meiner Kindheit den täglichen Kontakt zur Ästhetik der Fotografie, die Welt der Fotografen, das intensive Leben meiner Eltern und deren Freunde aus der Düsseldorfer Mode-, Intellektuellen- und Künstlerszene.

Sie haben aber zuerst einen anderen Weg eingeschlagen und Grafik & Design an der FH Düsseldorf studiert. Wie sind Sie dann zur Fotografie gekommen?

Ja, zuerst wollte ich in die Werbung gehen und habe deshalb Grafik & Design studiert. Meilenstein für meine künftige Karriere als Fotograf war aber dann das Fulbright Stipendium und die Studienzeit an dem weltberühmten „Brooks Institute of Photography“ im kalifornischen Santa Barbara. Es war eine sehr gute aber sehr harte Schule. So wurde mein erstes Foto, das ich stolz abgeben habe, feierlich vor der ganzen Klasse verbrannt, weil es den Ansprüchen des Lehrers nicht genügte.

Das hört sich erstmal nicht wirklich inspirierend an. Was hat Sie dann letztlich motiviert, Fotografin zu werden?

Entscheidend motiviert haben mich in dieser Zeit die persönlichen Begegnungen mit Größen wie Richard Avedon, Irving Penn, Helmut Newton, Yusuf Karsh, Robert Mapplethorpe, Ansel Adams, Ernst Haas, Harry Benson, Arnold Newman bis hin zu Annie Leibowitz, die Workshops an der Schule gegeben haben und mit denen ich zum Teil auch zusammen arbeiten durfte. Sie haben mich angesteckt: Ich konnte ihre Lebenslust, überströmende Energie und Leidenschaft für ihre Arbeit hautnah spüren und miterleben. Aber auch ihre Selbstzweifel haben sie geteilt.

Sie arbeiten nun seit 1991 erfolgreich als Werbe-, Mode- und Portrait-/People- Fotografin. Welchen Reiz üben diese Bereiche auf Sie aus?

Ich liebe Menschen. Da liegt es nahe, dass ich sie in den Mittelpunkt meiner Arbeit stelle. Menschen sind so facettenreich, und die persönliche Auseinandersetzung mit ihnen bereitet mir viel Freude. Ich betrachte es als ein Geschenk, durch meinen Beruf immer wieder die Gelegenheit zu bekommen, so viele verschiedene Persönlichkeiten kennen zu lernen.

Spielt der Zufall bei Ihren Arbeiten eine Rolle oder ist alles geplant?

Auf jeden Fall beides! Man sagt mir einen Hang zum Perfektionismus nach. Aber bei aller akribischen Planung ist es immer wichtig, offen zu bleiben und spontane Ideen und unerwartete Momente mit aufzunehmen, wenn diese sinnvoll erscheinen. Jedoch darf man dabei das Ziel nie aus den Augen verlieren.

Wie würden Sie selbst Ihren Stil beschreiben?

Ich würde sagen, ich versuche in meiner Arbeit zeitlos zu sein, den Betrachter emotional zu berühren und letztlich mit einer überwältigenden Qualität und Ästhetik zu überzeugen.

Was zeichnet Ihrer Meinung nach einen guten People-Fotografen aus?

Er muss vertrauenswürdig sein, da er bei einem Fotoshooting die Menschen oft in einer sehr sensiblen Situation antrifft. Viele Menschen - selbst erfahrene Fotomodelle - fühlen sich anfangs vor der Kamera ein wenig unbehaglich und seelisch nackt. Und sie haben Recht, denn nichts ist so schutzlos wie ein Gesicht. Es verrät gnadenlos jedes Gefühl aus deinen Innern. Sich zu öffnen und loszulassen, die Führung und Kontrolle für ein gutes Bildergebnis dem Fotografen zu überlassen erfordert Mut. Das erfordert großes Vertrauen. Dies kann wiederum nur aber passieren, wenn man ehrliches Interesse an seinem Gegenüber hat, sich auch selbst öffnet, und ihm zeigt, dass man ihn mag und respektiert. Dann entsteht eine Atmosphäre der Zusammenarbeit, des gegenseitigen Gebens und Nehmens. Ist dieser Moment erreicht, kann die Arbeit gelingen.

Was zeichnet Ihrer Meinung nach ein herausragendes Foto aus?

Wenn das Bild mich auf eine gewisse Art emotional fesselt und mir das Gefühl gibt, in eine andere Welt eintauchen zu können. Vor allem sollte ein herausragendes Foto die Inspiration beflügeln. Dann wird es spannend.

Gerade waren Ihre Fotografien der inszenierten alpinen Heimat „Home Sweet Home“ bei der PhotoPopUpFair ausgestellt. Welchen Stellenwert haben Ihre freie Arbeiten beziehungsweise künstlerischen Projekte für Sie?

Freie Arbeiten haben bei mir einen hohen Stellenwert. Neben meiner Arbeit investiere ich so stets viel Zeit und Energie in meine eigenen künstlerischen Projekte und bin dadurch seit 1993 immer wieder auf Ausstellungen und in Publikationen in ganz Europa vertreten. Seit Jahren kann ich auch eine verstärkte Nachfrage meiner freien Arbeiten bei Sammlern verzeichnen, was mich sehr glücklich macht. 

Was inspiriert Sie?

Mich inspirieren außergewöhnliche Fotografien, aber auch oft die kleinen Dinge des Alltags, aus denen sich neue Ideen entwickeln, die ich in mein kleines schwarzes Buch notiere, bis es Zeit wird, diese in eine neue Arbeit einfließen zu lassen. Die Kunst ist für mich aber die größte Quelle der Inspiration.

Wie hat sich für Sie die Fotografie im Übergang von der analogen zur digitalen Technik verändert?

Ich komme aus der guten alten analogen Zeit, wo wir noch in aller Ruhe und voller Konzentration an einem Bild gearbeitet haben. Man musste auf sein Können vertrauen, denn das Ergebnis konnte man erst sehen, wenn die Filme aus dem Labor kamen. Meist aber war dieses Bild nicht nur hundert Prozent korrekt belichtet, sondern auch inhaltlich und in seiner Aussage perfekt. Es musste nichts im Nachhinein retuschiert oder verändert werden. Heute sichtet man bei einer Produktion gerne mal an die 2.000 Bilder. Alles soll schnell, schnell gehen. Es heißt dann, das machen wir nachher in der Retusche. Am Ende dauert es aber dann oft wieder länger und kostet.

Laien machen auf ihren Smartphones auch wunderschöne Aufnahmen, die sehr professionell aussehen! Wozu braucht man dann heutzutage noch einen Profifotografen?

Natürlich kann jedem mit seinem Smartphone ein wunderbarer Glücksschuss gelingen. Auch ich fotografiere gerne mit meinem iPhone. Die Ergebnisse sind wirklich erstaunlich gut. Jedoch muss ich als konzeptionelle Fotografin die Bildaussage umsetzen, die der Kunde von mir wünscht und nicht das, was mir die Automatik der Kamera gerade anbietet. Das ist schon eine ganz andere Sache. Dies fordert ein technisches Know-how, ein Auge für die Inszenierung, die Fähigkeit, Licht zu sehen und lenken zu können, ein Gespür für die richtige Bildkomposition und den richtigen Moment zu haben und letztlich die Gabe, dass sich Menschen, Team und Modelle der Führung des Fotografen anvertrauen.

Was schätzen Sie an Ihrer Tätigkeit? Was macht für Sie die Arbeit als Fotograf aus?

Ich schätze es sehr, dass man in diesen Beruf kreativ arbeiten kann, man oft viel reist, vielen unterschiedlichen Menschen begegnet und so Einblicke in bestimmte Bereiche erhält, die man vorher kaum kannte. Das ist natürlich spannend. Es passiert immer wieder etwas Neues und ist jedes Mal eine andere Herausforderung. Deshalb bin ich ein sehr glücklich und dankbar in diesem Bereich arbeiten zu können.


Kurzvita

Anne-Marie von SarosdyAnne-Marie von Sarosdy wurde geboren in Düsseldorf, studierte dort Visuelle Kommunikation und erwarb 1982 ihr Diplom in Grafik & Design. Studierte drei Jahre am renommierten „Brooks Institute of Photography“ in Santa Barbara (Kalifornien) aufgrund eines „Fulbright Stipendiums“. Abschluss als „Master of Science in Photography“. 1986 Rückkehr nach Deutschland. Nachdem sie ihre Meisterprüfung als Fotografin abgelegt hatte, wurde sie für außergewöhnliche Leistungen in der Fotografie im gleichen Jahr mit dem „Heinrich Huss Preis“ ausgezeichnet. Seit 1991 ist sie erfolgreich als Werbe-, Mode- und Portrait- Fotografin in ihrem Düsseldorfer Fotostudio tätig und ist dabei auch weltweit für ihre Kunden unterwegs. Neben ihrer Arbeit widmet sie sich leidenschaftlich ihren künstlerischen Projekten: der klassischen schwarz-weiß Aktfotografie „Body Sculptures“ und den farbenfrohen sowie provozierenden Fotografien der inszenierten alpinen „Heimat“. Ihr Interesse an Kunst inspiriert ihre Fotografie, die mehrfach in Magazinen, Galerien, Kunstbüchern und Museen europaweit ausgestellt und publiziert wurden.



Christian Theisen und Jürgen Büssow

"In den Städten wird, insbesondere bei jüngeren Menschen, die Bedeutung des Autos als Statussymbol abnehmen"

Interview mit Jürgen Büssow, Regierungspräsident a.D.


von Christian Theisen

Herr Büssow, Sie waren 15 Jahre lang bis 2010 als Regierungspräsident in Düsseldorf tätig. Dort haben Sie einige durchaus umstrittene Entscheidungen in den Gebieten Kultur, Industrie und Internet getroffen. Wie sehen Sie heute mit 6 Jahren Abstand Ihre Sperrverfügung?

Ich bin heute noch der Auffassung, was offline nicht gestattet ist (Volksverhetzung, Rassismus, Antisemitismus - darum ging es ja damals), ist auch online nicht zu tolerieren. Diese Debatte hat ja nicht aufgehört. Im übrigen haben die angesprochenen Verwaltungsgerichte und das Oberverwaltungsgericht Münster - letzteres im Eilverfahren - der Bezirksregierung Düsseldorf recht gegeben. Die damaligen Provider-Firmen wollten es auf eine höchstrichterlichen Entscheidung, etwa vor dem BGH, nicht ankommen lassen. Natürlich ersetzt das Verwaltungshandeln nicht die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit solchen Inhalten. Die Hoffnung, dass das Netz sich selbst reguliert, ist jedenfalls nicht aufgegangen.

Das Internet wird ein immer zentralerer Wirtschaftsfaktor moderner Gesellschaften wie Deutschland. Die Bedeutung der Industrie hingegen nimmt ab. Eine gute Entwicklung?

Das Internet ist eine technische und gesellschaftliche Tatsache. Es hat gute und schlechte Seiten. Es erleichtert die Kommunikation und macht die Welt mitunter zum „global village“, in dem sich Leute treffen, die sonst nie zusammen gekommen wären. Das ist in jeden Fall eine Bereicherung. Eine der Herausforderungen des Internets besteht in der Glaubwürdigkeit der Quellen. Wenn ich mir eine Meinung über den Russland-Ukraine-Konflikt bilden will oder mir ein Bild über die verschiedenen Konfliktparteien in Nahost verschaf fen möchte, kommt immer die Frage auf: Kann ich den Informationen im Internet trauen? Wir beginnen gerade in Deutschland, wie in den USA, Frankreich und Großbritannien eine Gerechtigkeitsdebatte. Dabei geht es besonders darum, dass viele Menschen (40%) in unserer Gesellschaft wirtschaftlich und sozial abgehängt werden, während sich Vermögen und Einkommen bei wenigen konzentrieren (Thomas Piketty / Marcel Fratscher). Es stimmt nicht, dass die Bedeutung der IndustFinanzierie abnimmt. Vielmehr ist ihre Produktivität gewachsen und Deutschland ist immer noch der drittgrößte Exporteur von Industrieprodukten weltweit.

Sie engagieren sich in der Initiative „Zukunft durch Industrie“ für Deutschland als Industriestandort. Geht es dabei um den Erhalt alter Strukturen oder eher um einen Wandel innerhalb der Industrie?

Es geht um beides. Wir sind eine sehr wettbewerbsstarke Industriegesellschaft. Unsere mittelständischen Unternehmen (Maschinenbau, Automotiv, Chemie) sind nicht selten „Hidden Champions“. Aber ganz neue Erfindungen, die die tradier ten Geschäftsmodelle substituieren oder erneuern, kommen selten aus Deutschland. Alleine, wenn Elektro- Autos von Google, Apple, Facebook etc. zu erschwinglichen Preisen auf den Markt kämen, würde das große Bereiche der deutschen Automotiv- Industrie (Kupplungen, Zündkerzen, Einspritzanlagen, Wasserpumpen etc.) überflüssig machen. Wir müs sen einerseits diese Wettbewerbsfähigkeit erhalten und gleichzeitig Raum geben, für „disruptive innovation“. Erfindungen also, die das Potential haben, bisherigen Technologien abzulösen. Diese Entwicklungen sind mit der Digitalisierung der Industrie (Industrie 4.0) bereits voll im Gange. Wenn man die letzte Hannover- Messe besucht hat, sieht man, dass deutsche Unternehmen immer mehr Industrie-Roboter herstellen, gleichzeitig aber immer mehr amerikanische Firmen - z.B. Microsoft - die Steuerungssoftware dafür liefern. SAP kann das auch. Wir müssen aufpassen, dass wir im Prozess der Digitalisierung der Industrie nicht die Steuerungsfähigkeit der Industrieproduktion verlieren.

Heutzutage werden Internet-Start-ups zu Hoffnungsträgern unserer Wirtschaft stilisiert. Branchenkenner wissen aber, dass die guten Zeiten für Buchungsplattformen, Shopping-Clubs & Co. längst vorbei sind. Wie könnte die Industrie von dem frischen Gründerspirit mit seinen neuen Herangehensweisen profitieren?

Ich finde gut, dass wir jetzt in Deutschland auch einen Gründer-Trend für Internet-Start-ups haben, nicht nur in Berlin, Hamburg und München, sondern auch in Düsseldorf und im Ruhrgebiet. Sie haben es mit Ihrer Frage bereits angedeutet, und ich stimme darin mit Ihnen überein, dass die industrielle Zukunft der deutschen Wirtschaft dadurch nicht entschieden wird. Die hiesige Industrie sollte Programmierer, Physiker, Mathematiker, Chemiker, Biologen, IT-Techniker mit Konstruktionsingenieuren zusammenbringen oder wenigstens ingenieurtechnische Start-ups darin unterstützen, neue Wege zu gehen, die nicht nur der Optimierung bestehender Unternehmensziele dienen. Wenn diese Kultur in Deutschland nicht gelebt wird, werden wir neue Erfindungen aus den USA und zunehmend aus Asien importieren müssen.

Junge Unternehmer haben meist ein Finanzierungsproblem und gerade bei technischen Innovationen ist der Kapitalbedarf hoch. Banken und auch Venture Capital Gesellschaften geben in Frühphasen kein Geld. Es gibt zwar Business Angels, aber die sind rar und begrenzt in ihren Möglichkeiten. In den USA gibt es hingegen eine gänzlich andere Investmentkultur. Wird Deutschland diesen Nachteil jemals aufholen können?

Das kann ich nicht prognostizieren. Mit den vorhandenen Finanzierungsmodellen allein, soweit ich sie überblicke, wird das nicht einfacher werden. Mit KfW-Krediten oder Krediten von den Geschäftsbanken und Sparkassen wird das nicht gelingen. Es müssen auch Experten bei der Kreditvergabe vorhanden sein, die eine plausible Prognose über die industriellen Start-up-Ideen abgeben können. Die Hochschulen brauchen mehr Spielräume, um unabhängig von der Drittmittelforschung, neue Entwicklungen zu initiieren. Wenn die Hochschulen zunehmend Forschungsgelder von Unternehmen erhalten, dienen sie der Realisierung der Unternehmensziele. Vielleicht wären finanzstarke, unabhängige For schungsfonds ein Weg in die richtige Richtung. Wir sprechen zwar bereits seit 20 Jahren von Risikokapital, aber es ist doch offensichtlich schwer, dieses Kapital in Deutschland zu mobilisieren.

Düsseldorf positioniert sich neuerdings als Start-up-Metropole und möchte Berlin Konkurrenz machen. Mit über 10 Millionen Einwohnern im Einzugsgebiet gibt es auch ausreichend Potential. Welche Themen sollte Düsseldorf Ihrer Meinung nach besetzen, um für Gründer und Investoren international attraktiv zu sein?

Ich bin der Meinung, dass Düsseldorf ein interessanter internationaler Wirtschaftsstandort ist. Auch die geografische Lage kommt der Stadt zugute. Leider gibt es keine Ingenieur-Hochschule in Düsseldorf. Aber in der Region gibt es ingenieurwissenschaftliche Fakultäten und Lehrstühle. Dabei denke ich an die Universitäten Duisburg- Essen, Bochum, die TH-Dortmund, Wuppertal. Das Forschungszentrum Jülich und die RWTH-Aachen und die Uni-Paderborn sind auch nicht so weit entfernt. Wir haben fünf industrielle Schwerpunkte in Düsseldorf: Stahlherstellung, Anlagenbau, Automobilproduktion, Chemie und Telekommunikation. Wenn es zu einer Kooperation mit diesen Schwerpunkten auf den brachliegenden Industriegeländen kommen würde, mit den genannten Universitäten und Unternehmen, wäre das auch attraktiv für ausländische Start-ups aus China, Russland, Israel, USA und anderen Ländern. Aber es bedarf der Initialzündung. Es reicht nicht, Pläne zu schmieden, diese Ideen müssen umgesetzt werden. Dabei kann die Stadt helfen, das Land und auch die Bundesregierung. Was nicht sinnlich wahrnehmbar ist, bleibt abstrakt, vor allem bei dem Risiko-Attentismus, der die deutsche Mentalität auszeichnet.

In Ländern wie China oder der Türkei können Investitionsprojekte aufgrund schneller Genehmigungsverfahren meist zügig umgesetzt werden. Sehen Sie in Deutschland Gestaltungsspielraum, um wieder wettbewerbsfähiger zu werden?

Ich habe 15 Jahre eine Genehmigungsbehörde geleitet. Und wir wussten, dass langwierige Genehmigungsverfahren zu einem Standortnachteil werden können. Deshalb haben wir uns angestrengt, die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Wir waren nachher die schnellste Genehmigungsbehörde in Europa, trotz unseres ausgeprägten Umwelt- und Beteiligungsrechtes, das wir immer eingehalten haben. Dafür braucht man allerdings ausreichend und qualifiziertes Personal. Wenn die Flächen entsprechend ausgewiesen sind, also Industrieflä chen, wüsste ich nicht, warum die Genehmigungsverfahren ein Hindernis sein sollten, neue Investitionsprojekte zügig voranzutreiben. Allerdings haben wir bei der Bezirksregierung die Bearbeitungszeiten erst dann gegen uns laufen lassen, wenn die Anträge vollständig waren. Die Unvollständigkeit der Genehmigungsanträge ist oftmals ein Grund für längere Verfahren. Wenn es komplizierter wurde, haben wir Antragsberatung geleistet.

Mit welchem Fahrzeug werden wir uns in 10 Jahren in Düsseldorf überwiegend fortbewegen?

Multimodal: ÖPNV, Fahrrad, Car-Sharing, temporäre genutzte Mietwagen mit Smart-Phones, Elektro-Autos und natürlich durchaus noch eigene Autos. In den Städten wird, besonders bei jüngeren Menschen, die Bedeutung des Autos als Statussymbol abnehmen. Es wird mehr um Mobilität, Flexibilität und Zeit-Effizienz gehen. Immer weniger Menschen werden bereit sein, durch langjähriges Abbezahlen ihres Autokredites, ihr Konsumverhalten einzuschränken.


Kurzvita

Jürgen BüssowJürgen Büssow wurde 1946 in Bad Godesberg geboren, nach Schulausbildung und Handwerkslehre Wehrpflicht und ab 1968 Studium der Sozialarbeit und der Erziehungswissenschaften mit Abschluss Diplom-Pädagoge. Ab 1975 Studienleiter der Erwachsenenbildung, Bergisch Gladbach. Referatsleiter in der Hans-Böckler-Stiftung (Deutscher Gewerkschaftsbund) sowie bis 1995 Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen, 1995 - 2010 Regierungspräsident des Regierungsbezirks Düsseldorf in NRW, bis 1995 Mitglied des Rundfunkrates WDR, Vorsitzender des Entwicklungsausschusses, ab 2010 Vorsitzender der „Grimmepreis-Freunde“ und Ehrenamtliches Vorstandsmitglied von „Zukunft durch Industrie“ e.V., seit 2014 Vorsitzender des Kunstvereins 701 e.V.